Smartphone Betrug. PZ- Artikel

Pustertaler Zeitung. Hpl.13.10.12

Telefon, Mobiltelefon, Internet… In der Kostenfalle

Fast jeder kennt das oder hat zumindest schon davon gehört: jemand kauft ein Handy oder Smartphone mit Vertrag und aktiviert mehr oder weniger versehentlich kostenpflichtige Dienste (Logos, Klingeltöne, Nachrichten- und Wetterdienste usw.), die, einmal aktiviert, kaum mehr widerrufen werden können und die Spesen gewaltig in die Höhe treiben. Die PZ hat bei der Verbraucherzentrale in Bozen nachgefragt, was es mit betrügerischen Spielchen dieser und ähnlicher Art auf sich hat.

Einem seriösen Brunecker Bürger, der mit seinem Smartphone viel im Internet unterwegs ist und dabei geflissentlich teure Internetseiten meidet, wurden im Laufe der Monate hunderte Euro verrechnet – für angebliche Besuche von Seiten, die ihm völlig unbekannt waren. Seine Tochter ist zwölf Jahre alt und ihr erging es ähnlich: Unter dem Dauereinfluss von eindringlichen Werbebotschaften und im Wettbewerb mit ihren Freundinnen, wer das neueste Logo oder den hippsten und trendigsten Klingelton besitzt, aktivierte sie etwa „Karaoke tirolese“ – und die Spesen explodierten förmlich. Ganze Guthaben lösen sich so oder auf ähnliche Weise in Luft auf. Als letzter Ausweg bleibt da oft nur mehr der Wechsel der Handynummer. Denn was das der brave Bürger und seine minderjährige Mädchen nicht beherzigten: Solche Seiten sollte man möglichst meiden oder – einmal aktiviert – möglichst schnell wieder deaktivieren. Aber so einfach ist das nicht. Vor allem ganz junge und ältere Nutzer merken von diesen Abbuchungen lange nichts, zumindest, wenn sie einen Vertrag haben.

 

Teure Klingeltöne

Was lässt sich tun, wenn einem Ähnliches passiert ist? Die PZ hat bei der Verbraucherzentrale in Bozen nachgefragt, was es mit diesen scheinbar gang legalen Betrügereien dieser und ähnlicher Art auf sich hat. Luca Marcon, Berater der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS), sind solche Vorkommnisse bestens bekannt. Was die Klingeltöne angeht, sieht es laut Marcon in Italien schlecht aus: „Leider droht in Italien, im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, in denen solche Dienste unter Verbot stehen, das Phänomen zunehmend auszuufern. Die Werbung im Fernsehen und im Internet vermittelt den Eindruck von kostenlosen Diensten, während allein schon der Anruf mit erheblichen Kosten verbunden ist, die in der Werbeschaltung nur unleserlich angeführt werden. Mit dem Anruf hat man einen Dienst abonniert und wöchentlich, wenn nicht sogar täglich werden vom Anbieter SMS versendet. Die Kosten können dabei bis zu 5 Euro pro Klingelton betragen, ohne die Spesen zu berücksichtigen, die durch das Herunterladen über die WAP-Verbindung verursacht werden. Im Paket inbegriffen sind zudem noch alle Widmungen, Gedichte und Witze, die übermittelt werden. So kann es passieren, dass ein Guthaben aufgebraucht ist, bevor man des Kostentreibers überhaupt gewahr wird.“ Und wie kann man sich wehren? Marcon: „Die Proteste gegen solche Machenschaften halten sich in Grenzen, denn der einzelne Geschröpfte denkt sich: Wegen der hundert Euro zahlt es sich nicht aus zu klagen. Und die Telefonanbieter machen weiter und verstoßen bewusst gegen geltende Gesetze, denn mit ihren Milliardenumsätzen und -gewinnen sind für sie auch eventuelle Strafen der Regulierungsbehörden ein Klacks.“

