Männergesundheit: Eine Schwerpunktaufgabe für die Pustertalkliniken?

Katharina Walter, Medien und Kommunikation, D-83246 Unterwössen

Dass die Männer im Durchschnitt früher sterben müssen als die Frauen ist mittlerweile bekannt und gilt auch für die Welt südlich des Brenner. Und gerade dort gilt auch, dass die Gesundheitsversorgung kaum richtig auf die spezifischen Gesundheitsrisiken, Krankheitsbilder und Pflegebedürfnisse der Männer ausgerichtet ist. Schon in der Studie zur Gesundheitslage der Männer in Südtirol aus dem Jahre 2004 war darauf hingewiesen worden, dass nun mit den kriegsverschonten Männerjahrgängen eine Art „Männerwelle“ auf das Gesundheitssystem zu kommt. Diese Studie hatte Prof. Goeschel (Marquartstein) mit seinem Institut im Auftrag des damaligen Assessorats für Gesundheit und Soziales erstellt.

In der Folge veranstaltete dann das Assessorat 2006 in Bozen eine internationale Konferenz zur „Gesundheitlichen Lage der Männer im Alpenraum“, zu der neben den italienischen Andrologie-Koryphäen Prof. Dondero und Prof. Lombardo von der Universität Rom auch Epidemiologen und Soziologen aus Österreich, der Schweiz und Deutschland kamen. Prof. Goeschel stellte bei dieser Konferenz die Studienergebnisse für Südtirol und Italien vor.

Für die aktuelle Situation im Pustertal ist dabei wichtig, dass es ausgeprägte regionale und soziale Unterschiede in der Gesundheitslage innerhalb der Männerbevölkerungen gerade in Italien und Deutschland gibt. So sind bspw. die Männer in Norditalien gegenüber denen in Italien-Mitte deutlich benachteiligt. Die Männer in Südtirol wiederum stehen besser da als der Durchschnitt in Norditalien. Ein wichtiges Ergebnis der damaligen Studie: Die Krankenhausversorgung spielt für die Gesundheitsversorgung der Männer in Südtirol eine herausragende Rolle.

Das Thema „Männergesundheit in Europa“ spielt in der Region Bozen-Trento schon seit Ende der 1990er Jahre eine Rolle: Damals trafen sich zu ersten Konferenzen zu diesem Thema im Nobelhotel Du Lac in Riva deutsche und italienische Regierungsleute, Chefärzte, Krankenhausmanager und Wissenschaftler(innen). Thema: Möglichkeiten für den Aufbau einer männerheilkundlichen Versorgungsstruktur in Europa mit einem Pilotprojekt am Gardasee.

Dank des Forschungsauftrages des Bozener Assessorats zur Männergesundheit in Südtirol und der späteren Fachkonferenz kam das Thema auch in Italien voran. Die deutschen Krankenhäuser mit ihrem größeren Autonomiespielraum erprobten in diesen Jahren vielfältigste Formen, um sich auf das neue Aufgabenfeld „Männergesundheit und Männerbehandlung“ besser auszurichten. Die Idealvariante war die Einrichtung von „Zentren für Männergesundheit“.

Im Internet gibt es dazu eine Studie: Albrecht Goeschel / Michael Teumer (Hrsg.) „Mann und Krankenhaus“, Marquartstein 2013.

Die Bozener Männergesundheitspolitik hat dabei besonderes Lob verdient, weil sie sich auf die besonders benachteiligten fast ausschließlich männlichen Berufskraftfahrer im Fernverkehr konzentriert hat. Bozen war die einzige Regierung in der ganzen EU, die hier Versorgungskonzepte entwickelt hat. Ab 2008 hat das Institut von Prof. Goeschel im Auftrag der Landesregierung das „Europäische Zentrum für Kraftfahrer-Gesundheit Sterzing“ konzipiert.

Nachdem es aber in Italien und auch in den anderen EU-Ländern noch immer an einer ausreichenden und angemessenen männerspezifischen Gesundheitsversorgung fehlt (typische und massenhafte Männerleiden: Übergewicht, Leistenbruch, Schlafstörungen, Herz-Kreislauf, Potenzstörungen etc.) könnten sich die Pustertal-Kliniken mit einem gemeinsamen Schwerpunkt hier zum Hauptanbieter in Italien und im Alpenraum entwickeln. Es gibt auch schon eine „Marketing“-Studie aus dem Team von Professor Goeschel: Dirk Richter / Markus Steinmetz: „Atlas zur gesundheitlicheh Lage der Männer und der Frauen in Italien“, Verona 2013 . (mail@accademiaistituto.com).

06.11.2014

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