Sektorales Fahrverbot: Gesundheit geht vor!

Dachverband für Natur- und Umweltschutz, 13.08.2014 – A22/Sektorales Fahrverbot – Handelskammerpräsident Michl Ebner fordert in einer Aussendung ganz Südtirol vom sog. Sektoralen Fahrverbot auszunehmen, welches 2015 in Nordtirol wieder eingeführt wird. Begründet wird dies mit einer zusätzlichen Belastung für die Südtiroler Wirtschaft. Dass der Transport von Abfällen, Steinen und Rundholz auf der Autobahn die Lärm- und Abgasbelastung entlang der gesamten Brennerachse erhöht und die gesundheitliche Belastung der Anrainer verschlechtert, spielt scheinbar keine Rolle.
Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz ist der Auffassung, dass das Sektorale Fahrverbot neben weiteren Maßnahmen unabdingbar für die Einhaltung der Stickoxid-Grenzwerte ab dem kommenden Jahr sein wird. Wenn die Handelskammer eine Ausnahme für Südtirol verlangt, soll sie gleichzeitig auch erklären, wie ihrer Ansicht nach die ab Januar 2015 geltenden Gesundheits-Grenzwerte eingehalten werden können.

Das sog. Sektorale Fahrverbot bezieht sich auf den Transport von Abfällen, Steinen, Fliesen, Erden und Aushub, Rundholz und Kork, Stahl sowie Nichteisen- und Eisenerze. Es wurde eingeführt, um den Transport dieser Stoffe von der Straße auf die Schiene zu verlagern und die nachweisliche gesundheitliche Belastung aufgrund des Transitverkehrs zu reduzieren. Im kommenden Jahr wird diese Verkehrssteuerungsmaßnahme in Nordtirol wieder eingeführt, nachdem Brüssel auch auf Druck der Frächterlobby dieses wirksame Instrument aufgehoben hatte.

Der Präsident der Bozner Handelskammer fordert nun aber, dass ganz Südtirol bei Einführung des Sektoralen Fahrverbotes von dieser Regelung ausgenommen werden solle, um die Südtiroler Wirtschaft so wenig wie möglich zu belasten. Tatsache ist, dass mit dem heutigen Verkehrsaufkommen bereits eine unannehmbare Belastung entlang des gesamten Autobahnabschnittes vom Brenner bis nach Salurn (und darüber hinaus) präsent ist. Die Stickoxid-Werte liegen weit über den zulässigen gesundheitlichen Grenzwerten. Die Gesundheit der nachweislich über 40.000 betroffenen Südtiroler muss prioritär sein und daher müssen transitreduzierende Maßnahmen eingeführt werden, anstatt Ausnahmen davon zu verlangen. Neben der Anpassung der Maut, um den Umwegverkehr einzudämmen, wäre das Sektorale Fahrverbot eine weitere griffige und konkrete Maßnahme, um die Lärm- und Abgasbelastung durch den Schwerverkehr entlang der Autobahn wirkungsvoll zu reduzieren.
Auch die Kritik an der Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Inntalautobahn, die aufgrund der überhöhten Emissionen nötig ist, ist für den Dachverband für Natur- und Umweltschutz nicht nachvollziehbar. Sehr viel eher sollte sich der Handelskammerpräsident dafür einsetzen, dass die bei uns geltenden Geschwindigkeitsbegrenzungen eingehalten werden, anstatt den Nordtirolern Vorschriften zu machen.

In der Aussendung der Handelskammer wird die Bemühung der Landesregierung zur Verbesserung der Lebensqualität zwar positiv bewertet, die konkreten Maßnahmen allerdings kritisch gesehen. Einen Vorschlag, wie die ab kommendem Jahr auch auf italienischem Staatsgebiet geltenden Stickoxid-Grenzwerte von 40µg/m³ Luft, die zur Zeit massiv überschritten werden, eingehalten werden sollen, bleibt der Handelskammerpräsident allerdings schuldig.

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