Hans Karl Peterlini: Nobel geht die Welt zugrund

„Quergedacht“, Katholisches Sonntagsblatt, 25.11.2012 – ,,Nobel geht die Welt zugrund“ – was für ein edler Satz, welche Haltung! Das Sprichwort ist nicht eindeutiger Herkunft, vielfach wird es dem Räuber Mohr vom Schiller in den Mund gelegt, der ja von edlem Gaunertum war, manche siedeln es im alten England an, wo Scheitern immer eine Frage von Stil war, hingenommen mit Schirm, Charme und Melone. Für Moralisten spielt es auf eine Welt an, die sich vor lauter Fraß und Genusssucht selbst zugrunde richtet. Es würd‘ mich nicht wundern, käme es in Wahrheit aus unserem so rekordverdächtigen Landl: Wenn da nicht grad nobel eine Welt zugrunde geht, die wir für heil gehalten haben und die sich als Etablissement ständig neuer Überraschungen entpuppt! Was zum Plärren sein könnte, was zur Wut führen müsste oder wenigstens zum Mut nach einem Neuanfang ganz, ganz unten am Boden der Bescheidenheit, das wandelt dieser Spruch zum schönsten Schauspiel: mit welch‘ kühnen Streichen uns da manche Herren unterhalten, wie großzügig sie in Zeiten des Sparens ihr Taschengeld von 70.000 Euro verteilen, wie tapfer sich Manager als Arbeitslose melden und zu Mittellosen wandeln, wie unerschütterlich sie uns glauben ließen, dass sie nur unser Bestes wollten – und es sich genommen haben. Nobel, nobel kann man da nur sagen.

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2 Antworten auf Hans Karl Peterlini: Nobel geht die Welt zugrund

  1. Christian sagt:

    Nobelpreis, dass Sie das erst jetzt erkennen. Sie sind mit diesen Leuten „groß“ – „nobel“ geworden. Und sehen jetzt erst, dass „nobel“ die Welt zugrunde geht. Was haben Sie ein halbes Jahrhundert „nobel“ gemacht? „Nobel“ Geschichten gelesen oder was?

    • Irene Cennamo sagt:

      Nichts für ungut, Christian, aber hätten Sie mehr Zeitgeschichte, sowie mehr journalistische Texte des Hans Karl Peterlini gelesen, dann würden Sie sich ihm gegenüber viel weniger zynisch ausdrücken. Aber Sie haben ja noch Zeit, sich bei Gelegenheit einzulesen, um Einsicht zu gewinnen, wer in dieser Geschichte „der Feind“ ist!
      Der Fiebermesser misst die Temperatur, ihn trifft doch keine Schuld dafür, dass jemand Fieber hat?!
      MfG
      Irene