Rekord – Arbeitslosigkeit in Europa. Süddeutsche Zeitung, 3. April 2013

19 Millionen Menschen haben derzeit keinen Job, so viele wie nie zuvor seit der Einführung des Euro. Besonders die junge Generation im Süden leidet unter der Krise. Brüssel spricht von einer Tragödie.
von Markus Balser

München – Die Arbeitslosigkeit in den 17 Euro -Ländern ist auf den höchsten Stand seit Einführung der gemeinsamen Währung vor elf Jahren gestiegen. Im Februar waren 19,07 Millionen Menschen ohne Job, 33.000 mehr als noch im Januar. Die neuen Daten entsprächen einer Arbeitslosenquote von zwölf Prozent, teilte die europäische Statistikbehörde Eurostat am Dienstag in Luxemburg mit.

Damit kommt die Wirtschaftskrise in Europa mit voller Wucht bei den Beschäftigten an. Allein in den vergangenen zwölf Monaten haben knapp 1,8 Millionen Männer und Frauen ihre Stelle verloren. Besonders betroffen von Entlastungen waren Arbeitnehmer in den südeuropäischen Krisenländern. Griechenland und Spanien meldeten eine Quote von mehr als 26 Prozent und damit die höchsten Werte.

In Portugal beträgt die Arbeitslosenquote 17,5 Prozent. Besonders stark war der Stellenabbau zuletzt in Frankreich, Italien, Spanien, Holland, Irland, Griechenland.

Zum großen Verlierer in der Krise werden der Statistik zufolge junge Europäer: Mehr als die Hälfte der Menschen unter 25 Jahren in Griechenland und Spanien ist mittlerweile ohne Job. In Portugal und in Italien hat statistisch jeder Dritte keine Arbeit. Im Durchschnitt lag die Jugendarbeitslosigkeit in der Euro -Zone damit bei 23,9 Prozent – auch das ist der Statistikbehörde zufolge ein neuer Rekord. Genau ein Jahr zuvor waren 22,3 Prozent der jungen Menschen unter 25 Jahren arbeitslos.

Eu -Arbeitskommissar Laszlo Andor nannte die Zahlen inakzeptabel und sprach von einer ,,Tragödie für Europa“. Er ließ eine Sprecherin erklären, ,,die EU und ihre Mitgliedsstaaten müssen alle verfügbaren Mittel anwenden, um Arbeitsplätze zu schaffen und wieder zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum zu kommen“. Der Ungar rief die EU -Länder auf, die bereits beschlossene Jobgarantie für Jugendliche umgehend umzusetzen. Demnach sollen die Mitgliedsstaaten aller Bürger in der EU unter 25 Jahre garantieren, dass sie spätestens vier Monate nach Ende ihrer Ausbildung oder nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes ein Angebot für eine neue Stelle, einen Ausbildungsplatz oder einen Praktikumsplatz erhalten.

Grund für den schwachen Arbeitsmarkt ist die Rezession. Die Wirtschaft im Währungsraum war zum Jahresende 2012 so stark geschrumpft wie seit dem Höhepunkt der Finanzkrise Anfang 2009 nicht mehr.Die Chancen auf eine schnelle Erholung stehen derzeit schlecht. Das Bruttoinlandsprodukt wird nach Prognose der EU -Kommission in diesem Jahr mit einem Rückgang um 0,3 Prozent zum zweiten Mal in Folge sinken. Brüssel erwartet für dieses Jahr deshalb eine neuen Anstieg der Arbeitslosenquote auf bis zu 12,2 Prozent. Erst 2014 könnte sie wieder sinken, wenn sich die Wirtschaft bis dahin wie erwartet leicht erholt.

Die neuen Arbeitsmarktdaten machen deutlich, wie sehr die Krise das Gefälle zwischen den südeuropäischen Krisenstaaten und den starken Ländern des Währungsraums verstärkt. Deutschland weist eine Quote von 5,4 Prozent auf – nur der Nachbar Österreich steht mit 4,8 Prozent noch besser da.

 

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