Sexten. PZ-Kommentar Willy Pöder, 29.08.2013

Die Pistengurus

Herr Dr. Erwin Lanzinger, des Präsidenten Kutscher, liegt richtig, wenn er sagt, man würde seit über einem Jahrzehnt am Zusammenschluss der beiden Skigebiete werkeln, ohne jemals auch nur annähernd zu einem befriedigenden Resultat gekommen zu sein. Die Natur- und Umweltfundis hätten sich stets mächtig quergelegt. Ihre Verzögerungsstrategie sei oft – nur allzu oft aufgegangen. Das Projekt sei die Jahre herauf wiederholt an den zahlreichen Eingaben bei der Umwelt- und Gerichtsbehörde gescheitert. Allein die Natur- und Umweltschützer und deren Anhängsel trügen deshalb die Verantwortung für die wintertouristische Rückständigkeit Sextens. Sollte die Skiregion den mittlerweile zusehends gewachsenen Abstand zu anderen Anbietern nicht auf ein vertretbares Maß zu verringern imstande sein, hätte das unweigerlich ein Abrutschen in die alpinskisportliche Bedeutungslosigkeit Sextens zur Folge, ist Erwin Lanzinger, der qualitätszertifizierte Boss vom Sport Hotel Bad Moos überzeugt.Die Erwin’sche These wird von den amtierenden Exponenten aller Wirtschaftsbranchen des Hochpustertales demonstrativ mitgetragen. Die Vertreter des Hotel- und Gastgewerbes, der Handwerker, der Kaufleute,der Tourismusvereine sowie der Industrie mit Franz Senfter sowieso, werden der Sexten Dolomiten AG, deren Präsident Franz Senfter ist, bei der angesagten Protestkundgebung ihre Solidarität bekunden,um der Gesellschaft so den Rücken für das Vorhaben zu stärken. Im Grunde dürfte es bei diesem Protest in der Hauptsache wohl darum gehen, Druck auf das Verwaltungsgericht auszuüben, auf dass dieses sich zur Rücknahme des Baustopps bewegen lasse.Eine Strategie, die von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist, falls sie tatsächlich so gewollt ist. Das müssten die Pistengurus spätestens nach der jüngsten Erfahrung doch endlich begriffen haben. Gerichte kann man weder übergehen und noch viel weniger erpressen. Der jüngste Fall Berlusconi mag hierfür als Lehrbeispiel dienen. Fühlen sich Gerichte einseitig, gezielt unter Druck gesetzt, wie das im Zusammenhang mit dem Pistenbau in Sexten auch medial der Fall war, umso größer die Herausforderung, die Integrität und Unbeeinflussbarkeit der Öffentlichkeit gegenüber entschlossen hervorzukehren.Dass man in Sexten 48 Stunden vor der angesetzten Gerichtsverhandlung den Wald vom Henn-Stoll bis zum Stiergarten hoch in Pistenbreite niedermachte und somit vollendete Tatsachen schuf, war ein Affront und konnte nicht anders als Geringschätzung des Gerichts empfunden werden. Ein Vorgehen von kaum zu übertreffender Arroganz und anarchistischer Folgsamkeit. Die Empörung darüber war verdient. Sie war breit und groß.Sowohl in Sexten heute als auch beim Bau der Riedpiste am Kronplatz gestern wurde die teils zweifelhafte,teils gewagte Vorgangsweise stets mit dem Argument gerechtfertigt: „Es geht nur so. Sonst kommt man nicht weiter!“ In der Aussage liegt zweifellos ein wahrer Kern: Bürokratiedschungel, fallenreiches Normenwerk, schwerfälliger Amtsschimmel. Alles Barrieren, die unternehmerisches Handeln eher einbremsenals belebend vorantreiben. Trotzdem darf draus nicht die Berechtigung eigenmächtigen und schrankenlosen Handelns abgeleitet werden.Es steht jedem frei, seine Interessen im Rahmen des geltenden Regelwerkes zu vertreten. Das gilt aberfür alle. Nur scheinen das nicht alle echt begreifen beziehungsweise akzeptieren zu wollen. Es sei an dieser Stelle bezeichnenderweise an die Aussage Durnwalders, gewichtiger Protektor der Skiregion, erinnert.Er sagte bei anderer Gelegenheit: „Den Nobelpreis für Demokratie bekomme ich sicher nicht!“ Na siehste! Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.Wenn das Geheimnis erfolgreicher Führung speziell auch im „umfassenden Konsens“ liegt, wie Prof. Hans Hinterhuber u.a. in seiner jüngsten Publikation „Führen mit strategischer Teilhabe“ schreibt, dann sind die Pistengurus bedauerlicherweise vom rechten Weg abgekommen.

Willy Pöder

Dieser Beitrag wurde unter Kommentare veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten auf Sexten. PZ-Kommentar Willy Pöder, 29.08.2013

  1. forumonline sagt:

    man hört, das wäre der letzte Kommentar (und Artikel) von Willy Pöder, weil „die Wirtschaft“ usw…

  2. Edith sagt:

    Sehr gekonnte Analyse! Die Arroganz dieser Herren gehört ein für allemal ausgemerzt, sonst hört dieser Wahnsinn nie auf!