Antersasc, Bäuerliche Retourkutsche, TZ, 261110

TZ, Freitag, 26. November 2010
Bäuerliche Retourkutsche
Johann Mair, Obermoar-Bauer in Montal und Besitzer der Antersasc-Alm,  über echte und falsche Umweltschützer, über Heerscharen von Touristen, die mit
dem Auto anreisen und den Weg zu seiner Straße.
Tageszeitung: Machen die Antersasc-Pilger wirklich mehr Schaden, als Ihre Straße je anrichten könnte, Herr Mair? Johann Mair: Wer die Straße machen möchte, tut der Umwelt nichts. Uns geht es schließlich darum, oben auf der Alm zu arbeiten. Wenn ich die Hütte richte, werde ich bestimmt nicht die Umwelt verschmutzen. Aber die ganzen Leute …
Ist es wirklich so schlimm?
In letzter Zeit sind an manchen Tagen 400 oder 500 Leute oben auf der Alm gewesen. An einem Sonntag im August wurden 170 Autos gezählt. Zurück bleibt viel Müll. Bevor die ganze Sache im Sommer so hochgespielt worden ist, war kein Mensch oben. Früher hat sich niemand gestört gefühlt. Heute gehen ganze Kolonnen hinauf, die Autos parken alles zu, man kommt selber nicht mehr weiter.
Auf der einen Seite wollen Sie eine Straße bauen, auf der anderen wollen Sie ein verkehrsfreies Antersasc-Tal: Wie kann man das verstehen?
Auf dem Forstweg sollen nur jene fahren, die auch eine Berechtigung dafür haben. Darauf haben wir uns mit der Nachbarschaft ­Pescol geeinigt.
Keine Wanderer mehr, keine Skitourengeher, keine Schilder: Was Sie verlangen, klingt heftig …
Es ist mittlerweile richtig lästig geworden. Man muss sagen, dass diese Massen von Leuten immer mit dem Auto so weit gefahren sind, bis sie nicht mehr weiterkamen. Kaum jemand ist wie früher ab Kampill zu Fuß hinaufgegangen. Wäre die Schranke nicht, würden die Leute noch weiter fahren, da bin ich mir sicher.
Wie geht es jetzt weiter? Was wollen Sie tun?
Wenn wir die Straßen machen können, wie es geplant war, werden wir im Gegenzug auch nicht mürrisch sein. Aber es kann doch nicht sein, dass die Waldbesitzer immer kritisiert werden und gar nichts mehr tun dürfen. In der Zwischenzeit wurde nach einer anderen Trasse für die Straße gesucht, aber meines Wissens ohne Erfolg. Ich werde alles tun, um mein Ziel zu erreichen.
Haben Sie im Laufe der vergangenen Monate nie bereut, überhaupt mit der Straßen-Geschichte angefangen zu haben?
Wenn man gar kein Sein mehr hat, ist es schon mühsam. Aber schon seit bald 40 Jahren wollen wir diese Straße bauen. Alle Almen in der Gegend wurden von der Forstbehörde erschlossen, deshalb haben auch wir diesen Weg gewählt. Ich war enttäuscht, als der Bau eingestellt worden ist. Erst hat niemand Rekurs gemacht, dann plötzlich ist alles anders gekommen.
Interview: Silke Hinterwaldner
FOTO: „Wenn wir die Straßen machen können, wie es geplant war, werden wir im Gegenzug auch nicht mürrisch sein.“
Bauer Johann Mair auf der Antersasc-Alm: „Wenn man gar kein Sein mehr hat …“
———————————–
Nette Nachbarn
Die Verbote und die Forderungen: Was die Grundbesitzer von Antersasc verlangen.
Lucia Pescoll, Präsidentin der Nachbarschaft Pescol, und Johann Mair, Eigentümer der Alm Antersasc, haben in einem Schreiben ihre Forderungen an die Politik festgehalten.
Zur Erinnerung: Der Protest gegen diese Almerschließung im Gadertal hat im September zur gerichtlichen Einstellung der Bauarbeiten geführt. Im Frühjahr wird das Verwaltungsgericht da­rüber befinden, ob die Straße auf die Alm gebaut werden darf oder nicht.
Die Grundbesitzer wehren sich jetzt auf ihre eigene Art, die haben eine Liste von Verboten zusammengestellt. Hier im Wortlaut:
• Das gesamte Antersasc-Tal soll verkehrsfrei werden und nicht nur das letzte Teilstück davon (wo der geplante und zum Teil gebaute Weg verläuft).
• Der Weg vom Juel-Sattel/Gemeinde Abtei bis nach Lungiarü/Gemeinde St. Martin in Thurn soll für den öffentlichen Verkehr gesperrt werden.
• Sämtliche Hinweisschilder, welche nach Antersasc weisen, müssen auf unserem Besitz entfernt werden; für deren Aufstellen haben weder das Amt für Naturparke noch die Tourismusvereine und CAI jemals um Erlaubnis gefragt.
• Dieselben Schilder sollen auch außerhalb unserer Eigentumsflächen, auf der gesamten Strecke von Pedraces/Gemeinde Abtei bzw. von Lungiarü/Gemeinde St. Martin in Thurn bis nach Antersasc einstweilig für den Zeitraum von drei Jahren abmontiert werden.
• Die Steige zum Crëp dales Dodesc und von den Almhütten in Antersasc nach Pöz/Puez müssen vom Amt für Naturparke zugeschüttet bzw. so systemiert werden, dass für Wanderer kein Durchkommen mehr möglich ist. Für den Bau und die Instandhaltung derselben wurde niemals um Erlaubnis gefragt.
• Das Amt für Naturparke und die Tourismusvereine sollen in Zukunft ihre geführten Wanderungen nach Antersasc einstellen.
• Für Mountainbikefahrer und Reiter soll im ganzen Antersasc-Tal (von Juel bis nach Lungiarü und Antersasc) ein generelles Verbot gelten.
• Im Winter soll das Skitourengehen in Antersasc verboten werden.
• Für das Zuwiderhandeln sollen hohe Verwaltungsstrafen eingeführt werden.
• Die Forstbehörde soll mit der Kontrolle beauftragt werden, damit diese Verbote strengstens eingehalten werden.
Dieser Beitrag wurde unter Artikel, Pustertal abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten auf Antersasc, Bäuerliche Retourkutsche, TZ, 261110

  1. forum sagt:

    … wo Straßen, da Autos.

  2. flor sagt:

    Den Grundbesitzern das Arbeiten verbieten, aber dafür der Freizeitgesellschaft Tür und Tor öffnen, sprich: alles erlauben (Umweltverschmutzung inklusiv) ist wohl zuviel des Guten. Endlich werden werden Nägel mit Köpfen gemacht – höchste Zeit!!!