Premio Architettura Oderzo 2012 für historische Rasner Brücke

DREIBRÜCKEN.DREIEPOCHEN.DREISTRUKTUREN
Sanierung und museale Aufwertung der historischen Rasner Brücke wird mit dem Premio Architettura Oderzo 2012 ausgezeichnet.

Bereits vor mehreren Jahren hat die Gemeindeverwaltung von Rasen-Antholz eine Initiative zur Aufwertung wichtiger archäologischer und historischer Stätten in Angriff genommen. Der Ausgangspunkt für ein Themenwegenetz mit dem Namen „thema!“ war die archäologische Zone „Windschnur“ mit ihren wertvollen Funden sowie der dortige Bunker, der zugänglich gemacht werden soll. Ein erster und wichtiger Teil des Gesamtkonzeptes war die Sanierung und museale Aufwertung der historischen Rasner Brücke auf der alten Pustertaler Straße. Hier treffen nämlich drei außergewöhnliche Zeitzeugnisse des Straßen- und Brückenbaues im Pustertal aufeinander. Es sind Brücken und Straßen aus drei Epochen, bestehend aus drei unterschiedlichen Baustrukturen:

  • die Holzbrücke, über die die alte bis 1847 befahrene Pustertaler Poststraße führte.
  • die Steinbogenbrücke, erbaut 1847 im Zuge des Ausbaues der Pustertaler Straße unter Kaiser Ferdinand I. Sie trug bis 2008 den gesamten Verkehr durch das Pustertal.
  • die Stahl- und Betonbrücke, welche 2008 in Betrieb gesetzt wurde.

Zudem verlief hier am Rande auch der Römerweg.

Durch den Bau der neuen Brücke wurde das 180 Meter lange verbliebene Straßenstück nicht mehr benötigt. Dieser Abschnitt mit der bauhistorisch wertvollen Steinbrücke aus dem Jahre 1847 (sie war eigentlich zum Abbruch bestimmt!) wurde als zeitgeschichtliches Dokument erhalten und restauriert.

Dabei sollte die Geschichte der Brücke und die Geschichte des Pustertaler Straßenbaues samt dem berühmten Ingenieur Alois Negrelli in musealer Form dargestellt werden. Dieser war befasst mit der Projektierung der Reichsstraße von Toblach nach Verona. Das Teilstück St. Lorenzen-Kiens wurde 1824 von ihm persönlich gezeichnet. Es ergab sich nur mehr an dieser Stelle diese einmalige und passende Gelegenheit, so ein Projekt umzusetzen. Nachdem sich dieser Ort am Rande eines wichtigen archäologischen Gebietes befindet, wird die vormalige „alte“ Straße wie eine Ausgrabung behandelt und sie liegt, radikal vom Asphalt der neueren Straße abgeschnitten, etwas tiefer.

Drei Epochen der jüngeren Straßengeschichte werden durch die Musealisierung sichtbar gemacht:

  • Der östliche Teil der Straße verblieb im heutigen Bauzustand, mit Asphaltbelag und Stahlleitplanken
  • anschließend wurde ein Teil der Brücke in dem Zustand belassen bzw. hergerichtet, wie er um 1938 erstellt wurde: mit erstem Asphaltbelag und Brüstungselementen aus Betonfertigteilen. Diese haben in den letzten 70 Jahren viele Straßenbrücken geprägt und sind heute fast gänzlich verschwunden.
  • Der restliche Teil wurde in den historischen Zustand von 1847 zurückgeführt, mit festem Kalkschotterbelag, einer Steinmauerbrüstung samt Steinabdeckung, der Errichtung eines Geländers mit den besonders geformten Granitwehrsteinen und Holzbalken als Brüstung. Dies alles entstand auf der Grundlage der Originalpläne, welche R. Tasser und A. Willeit im Tiroler Landesarchiv gefunden haben.

Weiters wurden die früher im Pustertal verwendeten runden Betonwehrsteine und ein Kilometerstein von 1930 eingesetzt, ebenso einige Granitwehrsteine von der Staller-Sattel-Straße, sowie charakteristische Pyramidenpappeln, welche früher die Pustertaler Straße geprägt haben. Bereits vor 200 Jahren wurden solche als Straßenalleebäume verwendet, wovon bei der historischen Brücke in Mühlbach die letzten zwei riesigen Pappeln aus der Zeit des Straßenbaues um 1830 zeugen.

Außerdem wurden die bestehenden Böschungsmauern aus Natursteinen von 1938 und die Steinkörbe (Gabbioni) von 1985 belassen, weil sie zur Straßengeschichte gehören.

DURCH DAS PUSTERTAL. VON DER LIENZER BIS ZUR MÜHLBACHER KLAUSE.
Das ist der Titel der 13 m langen Stahlskulptur in der Form des Pustertales mit allen Ortschaften und Seitentälern. Auf dieser sind 12 bedruckte Paneele zu verschiedenen verkehrsrelevanten Themen angebracht (Römer, Alpenwall, Zug, Post,…).
Das Projekt stammt von Caroline und Albert Willeit (willeitarchitektur) und Baukanzlei Sulzenbacher & Partner.
Das museale Konzept haben willeitarchitektur, Gruppe Gut und Josef March erstellt, gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Brücke um Herbert Berger, Maria Messner, Marco Pinzan, Klaus Ausserhofer, Rudolf Tasser und Florian Kronbichler.

Juryurteil (übersetzt):
„Mitten im Pustertal macht es die Errichtung der neuen Brücke möglich, den Straßenbau in seiner gesamten Entwicklung an einem Beispiel gleichzeitig zu dokumentieren und zu veranschaulichen. Es wird dabei Bedacht genommen auf den Wert der verschiedenen Bauphasen und zugleich werden Abbruch oder Verwahrlosung vermieden.“
Bauherr war die Autonome Provinz Bozen-Südtirol und die Gemeinde Rasen-Antholz
Den Spezialpreis der Jury hat die Autonome Provinz Bozen-Südtirol als Bauherr für die anhaltende gute Qualität ihrer eigenen Projekte und Bauten erhalten.

Diese Auszeichnung für die Planer und Auftraggeber ist eine große Wertschätzung für den Erhalt historischer Bausubstanz und für das gute und interessante Konzept zur musealen Nutzung.

Die Preisverleihung erfolgt am 24.11.12 in Oderzo zugleich mit einer Ausstellung der präm. Projekte.
http://www.premioarchitetturaoderzo.it/
Planung und Ausschreibung: 2009-2010
Ausführung: März-Juli 2011
Internetauftritt: www.thema.rasen.it

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