Reinhold Messner und die Fundis… (TZ, 06.09.2013)

„Neuerschließungen sind notwendig“

(Interview: Simon Pötschko, „Die Neue Südtiroler Tageszeitung“, 6.9.2013, S. 9)

Reinhold Messner sieht die Gegner der Liftverbindung Helm-Rotwand in Sexten als undemokratisch, spricht sich für den Bozner Flughafen aus, will dass die Antersasc-Alm befahrbar ist und lobt das Grüne Duo Brigitte Foppa und Hans Heiss. TZ: Herr Messner, wie bewerten Sie die aktuellen Geschehnisse in Sexten, rund um die Skilifte Helm-Rotwand?

Reinhold Messner: Es gibt da viele Ungereimtheiten. Zuerst: Auch wir Südtiroler haben das Recht auf Rechtssicherheit. Ich gebe den Veranstaltern der Kundgebung vom Samstag Recht. Wenn eine Baugenehmigung da ist, darf gebaut werden! Natürlich darf, von wem auch immer, opponiert werden, dann aber zu behaupten, man hätte talibanische Methoden angewandt, ist absolut daneben und beleidigend.

TZ: Finden Sie nicht, dass die Vorgangsweise, am Samstag mit den Bauarbeiten der Skipiste zu beginnen etwas eigenartig anmutet?

Reinhold Messner: Ob Sie das seltsam finden, ist mir relativ wurscht. Mir ist wichtig, dass eine Genehmigung auf dem Tisch war. Ich weiß, dass die Mehrheit der Sextner für das Bauvorhaben ist. Ich war erst vor Ort, habe mit einem halben Dutzend Sextnern geredet und die sind der Meinung, sie können den Tourismus, vor allem im Winter nicht erfolgreich am Leben halten, wenn sie keine vernünftige Lösung finden. Ja, es erfordert einen Eingriff in die Natur, einverstanden, aber der Wald, der in diesem Fall geopfert werden muss, ist weniger als der, der in den letzten 60 Jahren dazu gekommen ist.

TZ: Sie waren für die Grünen im Europaparlament, wie lässt sich Ihre Einstellung heute damit verbinden?

Reinhold Messner: Ich sehe mich als grün-liberalen Denker und aber mir gehen diese Fundamentalisten, zum Teil Krypto-Faschisten, die zum Teil in Zeitungsredaktionen sitzen, auf die Nerven. Es ist nicht okay, wenn sich Gruppen oder Einzelne, die sich oft nicht informiert haben, die die Hintergründe nicht kennen, alles niedermachen können. Wir machen uns in Südtirol unseren Erfolg oft selbst kaputt, aus reiner Dummheit der vielen Besserwisser: In Sexten ist die Mehrheit für die Investition! Trotzdem, man darf natürlich diskutieren. Dafür waren zehn Jahre Zeit. Die Entscheidungen fallen zuletzt oben in den zuständigen Gremien und im Landtag und nicht irgendwo auf der Straße. Wir haben nämlich keine Basisdemokratie, sondern eine Stellvertreterdemokratie. Deshalb verstehe ich nicht, dass sich der größere Teil der Südtiroler Medien auf die Seite der Undemokratischen stellen.

TZ: Sehen Sie also die Notwendigkeit der Skiverbindung?

Reinhold Messner: Ich lebe nicht in Sexten, trage dort keine Verantwortung und schreie in fremde Reviere nicht hinein. Aber ich erkenne an, dass die Mehrheit die Verbindung will. Die Investoren haben für eine Genehmigung gekämpft, die zu respektieren ist. Ansonsten respektieren wir die verbindenden demokratischen Regeln nicht.

TZ: Wie stehen Sie zu Neuerschließungen in der Südtiroler Natur prinzipiell?

Reinhold Messner: Ab einer bestimmten Höhe, dort wo nur Felsen, Kare, Gletscher sind, wo die Menschen früher vernünftigerweise nicht hin gingen, weil dort keine brauchbaren Werte zu holen waren, sollten wir die Landschaft absolut belassen, wie sie immer war und in Südtirol wäre das ab 2.400 Metern Meereshöhe. Was an Infrastruktur aber schon da ist, kann man nicht mehr zurücknehmen. Vor allem, wenn Arbeitsplätze dranhängen. Der Schlüssel zum Erfolg ist die Summe von Kultur- und Naturlandschaft. Einen besseren Motor für unseren Tourismus gibt es nicht. Die Bauern, die Landschaft und Biodiversität pflegen, müssen also weiterhin am Berg leben können.

