PM Dachverband: Neue Kampagne der SEAB verleitet zum Wegwerfen

Mit der neuen Werbekampagne zum Restmüll katapultiert sich die SEAB (Energie- Umweltbetriebe Bozen AG) in die Steinzeit der Mülltrennung zurück. Es werden so nicht nur alle Bemühungen zur Steigerung des Anteils getrennt gesammelter Stoffe konterkariert, es wird gleichzeitig auch suggeriert, dass sich durch die undifferenzierte Restmüllsammlung all unsere Abfallprobleme auch für zukünftige Generationen lösen lassen. Sinn und Zweck dieser Kampagne dürfte es sein, dem in Kürze in Betrieb gehenden und stark überdimensionierten Müllverbrennungsofen ausreichend Müll mit hohem Brennwert zur Verfügung stellen zu können. Die Vermeidungspolitik der SEAB sowie der Verantwortlichen im Bozner Rathaus ist also alles andere als kohärent.

„Meine Tonne ist … gierig nach Restmüll“ – der neue Slogan der SEAB-Werbekampagne. Auf den Plakaten werden Kinder gezeigt, die durchaus recyclingfähige Produkte wie Tetra-Pak oder Kunststoffverpackungen in die Restmülltonne werfen. Die Botschaft dieser neuen Kampagne ist das genaue Gegenteil der vielen Ankündigungen und Versprechen, auch in Bozen den Anteil der getrennt gesammelten Wertstoffe endlich auf ein zeitgemäßes Niveau zu heben. Bozen bildet das Schlusslicht aller Südtiroler Gemeinden, was die Recycling-Rate anbelangt. Dabei hat Bozen als mit Abstand bevölkerungsreichste Gemeinde des Landes den größten Anteil am jährlich produzierten Müllberg in Südtirol. Dass gerade diese Gemeinde bzw. deren Abfallentsorger nun dafür wirbt, die Restmüllcontainer regelrecht zu „füttern“, ist reichlich grotesk. Auch die Darstellung von Kindern, die diese „Fütterung“ vornehmen, ist unterste Schublade, da gerade zukünftige Generationen noch stärker als bisher für einen bewussteren Umgang mit Wertstoffen und für das Recycling sensibilisiert werden sollten.
Die einzige Einrichtung im Lande, die „gierig“ nach Restmüll ist, ist der in Kürze in Betrieb gehende Müllverbrennungsofen, der trotz einer ganzen Reihe von Stellungnahmen und Interventionen verschiedenster Seiten stark überdimensioniert errichtet wurde und für den Betrieb nun eine Mindestmenge an Müll mit hohem Brennwert braucht. Durch eine gut funktionierende Wertstoffsammlung fehlen aber genau jene Wertstofffraktionen im Restmüll, weshalb jetzt die SEAB Werbung für den Restmüll machen muss, damit dem Bürger neben den gut 140 Millionen Euro für den Bau des Müllverbrennungsofens nicht noch weitere Kosten durch die betriebsbedingte Zufeuerung bei schlechtem Brennwert des Restmülls drohen.
Diese rückwärts gewandte Abfallpolitik ist auf Gemeinde- und Landesebene schnellstmöglich zu korrigieren und es ist dafür Sorge zu tragen, dass das politisch viel gerühmte Klimaland Südtirol diesem Anspruch endlich auch im Abfallbereich gerecht wird.

Dachverband für Natur- und Umweltschutz
16.05.2013

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