Schlichtungskommission

Die Anbieterfirma Vodafone hat sich vor kurzem aus Südtirol zurückgezogen, die Servicestellen wurden geschlossen – angeblich wegen großer finanzieller Probleme. Marcon: „Zuletzt hat es bei der Verbraucherzentrale vor allem Reklamationen gegen Vodafone gegeben. Aber wenn sich diese Firma mit Sitz der Mutterfirma in Großbritannien jetzt aus Südtirol zurückzieht, dann wird es schwierig, bei Problemen gegen Vodafone vorzugehen. Anders ist das bei Telecom Italia; wenn es dort Probleme gibt, etwa wegen der Rechnung, Umzug, Nummernwechsel, Fehler im Telefonbuch, dann gibt es die Möglichkeit der Schlichtung. Die Formulare dafür können auf der Homepage der  Verbraucherzentrale heruntergeladen werden (www.verbraucherzentrale.it). Für die Schlichtung ist eine Kommission zuständig, die sich aus Vertretern von Telecom Italia und der Verbraucherorganisationen zusammensetzt. Diese Kommission versucht, mit Hilfe der vom Verbraucher gelieferten Unterlagen und der technischen Unterlagen der Telecom Italia eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung zu finden. Die Schlichtung ist kostenlos, die Beratung durch die Verbraucherzentrale ist allerdings den Mitgliedern der Verbraucherzentrale vorbehalten.“

Einige Grundregeln

Die  Verbraucherzentrale empfiehlt auch die Nutzung des  Telefontarifrechners, der ebenfalls auf der Homepage der  Verbraucherzentrale zu finden ist; Marcon: „Er verschafft einen unkomplizierten Überblick über das Wirrwarr an Telefontarifen und Internetanschlüssen und hilft dabei, das für die eigenen Bedürfnisse günstigste Angebot auszuwählen.“ Der Online-Telefontarifrechner ist vom Landesamt für Kabinettsangelegenheiten in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale und der Südtiroler Informatik AG eingerichtet worden. Der Service ist Teil des breit angelegten Programms „Info – Rechte“, das über die Bußgelder der staatlichen Antitrustbehörde mitfinanziert wird und verschiedene Verbraucherschutzprojekte umfasst.

Werbeanrufe ignorieren

Verbraucherberater Marcon hat auch noch einige weitere Tipps auf Lager: „Wer ein Handy oder Smartphone benutzt, sollte sich nicht auf einen Vertrag einlassen, sondern Wertkarten benutzen – auch weil man die Kosten besser im Griff hat, das gilt besonders für Kinder.“ Und was ist mit den Werbeanrufen? Marcon rät: „Grundsätzlich sollte man sich nicht auf Werbeanrufe einlassen. Geben Sie ihre persönlichen Daten und ihre Steuernummer niemals bei telefonischen An- oder Umfragen weiter. Beantworten Sie keine Fragen, auch wenn Ihnen versichert wird, man wolle Ihnen nur Infomaterial schicken. Um von diesen Anrufen verschont zu bleiben, können Sie sich in das Verzeichnis der Einsprüche eintragen lassen. Wenn Sie Rechnungen von Telefongesellschaften erhalten, mit denen Sie weder schriftliche noch telefonische Vereinbarungen getroffen haben, bezahlen Sie nicht. Am besten wenden Sie sich in solchen Fällen für eine schriftliche Beanstandung an eine Konsumentenberatungsstelle. Die Reklamationen sind in der Regel erfolgreich, auch bei kleinen Summen. Auf unserer Homepage www.verbraucherzentrale.it sind alle nötigen Informationen zu finden.“ Fazit: Beim Gebrauch der neuen Medien ist Vorsicht oberstes Gebot, wenn man nicht möchte, dass einem das ganze Geld aus der Tasche gezogen wird.

Dieser Beitrag wurde unter Artikel veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.