Brigitte Comploj: Der Lärm der Welt

Der Lärm der Welt, er macht sich breit und drängt die Stille in die Ecke. Der Lärm der Welt brandet gierig an die Ufer der Stille und entleert die Fülle unserer Sinne in zerbrochene Muscheln. Und so müssen wir Lärmumfangene wieder stille willig und stillefähig werden. Denn nur in der Stille haben unsere Gedanken ein Nest, gehütet, behütet. Und nur, wenn die Abende leise werden, kann sie sich überall dem ausbreiten, was am Tage der Lärm der Welt gebar. Merke: Die Stille wohnt auch in der ehrfürchtigen Betrachtung eines unbeholfenen Sprungs eines Zickleins im taufrischen Gras, in den tastenden Sonnenstrahlen im März über dem Schnee,in der Mondbahn auf dem nächtlichen Meer, in der Einsamkeit dunkler Wälder, in den vom Bergwind zerzausten Föhren und im tröstenden Anblick einer zarten Blume im Felsenkar. So legt die Stille wie ein Schleier sich sanft über den Lärm derWelt. Ich bitte euch: seid leise, leise.

Dolomiten, 28.01.2014

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