TZ: Wie ist es dann mit Antersasc?

Reinhold Messner: Wer gegen einen schmalen Traktorweg in Antersasc ist, hat Südtirol, nachhaltige Umweltpolitik und den Tourismus nicht verstanden. Die Leute kommen nicht allein deshalb zu uns, weil die Dolomiten so großartig sind, sie kommen, weil die Berglandwirtschaft, die Landschaftspflege und die Wildnis funktionieren. Auch weil die Berge nicht unendlich verdrahtet sind. Noch! Ich muss die Alm aber bewirtschaften können. Wenn ich nicht hinauffahren kann, geht sie kaputt.

TZ: Der Südtiroler Tourismus braucht also eine bestimmte Neuerschließung?

Reinhold Messner: Unser Tourismus muss mit dem im Rest der Welt konkurrieren. Deswegen müssen wir nicht dieselben Fehler machen wie andere, aber nur mit „Auf-die-Berge schauen und Die-Leute-Vertrösten, geht es auch nicht. Wir wissen: Menschen, die Skifahren, werden leider weniger, aber Sexten und das Obere Pustertal leben mindestens zur Hälfte vom Wintertourismus, also brauchen sie vertretbare und zeitgemäße Infrastrukturen dafür.

TZ: Sehen Sie es nicht problematisch, wenn so nahe am UNESCO-Weltnaturerbe oder gar im Weltnaturerbe gebaut wird?

Reinhold Messner: Antersasc liegt im Weltnaturerbe, aber man darf doch eine Alm bewirtschaften, wenn sie unser kulturelles Erbe ausmacht. Wir haben die Aufgabe, die Biodiversität zu verteidigen und das ist nur möglich, wenn da oben weiterhin die Almwirtschaft funktioniert. Es gibt keine faktische Notwendigkeit dafür. Wird diese Alm aufgelassen, verstraucht sie, die Biodiversität schwindet, auch die Ausstrahlung. Das Ganze wäre am Ende weder schön noch nützlich. Das ist nicht die Intention der UNESCO.

TZ: Ist der Südtiroler Tourismus auf dem richtigen Weg?

Reinhold Messner: Wir sind auf einem brauchbaren Weg, uns fehlt zum Beispiel der Flugplatz. Allein in Innsbruck landen im Jahr 1,5 Millionen Touristen. Aus aller Welt. Wir tun so, als bräuchten wir die internationalen Touristen nicht. Wenn wir aber Touristen aus Italien verlieren, warum nehmen wir nicht die wahren Liebhaber der Berge, die zu uns kommen könnten? Es braucht also Chartermaschinen, dir von den ferneren europäischen Metropolen zu uns kommen. Außerdem ist ein Flugzeug, das voll besetzt ist, sauberer als wenn alle mit dem Auto anreisen. Null Emission ist leider nicht möglich. Zum Glück können wir tourismuspolitisch nicht untergehen, solange wir nicht von Fundamentalisten regiert oder dirigiert werden.

TZ: Da kritisieren Sie jetzt auch Ihre ehemalige Partei, die Grünen, hart.

Reinhold Messner: Ich finde Brigitte Foppa ok. Ich habe ein paar Interviews von ihr gesehen und was sie da gesagt hat, war vernünftig, einiges kann ich teilen. Auch mit Herrn Heiss kann ich leben. Mich wundert, warum sich diese beiden nicht auf eine etwaige Koalition mit der SVP vorbereiten. Alles  was rechts der SVP ist, ist ja zum Kotzen, vor allem das soziale Geschwafel ehemaliger Kirchturm-Nationalisten.

