Sexten: „Fundamentalistischer Schmarrn“

nstz, 06.08.2013

„Fundamentalistischer Schmarrn“

Ein Zwischenruf im Streit um die Skiverbindung zwischen Helm und Rotwand in Sexten: Tourismusverbands-Chef Erwin Lanzinger über den Zustand der Hotellerie im Winter, den Widerstand der Landschaftsschützer und über politische Wahlen.

Tageszeitung: Herr Lanzinger, was bringt dieser Zusammenschluss zwischen Helm und Rotwand aus touristischer Sicht?

Erwin Lanzinger: Dieser Zusammenschluss ist überlebensnotwendig. Bisher hatten wir kein echtes Skigebiet. Wir verfügen lediglich über zwei Skiberge, die kein gemeinsames Ganzes ergeben. Früher war das kein Problem: Da waren Skifahrer zufrieden damit, dieselben Hänge 20 Mal am Tag zu befahren. Aber das hat sich geändert. Im Ausland, aber auch hier bei uns, punkten Skigebiete mittlerweile mit Pistenkilometern und großen, zusammenhängenden Gebieten.

Warum können Helm und Rotwand nicht ganz unkompliziert mit einem Shuttlebus verbunden werden?

Wir haben einen Bus, aber das ist nichts weiter als eine Notlösung. Es ist den Skifahrern lästig, dauernd von den Skiern auf einen Bus umzusteigen.

Warum halten Sie diese Liftverbindung für so wichtig?

Im Winter geht es dem Tourismus in Sexten immer schlechter, die Preise sind bereits im Keller. Wir haben zu Weihnachten voll, aber abgesehen davon bleiben die Betten leer. Wir erwarten uns von diesem Zusammenschluss mindestens 30 Prozent Zuwächse, um in eine halbwegs gesunde Situation zu kommen.

Die Sextner Dolomiten AG möchte jetzt mit dem Bau beginnen. Geht das?

Wir versprechen unseren Gästen Jahr für Jahr, dass gebaut wird. Aber wir mussten sie immer wieder vertrösten. Das geht nicht mehr lange gut, irgendwann kommen die Gäste nicht mehr. Was mich ärgert: Die grünen Apostel schließen sich zusammen und glauben, Sexten retten zu müssen. Aber das ist nichts anderes als fundamentalistischer Schmarrn. Gebaut wird trotzdem, daran gibt es nichts zu rütteln. Das Geld ist da und der politische Wille ist auch da. Das kann man nicht mehr aufhalten.

Haben Sie kein Verständnis dafür, dass die Naturschützer diese Hänge vor neuerlichen Eingriffen schützen wollen?

Ich bin auch Naturschützer. Ich mag die Natur. Und ich weiß, wie wichtig die schöne Natur für den Tourismus ist. Aber diese Liftverbindung wird niemanden mehr stören, sobald sie erst gebaut ist. Ich bin ein Leben lang Gastwirt. Ich lasse mir nicht von der Frau Foppa sagen, was wir hier brauchen.

Herr Lanzinger, sind Sie überzeugt davon, dass die Sextner den Bau von neuen Anlagen wollen?

Die Bevölkerung will den Liftzusammenschluss, dessen bin ich mir sicher. Unser Bürgermeister hat vor der Wahl ganz klar gesagt, dass er für den Zusammenschluss arbeiten wird. Wer den Bürgermeister gewählt hat, stimmt für die Lifte. Das Ergebnis: Der Bürgermeister hat 900 Stimmen bekommen und der Konkurrent von der Bürgerliste 140. Das sagt alles. Wir werden zornig, wenn nicht endlich etwas weitergeht.

 

Interview: Silke Hinterwaldner

ZITATE Erwin Lanzinger: „Wir werden zornig“ „Ich bin ein Leben lang Gastwirt. Ich lasse mir nicht von der Frau Foppa sagen, was wir hier brauchen.“

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KASTEN ZUM AUFMACHER

Unterschiedliche Positionen

Die Drohung von Anwalt Rudi Benedikter macht Bürgermeister Fritz Egarter schwer zu schaffen. Die Umweltschützer wollen nämlich umgehend den Staatsanwalt einschalten, sobald der Bürgermeister grünes Licht für die Bauarbeiten zwischen Helm und Rotwand gibt.

Schützenhilfe bekommt Egarter unter anderem vom Vorsitzenden des SVP-Bezirkswirtschaftsausschusses Christian Gartner.  Er sagt: „Nach dem Projekt Ried ist dies ein weiterer wichtiger Baustein für einen konkurrenzfähigen Tourismus.“

Er ist überzeugt, dass der Fremdenverkehr im Pustertal nur dann erfolgreich bleiben könne, wenn er innovativ und anpassungsfähig sei.

Herbert Campidell von der Südtiroler Freiheit hält dagegen, dass es sich beim Beschluss der Landesregierung für die Liftverbindung wohl um ein Wahlzuckerle für die Sextner Dolomiten AG handle. Damit, so Campidell, werde in jeder Hinsicht äußerst wertvolles Gebiet kurzsichtigem Profitdenken geopfert.

 

 

 

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Eine Antwort auf Sexten: „Fundamentalistischer Schmarrn“

  1. forumonline sagt:

    Sehr verehrte Damen und Herrn!
    Es ist eine große Frechheit, wenn man etwas in der Öffentlichkeit als absolut darstellt ( in diesem Fall eine große Mehrheit für den Zusammenschluss der Schigebiete Helm und Rotwand), wenn man die Volksbefragung, die die Wahrheit ans Licht gebracht hätte, verhindert hat! Die Öffentlichkeit sollte aber informiert werden, dass man wahrscheinlich eine Mehrheit gegen die Ausbaupläne der Dolomiten AG befürchtete und diese verhindern wollte. Die Rundumschläge vom Hotelier Lanzinger ändern gar nichts daran. Die Botschaft für diese Herren muss lauten: Kehrt auf die sachliche Ebene zurück!
    Wir danken für Ihr Bemühen!

    Dr. Hans Peter Stauder