Eishalle und Fragen

Am 22. Februar wurde im Gemeinderat das Vorprojekt der neuen Eishalle präsentiert. Nach Jahrzehnten des Aufschiebens und von immer wieder auftretenden Notständen diktierter Investitionen am alten Standort soll es nun eine neue Halle geben – groß, modern, gut erreichbar in der Schulzone. Durchaus ein schönes Projekt, die Arbeitsgruppe hat keine Mühen gescheut. Nun – wenn weiter nichts zu bedenken wäre, könnte man dem Vorhaben ja nur begeistert zustimmen.

So einfach ist das aber nicht. Es stimmt schon, eine Lösung war schon lange überfällig, und auch die Grünen sind mehrfach dafür eingetreten, das Stadion an einer besser geeigneten Stelle neu zu bauen. Auch 2005, für mich war es die erste reguläre Sitzung als frisch gewählter Gemeinderat, als es wieder einmal hieß: Wir müssen jetzt sofort ein paar Millionen für das alte Stadion locker machen, sonst müssen wir zusperren. Das ist jetzt bald 12 Jahre her. Schon 1989 mit der Überdachung war die Situation ähnlich gewesen. Zeit genug also, in Ruhe die Weichen zu stellen und einen Neubau vorzubereiten, auch durch Gespräche mit dem Land zwecks Finanzierung. Stattdessen verschwand das Eisstadion aber offensichtlich aus den Programmen und es wurde in andere Sportanlagen investiert, wie jüngst in die neue Kletterhalle, die zur Gänze vom Land finanziert wurde.

Dann musste es aber auf einmal schnell gehen. 2012 wickelte die Gemeinde drei Raumordnungsverträge ab, um Gründe in der Schulzone zu erwerben. Der Preis war u. a. die Bauzone Aschgut in Dietenheim, die man so sonst sicher nicht ausgewiesen hätte. Und im September 2013, kurz vor den Landtagswahlen, wurde dann plötzlich verkündet, dass das neue Stadion kommt. Wer die Erfolgsmeldung ein bisschen näher analysierte, musste allerdings feststellen, dass es dabei vor allem die Gemeinde war, die sich finanziell exponiert hat.

Von den 15 Millionen Baukosten, die im Grundsatzbeschluss von 2013 vorgesehen waren, gehen 7 Millionen zu Lasten der Gemeinde, ebenso die Grundbeschaffung (Schätzwert 3,75 Millionen). Inzwischen sind zu den Baukosten 1,5 Millionen dazugekommen, weil auf einiges, das ursprünglich nicht vorgesehen war, schwerlich verzichtet werden kann, etwa die Sicherung des Untergrunds oder die Außengestaltung. Solche Kostensteigerungen sind gängige Praxis: Für die erste Entscheidung hält man die Projekte immer möglichst klein und im zweiten und dritten Schritt, wenn dann die notwendigen Zusätze kommen, ist an ein Zurück nicht mehr zu denken.

So sind wir jetzt bei einem Gesamtvolumen von ca. 20 Millionen, ohne mögliche Zusatzmodule, die noch im Gespräch sind. Das sind ca. 45% eines Jahreshaushalts der Gemeinde. Würde das Land denselben Prozentsatz seines Haushalts in ein Bauprojekt stecken, käme es auf zweieinhalb Milliarden zu stehen. So direkt kann man das natürlich nicht vergleichen, aber es gibt schon einen Anhaltspunkt.

8,5 Millionen der aktuell vorgesehenen Baukosten sind nicht durch Beitragszusagen gedeckt, müssen also von der Gemeinde aufgebracht werden. Das ist deutlich mehr, als in einem Jahr an GIS eingenommen wird und entspricht den gesamten Personalausgaben von 14 Monaten. Keine Kleinigkeit also.

Gleichzeitig sind in den letzten Jahren zwei Worte immer häufiger gefallen, wenn von möglichen Vorhaben die Rede war: „kein Geld“. Für eine Garage beim Schloss z. B. könne die Gemeinde keinen Euro aufbringen, hieß es, sie müsse per Raumordnungsvertrag finanziert werden. Das hat, wie wir vorhergesehen hatten, nicht funktioniert und vier Jahre Zeit gekostet. Nun wird die Südausfahrt ohne südlichen Auffangparkplatz aufgehen und das Verkehrskonzept bleibt erst einmal toter Buchstabe. Die Gemeinde hätte alle Zeit gehabt, selbst etwas in die Wege zu leiten, aber es war ja kein Geld da. Das ist nur ein Beispiel. Dann kommt aber das „richtige“ Projekt und die nötigen Millionen sind plötzlich auffindbar. Auch das irritiert. Das Projekt ist sicher wichtig für Bruneck, aber das sind auch andere Dinge. Und es ist leicht vorherzusehen, dass bei anderen Dingen die famosen zwei Worte in Zukunft öfter fallen werden. Die Frage nach den Kosten muss also schon erlaubt sein.

Es ist schon verständlich, dass man, wenn man schon baut, etwas „Gescheites“ haben will. Manche Zusatzausgaben können auch längerfristig sinnvoll sein. Aber die Frage, was denn tatsächlich notwendig ist, damit man in Bruneck weiterhin Eissport betreiben kann, ist nicht wirklich gestellt worden. Inzwischen planen wir ja wieder an einem Glanzstück, das Maßstäbe setzt. Seine „Strahlkraft“ wird sich weit über das Pustertal hinaus entfalten, heißt das in Marketing-Sprech. Da muss man sich nicht wundern, wenn einem zuweilen Unbescheidenheit bescheinigt wird.

Was ist notwendig, und wann ist genug? Diese Fragen stellen sich in vielen Bereichen. Die Ansprüche und auch die Vorschriften sind mittlerweile so weit, dass Sport kaum mehr ohne teure Anlagen geht. Manchmal drängt sich der Verdacht auf, dass als Sport nur ernst genommen wird, was teure Bauwerke erfordert. Gerechtfertigt wird das immer mit den segensreichen Auswirkungen des Sports auf Jugend, Volksgesundheit und sozialen Zusammenhalt. Aber was ist wirklich notwendig für einen gesunden Sport, und wo fangen der überzogene Leistungsdruck und der Kommerz an, der sich schon lange nicht mehr auf den sogenannten Spitzensport beschränkt?

Fragen, die ohne Antwort bleiben. So können wir nur hoffen, dass das Projekt den Bedürfnissen gerecht wird, dass die neue Anlage bestmöglich genutzt wird, auch für andere Zwecke, auch wenn die tatsächliche Mehrzweck-Tauglichkeit eine offene Frage bleibt, ebenso wie die künftigen Betriebskosten. Und hoffen wir, dass die finanziellen Belastungen für die öffentlichen Kassen tragbar bleiben. Ja, Begeisterung hört sich anders an. Aber mehr ist unter diesen Umständen nicht zu haben.

11.03.2017
Hanspeter Niederkofler

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