Leserbriefe zu Sexten: Christina Niederkofler, Andreas Wachtler, Werner Hanni, Dori Passler Mair, Ingrid Weichert, Dolomiten, 24.08.2013: Diskussion über Waldrodungen

von Dr. Christina Niederkofler, Bruneck, im Namen der „Aktionsgemeinschaft Reischach“

Bei der Wochenend-Rodungsaktion in Sexten verweisen die Tourismus-Wirtschaftsvertreter auf die „rechtmäßige“ Genehmigung. Spätestens seit Ried weiß aber jeder, wie die Genehmigung solcher Projekte zustande kommt. Ried wurde ohne Gemeinderatsbeschluss und somit ohne irgendeinen offiziellen Antrag, wie vom Gesetz verlangt, von der Landesregierung in den Landesskipistenplan eingetragen. Die Bürgermeister erteilten die Baukonzessionen ungeachtet der fehlenden Zustimmung einiger Grundeigentümer, darunter jener der Fraktion Reischach. Der Beschluss des Landesforstkomitees zur Kulturänderung für den Pistenbau und die Unterzeichnung durch den Landeshauptmann erfolgten ebenso bei fehlender Grundverfügbarkeit. Die Liste gravierender Unkorrektheiten ließe sich fortführen. Anzeigen wurden archiviert, die Termine beim Verwaltungsgericht bis zum Bau verschoben. Ebenso wie der Kronplatz Seilbahn AG wurde nun der Dolomiten Seilbahn AG von Gemeinde und Landespolitikern der Weg bereitet, um „rechtmäßig“ roden und bauen zu können. Solche Zustände lassen sich jedoch ändern, wenn Bürgerinnen und Bürger selbst denken und aus ihrer Unterwürfigkeit heraustreten.

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von Andreas Wachtler, Innichen

Wer der Meinung ist, seinen Lebensunterhalt ohne Tourismus zu verdienen, den lade ich ein, nachzudenken, denn egal ob Steuergelder, Aufträge für heimische Bauunternehmen oder Handwerker, der Tourismus ist der Motor unserer ländlichen Region und sorgt dafür, dass Infrastrukturen und Arbeitsplätze auch in der Peripherie erhalten bleiben. Gerade in der heutigen Zeit, ist es wichtig, den Tourismus im Ort zu behalten und nicht durch Untätigkeit absterben zu lassen. Das gelingt nur mit neuen Highlights wie im Fall von Sexten mit einem Zusammenschluss der Skigebiete Helm– Rotwand, der für das gesamte Hochpustertal überlebensnotwendig ist. Ich finde es eine riesengroße Sauerei, dass der Zusammenschluss Helm–Rotwand, der schon seit Jahren geplant wurde und wo mittlerweile auch alle notwendigen Unterlagen, Vereinbarungen mit den Grundbesitzern sowie die notwendigen Gutachten unter Dach und Fach gebracht wurden, wieder durch einzelne gestoppt werden konnte. Mit welchen Geldern glaubt ihr werden diese Rekurse bezahlt? Die Kosten fallen wieder allen Steuerzahlern zu Lasten. Deshalb appelliere ich an alle Betroffenen, sich ein derartiges Verhalten einiger weniger Menschen nicht mehr gefallen zu lassen!

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von Dr. Werner Hanni, Latsch

Man kann es drehen und wenden wie man will, die barbarische Wochenendaktion bleibt ein empörender Akt von Naturverwüstung, mit dem man sich in überwunden geglaubte touristische Frühzeiten zurückkatapultiert. Damit sägt man den Ast ab, auf dem man sitzt. Anstatt nach ebenso billigen wie dümmlichen Ausflüchten zu suchen, sollte man jene zur Verantwortung ziehen, die dies in Auftrag gegeben haben.

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von Dori Passler Mair, Pfalzen

Es reicht tatsächlich,Herr Rainer! Die Natur, die durch den radikalen Eingriff in Sexten eine neue Narbe erhalten hat, ist uns nämlich nur geliehen. In Ihrem Leserbrief vom 14. August werfen Sie Umweltschützern Machtspiele vor und stellen uns Südtirolern die Frage, ob wir wissen, dass die Rekurse und Einwände nicht die Projektgegner, sondern wir Steuerzahler bezahlen. Dazu einige Gegenfragen: Werwird wohl für die vielen Investitionen und Folgekosten aufkommen, wenn die Rechnung der Befürworter nicht aufgeht, wenn trotz Zusammenschluss Gäste und Einheimische ausbleiben, da sie sich diesen teuren Freizeitsport nichtmehr leisten können? Hat uns die Finanz- und Schuldenkrise nicht klar und deutlich gezeigt, dass dieser moderne Turmbau zu Babel, verursacht durch ein maßloses Profitdenken immer mehr ins Wanken gerät? Reichen 32.697 Euro Pro-Kopf- Verschuldung und eine bedrohte Umwelt immer noch nicht aus, um zu erkennen, dass wir auf dem falschen Weg sind? Nutzen wir doch endlich die Chance der Krise und bauen durch den Erhalt unserer Naturschätze gemeinsam an einer Zukunft, die uns vielleicht etwas weniger Überfluss, dafür aber auch kommenden Generationen noch Luft zum Atmen schenkt.

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von Ingrid Weichert, Kaufering (D)

Die Kunde von der natur- und demokratieverachtenden Rodung in Sexten hat mich als Südtirol-Touristin erreicht, und ich bin empört und konsequent: In Sexten machen wir keinen Urlaub mehr! Nicht, dass ich als Touristin alles besser wissen will, aber heute weiß eigentlich jeder, dass aus Klimagründen in Zukunft die Skifahrmöglichkeiten in dieser Höhenlage nicht mehr gegeben sein werden. Deshalb verstehe und akzeptiere ich nicht, wieso in der Gemeinde Sexten diese kurzsichtigen Rodungen durchgeführt werden. Vorausschauende Touristiker investieren anders und vor allem in den Erhalt der Natur, die heute und künftig das größte Kapital im Tourismus ist.

 

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Eine Antwort auf Leserbriefe zu Sexten: Christina Niederkofler, Andreas Wachtler, Werner Hanni, Dori Passler Mair, Ingrid Weichert, Dolomiten, 24.08.2013: Diskussion über Waldrodungen

  1. Edith sagt:

    Zitat Frau Dr. Christina Niederkofler. „Solche Zustände lassen sich jedoch ändern, wenn Bürgerinnen und Bürger selbst denken und aus ihrer Unterwürfigkeit heraustreten.“ Ich erweitere und ergänze: „Solche Zustände lassen sich jedoch ändern, wenn die Verantwortlichen für diese Schandtat zur Verantwortung gezogen werden, ihre Strafen für die Gesetzesbrechung absitzen und endlich verantwortungsvolle und weitblickende Bürgermeister das Ruder übernehmen und vor dem Unterschreiben einer Baukonzession alles Kleingedruckte auch lesen. In der Privatwirtschaft würden solche Fehler nicht entschuldigt und kleingeredet, sondern mit einer sofortigen Kündigung erledigt. Es soll mir bitteschön niemand mehr von sizilianischen Mafia-Methoden reden!
    Ein Skandal sondergleichen!