Arge Stop Transit zu Plöckentunnel und Pustertaler Schnellstraße

Presse-Aussendung der Arbeitsgemeinschaft Stop Transit,
Bereich Kärnten, Ost- und SüdtirolNein zu Bezirkspolitikern von ÖVP, BZÖ u.a., die Osttirol zu einem Transitkreuz übelster Sorte ausbauen wollen (Plöckentunnel, B100-Ausbau):

  • Jeder Plöckentunnel, auch der Scheiteltunnel, ist eine Alemagna-Transitachse über die Hintertür (nicht alpenkonventionsverträglich)
    • Erzeugt LKW-Transitverkehr Tag und Nacht von den nordadriatischen Häfen nach Süddeutschland und weiter
  • Der Ausbau der Straße zwischen Franzensfeste und Spittal bedeutet
    Schaffung einer Ost-West-Transitachse (E66: Franzensfeste-Szolnok/Ungarn) und einer leistungsfähigen Anschlussstrecke für die Alemagna

 

  • Transitverkehr Tag und Nacht macht Erholungs- und Qualitätstourismus unmöglich und schädigt Umwelt, Gesundheit und Lebensqualität der
    Osttiroler Bevölkerung.
  • Fernstraßenausbau bringt keine wirtschaftliche Entwicklung in peripheren Gebieten, er ist auch kein Mittel gegen Abwanderung.
    Nur alpenferne Wirtschaftszentren profitieren.
  • Aufgrund der engen Täler reicht bereits ein viel geringeres Verkehrsauf-kommen aus, um ähnliche Umweltprobleme wie im Inntal hervorzurufen (z.B. Schadstoffanreicherung aufgrund Inversionslage im Winter)

A) Plöckentunnel: die Fakten

  • Italiens Interesse daran: eine um über 112 km kürzere, schnelle Verbindung zwischen Triest und München.
  • Die nordadriatischen Häfen (Triest, Monfalcone etc.) sollen durch schnellere Erreichbarkeit gegenüber den anderen europäischen Häfen (Hamburg, Rotterdam, Antwerpen) wettbewerbsfähiger gemacht werden.
  • Die Zubringer zum Plöckentunnel sollen leistungsfähig ausgebaut werden:
    • Alemagna durch die Hintertür: Die Alemagna(A27) soll zur Kanaltal-Autobahn (A23) weitergebaut werden, bei Tolmezzo zweigt die Straße zum Plöcken ab.
    • Projekt eines Tunnels unter dem Monte Rest vom Val Tramontina aus
      mit Anbindung an die Alemagna (A27-A23) bei Socchieve

Es gibt also keine alpenkonventionsverträgliche Plöckentunnel-Variante, wie im ÖVP-Leitantrag suggeriert wird:

Der Plöckentunnel schafft eine neue leistungsfähige alpenquerende Transitachse,
also keine reine Tälerverbindung, für die es im Verkehrsprotokoll Ausnahmen gäbe.
Das Tunnelprojekt widerspricht damit der in Österreich rechtsverbindlichen Alpenkonvention.

Allfällige Beschränkungen des Güterverkehrs auf den regionalen Verkehr können die
Transiteure leicht durch Scheinniederlassungen in den begünstigten Regionen ausschalten.
Selbst die kürzere Scheiteltunnel-Variante (ca. 3,3 Kilometer lang, nur 1000 m Seehöhe, Brennerpass 1300 m) schaltet alle transithemmenden Spitzkehren auf der italienischen Seite aus.

