Leserbrief: Fossiles Denken

Kommentar zum Artikel „Der Millionen-Irrtum“ in ff 15/2015, in dem beklagt wird, dass das Land nicht den „Mut“ aufgebracht habe, im Unterpustertal eine vierspurige Schnellstraße zu bauen.

Wer sich heute noch eine Autobahn im Pustertal vorstellen will, leidet offensichtlich an fossilisierten Denkmustern. Wenn es z. B. an der in Bau befindlichen Vintler Großumfahrung etwas zu kritisieren gibt, dann die Tatsache, dass man über fünf Kilometer Flussufer ruiniert und die ruhige Talseite verlärmt, wenn man doch eine Straße hat, die nur einiger lokaler Eingriffe bedarf.

Die MeBo als Vorbild? Diese hat sich ihren Verkehr selbst produziert und das Mobilitätsverhalten im Burggrafenamt nachhaltig verschlechtert. Jährlich Millionen nutzloser Autofahrten mehr sind die Folge, Klima und Ölkonzerne bedanken sich.

Der Verkehr wächst zwangsläufig immer weiter? Ein Unsinn, der gegen elementare Logik verstößt, wie im übrigen wesentliche Teile der herrschenden Wirtschaftsdoktrin. An der Zählstelle Vintl ist der Verkehr nicht gestiegen, 2014 waren es exakt 205 Fahrzeuge weniger am Tag als 10 Jahre vorher. Verkehr und Verkehrsmittelwahl sind menschliches Verhalten, und dieses hängt von den Strukturen ab. Und wenn die Strukturen „Fahrt Auto!“ schreien, wird eben mehr Auto gefahren, auch wenn jede Woche zwei Tagungen über nachhaltige Mobilität abgehalten werden.

Was hingegen fürs Unterpustertal noch fehlt, ist die Riggertalschleife. Erst damit wird die Bahn halbwegs konkurrenzfähig auch für die Ziele Brixen und Bozen und kann die Unterpustertaler Straße merklich entlasten – freilich nicht, wenn man diese gleichzeitig zur Rennstrecke ausbaut.

Im übrigen schwant mir, dass die Zukunft ganz andere Probleme bereit hält als überfüllte Straßen. In dem Sinn ist jede Straßenbau-Million zu hinterfragen.

Hanspeter Niederkofler, Bruneck
12.04.2015

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Eine Antwort auf Leserbrief: Fossiles Denken

  1. forumonline sagt:

    treffend wie immer. hanspeter eben!