Krankenhaus Innichen: Leere Schachtel, TZ, 120113

Sanitätsdirektor Oswald Mayr hat seine Karriere als Arzt in Innichen begonnen. Mittlerweile ist er dort zum Feindbild geworden: Er muss den Menschen erklären, wie und wo eingespaart, gestrichen und gekürzt wird.
von Silke Hinterwalnder

Es ist schon ein paar Jare her. Nach dem Abschluss seines Medizinstudiums hat Oswald Mayr das Krankenhaus von Innichen gewählt, um sich beruflich die ersten Sporen zu verdienen. Nach so langer Zeit ist er immer noch voll des Lobes für die Struktur. ,, Die klinischen Grundlagen habe ich in Innichen erlernt“, sagt Mayr, ,, aus dieser Zeit habe ich noch persönliche Bekanntschaften, die ich sehr schätze.“ Mittlerweile ist Oswald Mayr in Innichen nicht mehr allzu gern gesehen. Das hat einen einfachen Grund: Der Mediziner ist zum obersten Sanitätsdirektor des Landes avanciert und hat nun die leidige Aufgabe, Geld zu sparen. Derlei Spar – und Reformvorhaben führen immer dazu, dass vor allem die Krankenhäuser in der Peripherie betroffen sind.

Gestern um 15.00 Uhr war Mayr zu einer Aussprache mit den Ärtzten nach Innichen geladen. Empfangen wurde er aber nicht nur von Medizinern, sondern von einer Gruppe von Kämpfern für das Krankenhaus.

Denn: In Innichen will man sich die Kürzung der Bettenanzahl, die Streichung von Dioensten, den Verlust von Primarstellen und ähnlichen Plänen nicht gefallen lassen. ,, Die Herren aus Bozen werden sich noch wundern“, sagt Rosmarie Burgmann von der Initiativgruppe Pro Krankenhaus, ,, wir werden ganz bestimmt nicht klein beigeben“.
Gezeigt hat sich das bereits am Donnerstagabend. Die Frauenorganisationen im Hochpustertal hatten zu einem Treffen geladen – und gekommen waren weit mehr als erwartet. Die Botschaft ist klar: Das Krankenhaus in Innichen darf nicht ausgehungert werden. Jetzt hat man eine Petition für den Bürgermeister verabschiedet: Werner Tschurtschenthaler soll alle verantwortlichen Politiker und Sanitätsverwalter, Luis Durnwalder, Andres Fabi, Florian Zerzer und Walter Amhof, für eine Bürgerversammlung nach Innichen holen. Diese Veranstaltung ist für Februar geplant. Gleichzeitig sollen die Bürgermeister der Nachbargemeinden verstärkt auf das Problemkind Krankenhaus aufmerksam machen. Wenn das Reden alles nicht mehr nützt, dann wollen die Innichner zu anderen Maßnahmen greifen. Am Donnerstagabend war bald klar, dass für einen Protstmarsch nach Bozen gleich mehrere Busse gefüllt werden können.
,, Wir verstehen einfach nicht“, sagt Burgmann, ,, worin das Sparpotential besteht. Wenn die Patienten nach Brixen oder nach Bozen fahren müssen, ist die Behandlung deshalb noch lange nicht kostenlos. Das hat alles weder Kopf noch Fuß.“

Aber während im Hochpustertal sämtliche Poilitiker, Gremien und Vereine dafür kämpfen, dass ihr Krankenhaus nicht eine leere Schachtel wird, kommen aus Bozen stets beschwichtigende Worte: Man wolle das Krankenhaus erhalten, ganz bestimmt nicht aushöhlen, kaputtsparen oder gar auflassen.

Oswald Mayr ist einer von denen, die diese Sätze gebetsmühlenartig wiederholen. Aber in Innichen wird dies nur als billige Beschwichtigungstaktik gesehen. ,, Wir versuchen“, sagt Mayr selbst, ,, ein gemeinsames Konzept zu entwerfen. Wir wollen versichern, eine angemessene Betreuung zu erhalten, müssen sie aber den neuen Bedingungen anpassen.“

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