Verladebahnhof Bruneck: Auf dem Holzweg, TZ, 111210

Mit dem Verladebahnhof in Bruneck wird jetzt der letzte seiner Art geschlossen. Damit muss alles Holz durch das Pustertal auf der Straße transportiert werden, den viel gepriesenen Schienentransport als Alternative gibt es nicht mehr. Wer kann, ist mit der Holzindustrie ohnehin schon lange nach Osttirol ausgewichen.
von Silke Hinterwaldner

Die Politiker reden immer davon, dass alles auf die Schiene verlegt werden soll, weil das besser für die Umwelt ist, aber passieren tut genau das Gegenteil.“
Anton Gasser weiß, wovon er spricht. Er macht beim Weitentaler Sägewerk Gasser & Unterkircher alles, was mit dem Transport von Holz zu tun hat. Sein Unternehmen lässt Langholz mit der Bahn nach Bru­neck bringen und holt es dort mit Lkw ab. Am 15. Dezember zum allerletzten Mal. Denn: Mit Ende des Jahres wird der Verladebahnhof in Bruneck geschlossen, er ist der letzte seiner Art weit und breit.
Als vor ein paar Jahren der Verladebahnhof in Innichen zusperrte, musste sich unter anderem das Olanger Holzunternehmen „Nordpan“ nach alternativen Lösungen umsehen. Mittlerweile läuft alles recht gut: 2008 haben die Olanger im Osttiroler Strassen ein neues Werk mit Produktionsstätte eröffnet und dafür eigens einen Verladebahnhof errichtet. Insgesamt fünf dieser Großbetriebe gibt es im Osttiroler Raum, sie alle fahren ihre eigene Schiene. „Als Einzelner“, sagt Markus Prugger, zuständig für Holzeinkauf bei „Nordpan“, „kommt man hier nicht weiter. Diese Sparte ist für die Bahn einfach nicht mehr interessant.“
Das zeigte sich, als nacheinander sämtliche Verladebahnhöfe ihre Schotten dichtmachten, nach und nach sollen auf nationaler Ebene nicht mehr als 25 solcher Güter-Stationen übrig bleiben. Der Trend geht in eine andere Richtung: Holztransport mit dem Lkw ist flexibler, Schwerverkehr hin oder her, Trenitalia Cargo tut, was besser ist für das Geschäft.
Und der Verladebahnhof in Bruneck bringt offensichtlich nicht genug ein. Dort wird derzeit ein Güterzug mit 14 Waggons pro Woche abgefertigt. Jeder Waggon entspricht zwei bis drei Lkw-Ladungen, so dass insgesamt zwischen 28 und 42 Lkw pro Zug benötigt werden.
Diese Rechnung legt Transportlandesrat Thomas Widmann auf eine Anfrage der Freiheitlichen vor. Die Blauen ziehen sogleich ihre Forderung nach einem Ausbau der Pustertaler Straße hervor. „So kommt noch mehr Lkw-Verkehr auf die Straße“, sagt Roland Tinkhauser, „wir müssen Überholmöglichkeiten schaffen.“ Am schönsten wäre es, wenn der Schwerverkehr auf der Schiene rollen könnte, darin sind sich eigentlich alle einig. Aber immer öfter muss auf den Transport auf der Straße umgestellt werden. So wie das Sägewerk von Thomas Plankensteiner in St. Lorenzen. „Früher“, sagt er, „haben wir den Verladebahnhof von Bruneck genutzt, aber das lohnt nur bei wirklich großen Mengen.“ Mittlerweile konzentriert man sich auf andere Dinge. Was am Verladebahnhof war, ist Geschichte.
Auch, dass vieles oft nicht nach Plan gelaufen ist. Zehn, 15 Jahre, erzählt Anton Gasser, hätten die Weitentaler den Brunecker Verladebahnhof genützt. „Der Dienst war nicht immer verlässlich, Mal fuhr der Zug, ein anderes Mal eben nicht. Viele haben den Gütertransport schon allein deshalb nicht dort abgewickelt“, sagt Gasser, „und nach anderen Lösungen gesucht.
„Außerdem mit riesigem Aufwand verbunden und mit sehr großen Kosten“, erklärt Stefan Rubner. Die Rubner Holding hat ihr Sägewerk in Kiens heuer im Mai aufgelassen, den Dienst am Verladebahnhof nimmt sie schon länger nicht mehr in Anspruch. Auch Rubner ist nach Osttirol ausgewichen, wo das Holz auf der eigenen Schiene fährt. „In Bruneck wie in ganz Italien sind die Verladebahnhöfe leider uninteressant geworden. Insofern ist es für uns unerheblich, dass Bruneck schließt“, erklärt Stefan Rubner, „aber das schreit zum Himmel.“ Ein guter, rentabler Schienendienst für die Güter wäre allemal vernünftiger als die vielen Lkw auf der Straße. Wer kann, weicht aus, aber gerade spezialisierte Sägewerk haben oftmals nicht die Möglichkeiten, ein Produkt wie Rundholz auf anderem Wege zu beschaffen.
Der Schienentransport im großen Stil wurde nie gefördert, vielmehr wurde über die Jahre mehr ab- als aufgebaut. Einen politischen Aufschrei gab es nicht. Landesrat Widmann erklärt nüchtern: „Die prekäre Situation bei den Güterbahnhöfen beruht auf einem Prozess, der von den staatlichen Eisenbahnen und RFI in Gang gesetzt wurde. Demzufolge konzentriert man sich nur noch auf die großen Bahnhöfe und lässt die kleineren nacheinander auf.“
„In Bruneck wie in ganz Italien sind die Verladebahnhöfe leider uninteressant geworden. Das schreit zum Himmel.“
Stefan Rubner: Holztransport von der Schiene auf die Straße: Prekäre Situation bei den Güterbahnhöfen
Am Brunecker Verladebahnhof wird derzeit ein Güterzug mit 14 Waggons pro Woche abgefertigt. Jeder Waggon entspricht zwei bis drei LKW-Ladungen, die ab sofort auf der Straße rollen.

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