Obervinschgau: Schleichende Uniformierung des Turauna – Schuttkegels

Dolomiten, 04.06.2013 – Monokulturen breiten sich stark aus: Eine typische Kulturlandschaft des Vinschgau wird dem Obstbau geopfert
von Peter Ortner

Mit dem Abschmelzen der eiszeitlichen Gletscher und dem Auftauen des gefrorenen Bodens fielen enorme Schuttmengen an. Größere und kleinere Murschuttkegel wurden an den Ausgängen der Seitentäler aufgeschüttet. Die größten der Alpen befinden sich im Vinschgau. An erster Stelle steht mit 800 m Höhenunterschied und einer Reichweite von 8 km die Malser Haide. Der zweitgrößte Schuttkegel, die ,,Gadria -Mur“, liegt zwischen Laas und Schlanders. 

Der letzte fast intakte Schuttkegel des Vinschgau

Am Fuße der Malser Haide öffnet sich gegen Westen das Münstertal. Von der Abzweigung bei Laatsch fährt man zunächst durch die Lärchenbestände des Calvenwaldes. Die Talenge der Calven (mit Calvenbrücke) war einst Schauplatz der für Tirol so unglückseligen Engadiner Kriegsereignisse. Vor der Ortschaft Taufers im Münstertal fällt im Bereich der Talsohle ein großer Schuttkegel, Turnauna genannt, auf. Er hat den Rambach auf die Südseite des Tales gedrängt. Die Turnauna ist der letzte, weitgehend unberührte Schuttkegel im Vinschgau. Er verleiht der Landschaft eine besondere Note und ist mit seiner Flora und Fauna ein einzigartiges Gebiet. Diese das Landschaftsbild prägende Kulturlandschaft der Gemeinde Taufers weist im Sinn des Arten – und Lebensraumschutzes eine große Biodiversität auf. Trockenmauern, Lesesteinwälle, Hecken und Feldgehölze gliedern den Schuttkegel. An diese Landschaftselemente sind viele Tierarten wie Käfer, Falter, Hummeln, Eidechsen, Neuntöter und Kleinsäuger gebunden.

Vielfalt statt Einfalt

Zurzeit breitet sich der Intensiv -Obstbau in der Gemeinde Mals stark aus. Die kleinstrukturierte Kulturlandschaft bleibt auf der Strecke. Die Veränderung der Landschaft durch den zunehmenden Obstbau macht auch vor Taufers im Münstertal nicht Halt. Es gibt bereits erste Anlagen auf dem Turnauna – Schuttkegel. Welche Folgen diese Entwicklung haben wird, zeigt die Gemeinde Mals: Monokulturen statt Fruchtfolgen, Einbringung von Düngern und Pestiziden, Beeinträchtigung der Landschaft durch Hagelnetze, Verschwinden von Wiesen und Äckern, Abnahme der Biodiversität. Statt Vielfalt entsteht Einfalt. Die traditionelle Kulturlandschaft des Turnauna -Schuttkegels ist aus landschafts -ökologischen und landschafts – ästhetischen Gründen besonders schützenswert.

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