Die bereits durchgeführten sündteueren Ausbauten der Passstraße auf der österreichischen Seite wären großteils umsonst gewesen.
In einer Anfrage-Beantwortung bestätigt der ehemalige Straßenbaureferent und Landeshauptmann von Kärnten, Gerhard Dörfler (Landtag 2010) die Transitgefahr:
„…Ich bin nicht bereit, diese „Alemagna light“ zu diskutieren, denn was würde ein Plöckentunnel bedeuten? Auch wenn es ein Scheiteltunnel wäre, Italien würde diesen Tunnel nur in Überlegung ziehen, wenn er dazu dient, den LKW-Verkehr über Tolmezzo/Plöckentunnel in das Drautal zu führen, weil ich damit ja Richtung Tauernautobahn einerseits und Richtung Lienz bzw. Pustertal und damit Brennerautobahn andererseits natürlich eine wesentliche Abkürzung für LKW-Verkehre hätte. …
Da sieht man schon, dass der Plöckentunnel, egal ob Scheitel- oder Basistunnel, eine Transitachse wäre …. Dann wird man relativ rasch einen weiteren Tunnel in Richtung Drautal fordern und dann wird man rasch fordern, dass man das Pustertal zur Brennerautobahn leistungsfähig ausbaut“.

b) `Autobahn light´ bzw. weiterer Ausbau zwischen der Tauern- der Brenner-
Autobahn (Franzensfeste-Spittal):

  1. E66: Der Ausbau der B100 erfüllt die Normen für Europastraßen (=“Hauptstraßen des internationalen Verkehrs“ laut AGR-Abkommen 1975),
    obwohl Österreich das Abkommen nicht ratifiziert hat.
    Die E66 ist eine europäische Ost-West-Transitroute (Franzensfeste bis Szolnok in Ungarn)
  2. Schreiben der Tiroler Landesbaudirektion an das Wirtschaftsministerium (1992) aus Anlass des Baus der Nordumfahrung Abfaltersbach:
    … die Drautalfurche sei die erste Ost-West-Verbindung südlich des Alpen- hauptkammes und müsse deshalb ausgebaut werden. Die B100 müsse das
    ganze Jahr über für LKW unbehindert befahrbar gemacht werden. …
    (=`Hosenträger`-Funktion für Nord-Süd-Transitachsen Brenner-,Tauern-Autobahn)Die Ausbauten werden der betroffenen Bevölkerung meist unter dem Motto
    `Ortsumfahrungen zur Entlastung vom bestehenden Verkehr` untergejubelt.

c) Umfahrung Lienz:

Mit obgenannten Projekten wäre der Bau einer Umfahrung Lienz unumgänglich.
Da noch keine Trasse fixiert ist, könnten viele Lienzer oder Nachbargemeinden
in den „Genuss“ einer solchen Transitumfahrung kommen. Der Wert der
angrenzenden Wohnungen und Wohnhäuser würde drastisch abnehmen.

d) Keine Beweise für wirtschaftliche Entwicklung durch Fernstraßenausbau:

Von den Betreibern dieser Straßenausbauten wird behauptet, damit die
Abwanderung aus Osttirol verhindern oder einbremsen zu können, bleiben dafür
aber jeden wissenschaftlichen Beweis schuldig. Die Abwanderung kann sogar
verstärkt werden.

Die deutsche Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung hat durch eine umfangreiche Untersuchung in 57 deutschen Regionen folgenden Schluss gezogen:
„Der Ausbau des Fernstraßennetzes in peripheren ländlichen Regionen (wirtschaftlichen Randgebieten) kann weder regionale Wirtschaftsentwicklungsprozesse auslösen noch fördern.“ (Horst Lutter: Raumwirksamkeit von Fernstraßen, Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung)

H.-C. Kesselring u.a. kamen anhand von Studien in der Schweiz zum Schluss, dass großräumiger Straßenausbau in Gebieten, die ohnehin schon unter Arbeitsplatzabnahme zu leiden haben, diese noch weiter verstärken kann: „Die Verminderung der Zahl der Arbeitsplätze ist umso größer, je besser das großräumige Straßennetz ausgebaut worden ist.“ (Straßennetzausbau und raumwirtschaftliche Entwicklung, Stuttgart),

