Transportbranche: Nur Straße gewinnt

ORF Oe1 10.05.2013 – In der Transportbranche gibt es europaweit derzeit einige Verlierer: Das Geschäft mit Container-Schiffen ist in der Krise. Der Güterverkehr auf der Bahn befindet sich in einem Rückzugsgefecht, wie es ÖBB-Chef Kern vor kurzem formuliert hat. Nur der Güterverkehr auf der Straße nimmt zu.

Noch mehr LKWs

Kurz- bis mittelfristig werden auf Europas Straßen deutlich mehr LKWs unterwegs sein. Einer der Hauptgründe liegt in Osteuropa: „Viele Güter werden nicht mehr in Westeuropa hergestellt, sondern zunehmend in Ländern wie der Slowakei, Polen und Lettland“, sagt Alexander Klacska in der Wirtschaftskammer für den Bereich Transport und Verkehr zuständig: „Das bedingt natürlich auch, dass sich in diesen Ländern mehr Transporte ergeben. Diese süd-ost-europäischen, baltischen Länder klassisch auch schlechtere Schieneninfrastruktur vorzuweisen haben und es dadurch auch zu einem Wachstum im Straßengüterverkehr gekommen ist.“
Osteuropas schlechtes Schienennetz

Mit anderen Worten, das Schienennetz ist in Osteuropa nicht gut genug ausgebaut, um eine Alternative zur Straße zu sein. Das bestätigt auch Sebastian Kummer, Verkehrsexperte an der Wirtschaftsuniversität Wien: „Das liegt zum einen an der schlechten Infrastruktur in Mittel- und Osteuropa, aber vor allem eben auch daran, dass die Schienenunternehmen – die Eisenbahnunternehmen, die den Güterverkehr betreiben – in Mittel- und Osteuropa in den letzten Jahren sehr schwach aufgestellt sind. Die haben einfach den Wechsel von einem sozialistischen Regime in die freie Marktwirtschaft nur wenig überstanden und im Grunde genommen stehen alle diese Eisenbahnunternehmen – bis auf die Ausnahme von Polen – nahezu vor der Insolvenz.“
Keine Investoren in Sicht

In Osteuropa muss also einiges passieren, wenn man den wachsenden Güterverkehr nicht nur auf der Straße haben will, sondern zum Teil auf die Schiene verlagern will. Wichtig wären zum Beispiel Investoren, doch die sind für einige Länder nicht Sicht. Sebastian Kummer: „Das Problem ist, dass mit dem Kauf der MAV Cargo, aber auch die deutsche Bahn AG mit ihren Käufen, relativ viel Geld verloren wurde und deswegen in Zukunft vorsichtiger sind. Und deshalb gibt es keine Käufer für zum Beispiel die slowakische oder sie slowenische Bahn, aber auch in Rumänien gibt und private Investoren nur sehr langsam diesen Eisenbahnbereich entdecken.“

Langfristig hat die Bahn aber auch in Osteuropa durchaus eine Chance gegen den Güterverkehr auf der Straße, sagt Sebastian Kummer. Denn vor allem auf langen Strecken sei die Bahn effizienter und kostensparender, als der LKW.

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