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Kommentare Forum online

Mich nerven diese Fundamentalisten, die immer nur wiederholen „Die Wirtschaft braucht das!“, keine Behauptung begründen und auf keine Argumentation eingehen. Die wollen ständig nur irgendwelches sinnlose Zeug bauen und stehen jeder vernünftigen Entwicklung im Weg.
Hanspeter Niederkofler

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Seit kurzem im Unternehmensregister: REINHOLD MESSNER ESTABLISHMENT CONSULTING GmbH

Markus Lobis

Messner ist ein herausragender Bergsteiger, der gewaltige alpinistische Leistungen erbracht hat und in die Alpingeschichte eingegangen ist. Das berechtigt ihn aber nicht, sich zur politisch-moralischen Instanz in Südtirol aufzuschwingen und wer seine mehrfachen 360° Meinungspiruoetten und sein ministrantisches Andienen bei Sponsoren und deren Interessen mitverfolgt, kann sich über so viel Kaltschnäuzigkeit eigentlich nur wundern.

Markus Lobis

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Ich frage mich nur, warum diesem delirierenden Orakel immer wieder Mikrophone vorgehalten werden…

Markus Lobis

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Ach Reinhold, nicht schon wieder, du großer giftgrün-neoliberaler Realo-Denker!

Du führst uns jedenfalls deutlich vor Augen, wie ein strammer Südtiroler tüchtig, erfolgreich und wohlgelitten zu sein hat. Schließlich weiß ja jedes Kind: Eine Hand wäscht die andere. Als da an Händen beispielsweise wären: Museum Schloss Sigmundskron  –   Niedermachen der Antitransitbewegung bei gleichzeitiger Flugplatzbefürwortung. Bergmuseum Monte Rite  –   Propagierung eines beschleunigten Alemagna-Ausbaus („Pamoramastraße“) im Cadore.  Brunecker Schlossmuseum –  Verteidigung des falschen Tiefgaragen-Standortes.  Kronplatz- Museum  –   Stellungnahme zugunsten des grenzüberschreitenden Sextner Großprojektes (wohl im Namen einer Gesamtwirtschaftssolidarität!?). Für allgemeines Wohlwollen hochstehender Persönlichkeiten und der Bauernbund-Führung: Verteidigung des Antersasc-Wegebaues. Was der Preis für die Befürwortung der bisher allgemein abgelehnten Neuerschließungen sein wird, entzieht sich meiner Kenntnis und sollten mir weitere Deals entgangen sein, bedauere ich das!

Mit kritischen, aber relativ verständnisvollen Grüßen (Denn bei uns machen das alle so. Und keiner schert sich um Ehrlichkeit und Gradlinigkeit. Das hat eben System),

Walter Harpf, 06.09.2013

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SüdtieolNews, Lokal
06.09.2013 19:04 Artikel drucken

Leitner kritisiert Reinhold Messner

„Jetzt kriechen die Systemerhalter aus den Löchern“
Bozen – Der freiheitliche Spitzenkandidat bei den bevorstehenden Landtagswahlen, Pius Leitner, wirft in einer Aussendung Reinhold Messner vor, sich erneut als klassischer Systemerhalter darzustellen. Seine Wortspenden vor jeder Wahl seien mittlerweile entbehrlich, auch weil sie immer widersprüchlicher würden, so Leitner.
„Im Grunde ist es mir vollkommen egal, was Reinhold Messner von sich gibt, es muss aber in Erinnerung gerufen werden, welchen inhaltlichen politischen Wandel er vollzogen hat und dieser hängt mit dem System Südtirol zusammen. Wollte er ursprünglich kein Steigbügelhalter für das System sein, so hat er gut gelernt, damit umzugehen und sich einzunisten. Niemand wird Reinhold Messner seine Leistungen absprechen, seine Glaubwürdigkeit darf aber hinterfragt werden“, so Leitner. Als vollkommen widersprüchlich seien die jüngsten Aussagen Messners zu bewerten, wo er gleichzeitig den Grünen (Heiss und Foppa) eine Koalition mit der SVP empfohlen, sich aber für eine Straße auf die Antersasc-Alm, für den Bozner Flughafen und für die Waldrodung in Sexten ausgesprochen habe, erinnert Leitner.„Dies sind wohl die schlechtesten Voraussetzungen für eine gemeinsame Basis der Zusammenarbeit zwischen Koalitionspartnern. Vielleicht will Messner im Nachhinein sein kurzes Gastspiel bei den Grünen im EU-Parlament zurechtrücken. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Messner alle seine Museumsprojekte so reibungslos über die Bühne gebracht hätte, wenn er nicht mit Landeshauptmann Durnwalder auf Tuchfühlung gegangen wäre. Das schmälert nicht sein persönliches Engagement, relativiert jedoch seinen ursprünglichen Kampf gegen das System Südtirol“, schließt Leitner. 