Konferenz der europäischen Verkehrsminister (CEMT):
“Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur haben – wenn überhaupt – nur geringe positive Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung und auf die Beschäftigung. Auf regionaler Ebene sind sogar negative Auswirkungen möglich. .. Es gibt einen unbeirrbaren Glauben unter Politikern, dass Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur wirtschaftliche Entwicklung fördern und damit auch die Beschäftigung.
Jedoch beruht dieser Glaube nicht auf wissenschaftlicher Analyse, ….“
(Quelle: 26 September 2001, CEMT/CS(2001)37)

Mit freundlichen Grüßen

Arge Stop Transit
Bereich Kärnten, Ost- und Südtirol

26.09.2013

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2 Antworten auf Arge Stop Transit zu Plöckentunnel und Pustertaler Schnellstraße

  1. Wolfgang Thurner sagt:

    Thema Transit ist eines der Ältesten womit der Ausbau des Plöckentunnels konfrontiert wird.
    Das Land Kärnten hat eine Studie beauftragt wo die Entwicklung der Wirtschaft und des Verkehres im Falle eines Ausbaues beleuchtet wurde.
    Fakt ist, dass die Täler unter einer enormen wirtschaftlichen und personellen Abwanderung leiden. Vor allem das Gailtal weist eine Sackgasse in zwei Himmelsrichtungen auf und ist dadurch auch als Wirtschaftsstandort uninteressant. Wirtschaft ist nicht Alles, aber die Basis, sowie Infrastruktur nicht alles, aber die Basis ist – davor darf man nicht ignorant die Augen verschließen und die Transitkeule schwingen!
    Fakt ist dass heute die Tauernautobahn und der Brenner ausgebaut sind und die Studien ebenfalls anschaulich zeigen, dass der Plöckentunnel keine Alternativroute darstellt. Welcher LKW Fahrer wird die Route über 4 Pässe nehmen wenn 2 Autobahnen zur Verfügung stehen?!???
    Fakt ist dass in Mittersill eine LKW Verkehrsbeschränkung herrscht, welche nur Ziel- und Quellverkehr zulässt – damit ist der „Transitgeist“ schon entzaubert wird! Dies liegt in der Hochheit jedes Landes und kann auch hier als Instrument zur Steuerung genutzt werden!
    Wir müssen für die Region eine vernünftige Verkehrsanbindung schaffen um die Abwanderung in den Griff zu bekommen und attraktiv für Wirtschaft und Tourismus zu bleiben!
    Außerdem sollte die Alemagna Richtung Norden führen, diese Variante ist jedoch vor Jahren bereits gestorben und wenn man die Karte ansieht, erkennt man rasch, dass die gezeichnete Variante wieder nur die alten Ängste wecken soll!

    Der Ausbau des Plöckenpasses wäre auch nicht umsonst gewesen, da anhand vieler Beispiele gezeigt werden kann, dass diese Strecke für Ausflüge und Reißende eine Alternative bietet und die Personen auch in der Gegend hält.

    Ich lade alle Personen gerne zu einer vernünftigen und konstruktiven Diskussion aller Punkte ein, jedoch Ängste zu schüren bringt uns alle zusammen nicht weiter, denn gerade in unserer Randregion heist es, gemeinsam an einem Projekt arbeiten!

    (Zum Nachdenken: LKW’s sind bekannt dafür Alpinstrecken zu suchen?! 112km Abkürzung nach Triest, mit einem 40to schweren LKW – 4 Pässe Überqueren, bedeutet ca. 1/3 mehr Spritverbrauch – schnelle Verbindung mit einem LKW? bedeutet ca. doppelte Fahrzeit als über die Autobahn… abgesehen von Tauernmaut und Verkehrsbeschränkungen die heute schon gelten und dies unterbinden. Der Verfasser sollte sich in dieser Richtung etwas weiterbilden und die Themen sachlich beleuchten!)

    …und ich lade jeden gerne ein, eine Reise in die Zukunft zu machen – Timau, Paluzza und Paularo – zwei drittel der Bewohner sind im Ausland und die Enkel sprechen nicht mehr Italienisch – genau dort merkt man wie wichtig eine Verbindung Richtung Norden wäre, nicht im Hafen von Triest!