Brunecker Stadion-Poker. TZ, 18.07.2015

Um das neue Eisstadion in der Schulzone bauen zu können, braucht die Gemeinde Geld: Deshalb soll in Bruneck Ost eine Wohnzone entstehen – das sorgt für Kritik.

von Silke Hinterwaldner

Hanspeter Niederkofler kennt sich ziemlich gut aus in Bruneck. Kein Wunder: Bruneck ist nicht nur Heimatstadt, als Gemeinderat der Grünen beschäftigt er sich auch intensiv damit, was dort auf den Straßen und in den Gassen passiert. 

Deshalb ist es mehr als logisch, dass Niederkofler auch ganz genau beobachtet, was auf dem Areal des alten Eisstadions gebaut werden soll. Aber, was Niederkofler bisher zu Ohren gekommen ist, macht ihn gar nicht glücklich.

Der Grund: Sobald das neue Stadion in der Schulzone bezugsfertig ist, wird das alte Eisstadion in Bruneck Ost abgerissen. Die Gemeinde möchte dieses Grundstück verkaufen und dafür 2,5 Millionen Euro kassieren, das ist eine Voraussetzung im Finanzierungsplan für den Neubau. Ob der Verkauf tatsächlich so viel Geld bringt, ist allerdings fraglich. Wohl auch deshalb möchte die Gemeinde in der Zone rund um das alte Eisstadion eine Art Flurbereinigung vornehmen. Geplant ist, diese neue Wohnzone aus dem Schatten heraus in Richtung der Tennishalle zu verlegen, um so eine bessere Wohnqualität zu erzielen.

Aber all diese Pläne sind mit vielen Fragezeichen versehen. So gehört nicht das gesamte Areal zwischen Eisstadion, Tennishalle, Schwimmbad und Fußballplatz der Gemeinde. Ein Teil ist auch in Besitz der Fraktionsverwaltung. Und diese möchte nicht schon wieder ihre Grundstücke an die Gemeinde abgeben müssen. Außerdem wird eine neue Wohnzone zusammen mit der Musikschule für die Zukunft ein Problem mit der Zufahrt bekommen. Und: Es gibt die Idee, die Tennishalle zu verlegen, um so mehr Platz für Wohnungen zu schaffen. Das wiederum verursacht Kosten  für die Gemeinde. Dabei steht der Gemeinde das Wasser bis zum Hals: Sie muss 4,5 Millionen Euro für das insgesamt 15 Millionen Euro teure neue Eisstadion aufbringen. Das dürfte nicht ganz einfach werden.

Aber bevor die Finanzierung nicht gesichert ist, möchte Bürgermeister Roland Griessmair mit dem Neubau der Halle in der Schulzone nicht beginnen.

„Wir zahlen einen hohen Preis für diese Eishalle“, sagt Hanspeter Niederkofler, „dabei geht es nicht nur um das Geld, sondern auch um urbanistische Entscheidungen, die in diesem Zusammenhang getroffen werden.“

Für fatal hält der Grüne Gemeinderat, dass die Gemeinde hier auf Druck Geld beschaffen muss und deshalb wohl Entscheidungen von großer Tragweite trifft, deren Folgen noch nicht abzusehen ist. Während Niederkofler seine Kritik konziliant formuliert, schlagen andere schärfere Töne an: Hier entstehe ein Siedlungsghetto mit gleichförmigen Hochbauten dicht an dicht, wie das bereits auf der Fläche hinter der Carabinieri-Kaserne geschehen ist. Ein Bürgerkomitee zieht gegen diese Pläne ins Feld und sammelt bereits Unterschriften. Die Frage lautet: Wollt ihr an der Rienz weitere Kondominien oder eine neue und ausgeweitete Naherholungszone Rienzwiesen? Wer unterschreiben möchte, kann dies im Bio-Bazar in der Oberstadt oder in der Buchhandlung am Rienztor tun.

„Hier wird viel spekuliert“, sagt Niederkofler, „aber grundsätzlich gilt: Die Gemeinde soll nicht wie ein privater Grundbesitzer ausschließlich auf Gewinnmaximierung aus sein. Sie hat vor allem den Auftrag, zum Wohle der Allgemeinheit zu handeln.“

Diesen Auftrag hat auch Walter Harpf. Er ist mittlerweile seit vielen Jahren Vorsitzender der Fraktion Bruneck Stadt und hat als solcher bereits einige Schlachten geschlagen. Jetzt steht wieder eine solche an. Er sagt: „Wir haben der Gemeinde bereits viel Bauerwartungsland so gut wie geschenkt. Jetzt will man uns noch weitere Grundstücke abluchsen, um aus einer Naherholungszone Wohnungen zu machen. Das ist nicht richtig.“

Er schlägt vor, auch bei anderen Fraktionen um Bauland anzufragen, zwischen Reischach, Dietenheim, St. Georgen, Aufhofen und Stegen würde man sicherlich irgendwo fündig werden. Harpf sagt: „Für mich mutet es surreal an, mitten in der Stadt Wohnungen zu bauen, anstatt dringend notwendige Naherholungszonen zu schaffen. Wir wollen nicht die letzten freien Flächen aus der Hand geben.“

Am Montag werden die Siegerprojekte für den Bau des neuen Eisstadions präsentiert. In der Folge wird man wohl verstärkt über die Pläne für das alte Stadion-Areal reden müssen.

 

 

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