Gasthaus Erharter: Verfall der Vergangenheit

Tageszeitung, 23. August 2012 – von Silke Hinterwaldner

Viele Jahre lang war das Gasthaus ,,Erharter“ in Welsberg eine Schaltzentrale der Macht. Davon ist aber nichts übrig geblieben: Heute ist das denkmalgeschützte Gebäude  in einem jämmerlichem Zustand. Früher oder später will der Besitzer ein Wirtshaus daraus machen. Das alte ,, Erharter“ ist ein mythischer Ort.

Das alte ,, Erharter“ ist ein mythischer Ort. In diesem Gasthaus im Herzen von Welsberg haben sich Jahrzehnte lang Pusterer Politiker getroffen. Viele politische Entscheidungen fielen im ,,Erharter“ und nicht in den Büros der Landhäuser oder der Gemeinden. Bei einem Bier oder einem Glas Wein, das von einer der berühmten ,,Erharter“ – Schwestern serviert wurde, konnte man gut reden und ganz nebenbei große Politik machen. Das Gasthaus ist nun schon viele Jahre zu. Das alte, denkmalgeschützte Gebäude steht leer. Schlimm ist dabei: Das Haus ist sich selbst überlassen und zerfällt langsam. Sehr zum Ärger von Heimatpfleger Michael Burger. Er beschreibt die Situation wie folgt:

,, Der ehrwürdige Bau verlottert in einem absolut desolaten Zustand. Das Dach mehr löchrig als bedeckt, zahlreiche Fensterscheiben sind schon zerbrochen, nordseitig bröckelt der Spritzputz bereits ab. Die typische Holzveranda, die sich an der Westfassade herunter – zieht, droht bald abzubrechen. Der spätgotische Bau besitzt mehrere tonnengewölbte Räume mit wertvollem Brustgetäfel, darüber Porträts der Tiroler Freiheitshelden von 1809. Ein guter Grund, endlich mit der Restaurierung eines der wertvollsten Kulturgüter von Welsberg anzugehen. Ein wunderschöner, stattlicher Bau mit Dorfbild prägendem Charakter, der unbedingt zu erhalten ist.“

Wie wird es weitergehen mit dem alten ,,Erharter“? Manche befürchten, dass dort eine Tiefgarage entstehen könnte. Andere haben in Welsberg Angst vor neuen Zweitwohnungen. Aber Reinhold Prugger wehrt ab. ,,Ganz bestimmt nicht“, versichert er, ,,wird hier nicht derlei passieren. Ich werde nicht Haus, Grund und Boden verkaufen, um ein bisschen Geld auf der Bank zu haben. Das sind die Gedanken eines kleinen Mannes“. Und eben nicht die seinen. Der Unternehmer aus Welsberg ist schon seit den 70 er Jahren im Besitz der Immobilie. Und er hatte und hat eine klare Vorstellung davon, was mit dem Haus passieren soll: Er möchte ein schönes, altes Wirtshaus errichten. Dort soll es Hausmannskost geben, vormittags eine saure Suppe und ein Glas Wein. Cola oder Pizza sollen auf der Speisekarte fehlen. Ganz besonders wichtig ist: Es soll genügend Platz für die Gäste geben. ,, Schließlich sollen sich die Leute wohlfühlen“, sagt Prugger.

Aber warum nimmt er diese durchaus ehrgeizige Projekt nicht in Angriff? Derzeit konzentriert sich Prugger auf den Umbau der Festung auf der Plätzwiese. Und er verweist darauf, dass er bereits vor rund zehn Jahren die Wirtshaus – Pläne für das ,,Erharter“ lanciert habe. Damals rief diese Vorhaben wenig Begeisterung hervor. Denn: Prugger knüpft seine Pläne an einige Bedingungen. Unter anderem könne das ,,Erharter“ nur vorbildlich umgebaut werden, wenn das Land entsprechende hohe Beiträge auszahle und bei der Planung die Weichen stelle. ,,Es stimmt schon“, sagt Prugger, ,, man müsste endlich mit dem Sanieren anfangen. Schließlich gehört in jedes Dorf ein ordentliches Wirtshaus. Aber nicht nur für Welsberg wäre dieses Wirtshaus eine Bereicherung, sondern für das gesamte Pustertal.“

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