Von: mk

 

 

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10 Antworten auf Reinhold Messner und die Fundis… (TZ, 06.09.2013)

  1. Edith sagt:

    Die Juval-Alliens haben zugeschlagen: Herr Messner ist in einer Nacht- und Nebelaktion glatt einer Zingulotomie oder einer Lobotomie unterzogen worden, ansonsten könnte er nicht ein derartiges Konglomerat von Stumpfsinn von sich geben! Sein Größenwahn und sein Talent, Steuergelder geschickt in seine Tasche zu wirtschaften, sind ihm allerdings erhalten geblieben. Mit diesen Aussagen hat sich Messner bei allen mit Hausverstand dotierten Personen als ein großer Pharisäer qualifiziert, dem keine Schmeichelei zu blöd ist – ein gefundenes Fressen für Befürworter, die weder imstande sind, eine eigene Meinung zu bilden noch eine solche vernünftig zu begründen.

  2. Sextner sagt:

    Früher oder Später wird das Monsterprojekt Sexten ruinieren… wenn es nicht Sofort gestoppt wird.

  3. forumonline sagt:

    Verwunderlich
    TZ-online, 7. September 2013 um 08:15
    wie recht ich doch immer hatte….. mit meiner meinung……er isch und war nie was besonderes….ausser bergsteigen…man kann ihn gerechter weise ja auch eine note 10 geben…….aber in allen anderen dingen eine note mindestens 12 er ist überall dabei……wo es um geld geht….jeden scheiß haufen ist er imstande für sich auszunützen und in geld umzuwandeln……zumindest versucht er es……so manches mal auch mit erfolg…….jegliche ausbeutung ist ihm recht…..ob fremde länder ob provinzen ob kunst….einfach alles…..wenn es einen Gott gibt, ausser in der politik…..dort ist ja eh jeder einer…….so ist es er…..er weis alles, hat immer mehrere meinungen…..und sogar die neue südtiroler tageszeitung verarscht er….das können sicherlich nur ganz wenige……messner weiter so….. die korrupte wirtschaft brauch solche Götter wie du es bist…….ansonsten wäre sie tatsächlich verloren……noch was am rande sei gesagt, tu endlich deine hinterlassenschaften in ordnung bringen, wo es eh nur felsen, kare, gletscher gibt……bevor du neue anfängst…..usw.

  4. Herrman Klotz sagt:

    Alles Plärrer und Gegen-Alles-Fetischisten! Im allen Forum und Kommentaren die selbe Leier!
    Hallo ihr Typen: das Geld kommt nicht vom Bankomat und wird auch nicht im Rohr gebacken! Kapiert?
    Lernt einmal demokratisch zu sein. Egoisten und Steuergeldgenieser.

    • forum sagt:

      Und Liftmasten kann man nicht fressen, wenn der ganze Laden pleite ist.

      • hansl sagt:

        Wenn es schon so weit kommen würde kann man Liftmasten verkaufen,als alteisen oder als teil für einen andern lift irgendwo auf der welt!!! Und dann kann man essen kaufen!! Oder nicht?? Nicht möglich?? Seit ihr imstande so weit zu denken als supergscheide grüne oder gegner oder was auch immer ihr alle seit!!

        • toki sagt:

          hihi!! …jo hansl!
          ..wia zB. die EX-Kompostierungsanlage fa Boazn!??? 😛

        • Erich sagt:

          „Hansl“ mit deinen Aussagen erinnerst du mich an das Märchen „Hans im Glück“. Der hatte zum Schluss auch nichts mehr.
          Wenn ihr in Sexten Natur und Umwelt mit Füssen tretet, werdet ihr es bald merken. Die Rache der Natur kommt. Also die Natur pflegen und achten.