Großprojekte und Volksabstimmungen • Grandi opere e referendum

Zu den Aussagen des SWR-Präsidenten Philipp Moser im „Morgentelefon“ der RAI Südtirol am 24.09.2014

Was Herr Moser im Morgentelefon bezüglich des Ausgangs der Brixner Seilbahn-Volksabstimmung von sich gegeben hat, ist sicher nicht dazu geeignet, den Dialog zwischen „Wirtschaft“ und „Volk“ (was immer man mit diesen Wörtern meinen möge) zu fördern, sondern ist schlicht ein Musterbeispiel an Arroganz und Realitätsverweigerung.

Dass die Ablehnung eines Bauvorhabens nicht nur aus irgendwelchen Launen erfolgen, sondern handfeste Gründe haben kann, scheint „die Wirtschaft“ nicht in Betracht ziehen zu wollen. Das Projekt hat in der vorliegenden Form schlicht und einfach nicht überzeugt und die Abstimmenden haben offensichtlich weder die manipulative Fragestellung noch die hysterische Kampagne zugunsten des Projekts goutiert. Das könnte man auch ganz einfach zur Kenntnis nehmen, statt die beleidigten Leberwürste zu spielen und auf das uneinsichtige Volk zu schimpfen.

Dass Herr Moser aber Brunecks Altbürgermeister Tschurtschenthaler dafür belobigt, die Volksbefragung zum Projekt „Ried“ im November 2010 sabotiert zu haben, ist eine Frechheit. Die Befragung ergab eine klare Ablehnung des Projekts, 30% der Stimmberechtigten sprachen sich gegen die Verbauung des Nordosthangs aus, die Befragung wurde aber Opfer einer vom Bürgermeister angeführten Verwirrungs- und Boykottkampagne.Was das Projekt „Ried“ anbelangt, so würde es wohl nach wie vor vom Großteil der Brunecker Bevölkerung nicht vermisst, sind doch versprochene positive Folgen wie Verkehrsreduzierung und wundersame wirtschaftliche Entwicklung bisher ausgeblieben. Was wir jetzt mit Sicherheit haben, ist ein Loch in der Landschaft und ein gewaltiges, an den Hang unterhalb Perchas geklebtes Betonkonstrukt.

Projekte müssen überzeugen, mit handfesten Argumenten, nicht mit generischen Heilsversprechen, die kein Mensch nachvollziehen kann. Alternativen sind ernst zu nehmen und nicht einfach vom Tisch zu wischen. Die Haltung „entweder das wird jetzt genau so gebaut wie wir wollen oder die ganze Wirtschaft geht den Bach hinunter“ ist infantil und unsachlich und hat im Endeffekt nichts anderes als ein Nein verdient.

Statt nur zu lamentieren, was ständig alles an Wunderbarem verhindert werde, bedenke man auch, wie vielen unverwirklichten Projekten man heute keine Träne nachweint. Dass an der Stelle der Bozner Talferbrücke heute kein vierspuriges Monstrum steht und dass an Dietenheim statt des Nordrings heute keine Autobahn vorbeiführt, dürfte wohl kaum jemand als Verlust ansehen.

Fazit: Sachlichkeit und Argumente statt immer die gleiche Mär von der wirtschaftlichen Wundertätigkeit von Großprojekten, Bereitschaft, auf Bedenken einzugehen und faire, offene Diskussionen – dann findet man auch Konsens für große Vorhaben.

25.09.2014
Hanspeter Niederkofler
Grüner Gemeinderat, Bruneck

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Sulle dichiarazioni del presidente SWR Philipp Moser nella trasmissione „Morgentelefon“ di RAI Südtirol, 24/09/2014

Quanto dichiarato dal sig. Moser nel „Morgentelefon“ in tema di referendum sulla funivia a Bressanone non è certamente adatto a promuovere il dialogo tra „l’economia“ e „il popolo“ (qualsiasi cosa si intenda con queste due parole), ma è semplicemente un esempio di arroganza e fuga dalla realtà.

Che una grande opera edilizia possa essere respinta non solo per qualche umore, ma in base a solidi motivi, „l’economia“ non sembra voler prendere in considerazione. Il progetto in questa forma semplicemente non ha convinto e i votanti evidentemente non hanno gradito il quesito manipolatorio e l’isterica campagna a favore del progetto. Se ne potrebbe semplicemente prendere atto, invece di fare gli offesi e lamentarsi della popolazione recalcitrante.

Che il sig. Moser debba però anche lodare l’ex sindaco di Brunico Tschurtschenthaler per aver sabotato il referendum sul progetto „Ried“ nel novembre 2010 è un’impertinenza. Il referendum ha mostrato una chiara opposizione al progetto, il 30% degli aventi diritto hanno votato contro gli impianti sul versante nordest, il referendum è però caduto vittima di una campagna di confusione e boicottaggio capeggiata dal sindaco. Per quanto riguarda il progetto „Ried“, tuttora gran parte della popolazione brunicense non ne sentirebbe la mancanza, non avendo portato i vantaggi promessi come la riduzione del traffico e uno sviluppo economico miracoloso. Quel che è certo è che ora abbiamo un buco nel paesaggio e un’enorme colata di cemento sul pendio sotto Perca.

I progetti devono convincere, con argomenti tangibili, non con promesse di salvezza generiche che nessuno è in grado di verificare. Le alternative vanno prese sul serio e non semplicemente spazzate via. L’atteggiamento „o si costruisce adesso come vogliamo noi o tutta l’economia va in malora“ è infantile, per niente oggettivo e in fin dei conti merita solo un „no“.

Invece di lamentarsi solo di quali meraviglie vengano continuamente impedite, si pensi una volta anche ai tanti progetti non realizzati i quali oggi nessuno rimpiange. Che al posto del Ponte Talvera a Bolzano oggi non ci sia un mostro a quattro corsie, o che accanto a Teodone oggi non passi un’autostrada al posto dell’anello nord, oggi saranno in pochi a considerare una perdita.

Conclusione: oggettività e argomenti invece dell’eterna favola sugli effetti miracolosi delle grandi opere, disponibilità a confrontarsi con le obiezioni e una discussione leale e aperta – così si può trovare consenso anche per grandi progetti.

25/09/2014
Hanspeter Niederkofler
Consigliere comunale dei Verdi, Brunico

 

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