Windkraft Pustertal: Flaute am Grünbachjoch

TZ, Sa/So 16./17. Jänner 2010 – Nr. 10

Luftige Lösung

Kiens besitzt kein E-Werk und will deshalb erneuerbare Energie mit dem Wind auf dem Grünbachjoch erzeugen. Derzeit wird die Windstärke gemessen. In einem Jahre werden Ergebnisse vorliegen.
von Silke Hinterwaldner

Die Idee ist aus der Not he­raus geboren: Auf dem Grünbachjoch auf der Putzerhöhe steht eine Windmesssta­tion, die nun ein Jahr lang alle Luftbewegungen registriert. Das Ziel: Die Gemeinde Kiens möchte eine Art Windpark errichten, um den E-Werk-Gemeinden das Wasser reichen zu können.
„Wir sind benachteiligt“, sagt Bürgermeister Reinhard Niederkofler, „weil wir keinen Zugang zum Wasser und damit keine Möglichkeit haben, die Wasserkraft zu nutzen und die Gemeindefinanzen aufzubessern.“ Neidisch blickt Kiens auf die Nachbargemeinden, die einen Weg gefunden haben und nun von der erneuerbaren Energie profitieren. „Das ist unfair“, erklärt Niederkofler, der hofft, dass eine neue Aufteilung der Gemeindegelder in Zukunft greifbar wird.
Um nicht auf andere angewiesen zu bleiben, hat Kiens Kontakt zum Amt für Energieeinsparung aufgenommen. Nach einem Lokalaugenschein wurde die Messstation nahe der Gemeindegrenze zu Mühlwald auf rund 2.300 Metern Meereshöhe aufgestellt. „Jetzt müssen wir die Ergebnisse abwarten“, erklärt der Bürgermeister.
Harald Grünbacher, Gemeinderat der Bürgerliste von Kiens, stellt schon seine Forderungen. „Ich verfolge das Vorhaben genau“, sagt er, „und verlange, dass Gewinne direkt den Familien zugute kommen.“ Die alternative Energiegewinnung hat er sich zum Steckenpferd gemacht. Nach dem Motto „Wind, Sonne und Wasser sind besser als Gas und Öl“ hat er immer darauf plädiert, dass auf Gemeindehäusern Photovoltaikanlagen oder Ähnliches installiert wird. Bisher ist sein Vorschlag nicht auf fruchtbaren Boden gefallen, genauso wenig besitzt seine Gemeinde ein Fernheizwerk.
Aber nicht nur die Energiegewinnung ist Grünbacher in diesem Zusammenhang wichtig: „Es gilt ökonomische und ästhetische Aspekte zu berücksichtigen.“ Sollte sich der Windpark als unschön erweisen oder Gäste abschrecken, müsste man nach besseren Lösungen suchen.

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Kommentar & LB zu Kiener Windkraftalbträumen

Mein Nachbar hat mehr; ich will auch! Der Kindergarten lässt grüßen.
Nach den letzten in Rohre verbannten Bächlein, den letzten skigerecht planierten Waldrücken,
der plattbetonierten und sinnlos vertunnelten Talsohle und nach Forststraßen zu jedem einzelnen höher gelegenen Baum kommen jetzt offenbar die letzten noch nicht entstellten Gebirgslandschaften an die Reihe!
Unsere Gipfelkreuze und Bergkämme sollen also mit möglichst zahlreichen Windkraftrotoren in der Dimension des Sendemastes auf dem Kronplatz vollgepflastert werden.
Wer legt unseren tüchtigen bzw. gierigen Wirtschaftlern das Handwerk, bevor unser Land als Erholungsgebiet und damit auch wirtschaftlich endgültig den Bach runter geht?

Walter Harpf, 190110

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TZ,  Dienstag, 22. Februar 2011 – Nr. 35/19. Jg.

Flaute am  Grünbachjoch

Am Grünbachjoch auf der Putzenhöhe mit Blick nach Mühlbach: Programmierter

Protest

Seit über einem Jahr wurde auf der Putzenhöhe bei Kiens jedes Lüftchen registriert. Der Plan: Die Gemeinde wollte einen Windpark  auf 2.300 Metern  Meereshöhe errichten. Der Traum von der Windenergie ist geplatzt.

von Silke Hinterwaldner

Am Grünbachjoch auf der Putzenhöhe steht seit über einem Jahr eine Windmessstation. Dort oben, auf über 2.300 Metern Meereshöh,e hätte ein Windpark errichtet werden sollen – so der Wunsch der Kiener Gemeindeverwalter.

Gestern ist der Traum von der erneuerbaren Energie endgültig geplatzt. Die Landesregierung hat beschlossen, dass es im gesamten Land höchstens einen Windpark geben darf und der soll am Brenner stehen. Ein harter Schlag für die Gemeinde Kiens: Schließlich hoffte man mit der Brise auf dem Grünbachjoch endlich Anschluss an die anderen Energie-Gemeinden zu bekommen. Ohne Wasserkraft sah Bürgermeister Reinhard Niederkofler kaum Möglichkeiten, seine Gemeinde an den Tropf der Energiegewinnung zu hängen.

„Derzeit“, sagt der Bürgermeister, „wird noch überprüft, ob der Standort geeignet wäre. Bevor endgültige Aussagen gemacht werden können, muss man  erst kontrollieren, ob es sich auszahlen würde.“ Das klingt so als ob Niederkofler ohnehin keine großen Hoffnungen auf einen Windpark gehabt hätte. Dazu kommt: Dort oben am Grünbachjoch, wo Kiens auf die Gemeinde Mühlwald trifft, wäre der Protest gegen die Windräder mit Sicherheit nicht ausgeblieben.

„Für uns“, erklärt der Bürgermeister, „war die Messung nicht mit großem Kostenaufwand verbunden. Alle weiteren Entscheidungen über die Windräder wären ohnehin erst nach Abschluss der Messungen gefallen.“

„Derzeit wird noch überprüft, ob der Standort geeignet wäre. Bevor endgültige Aussagen gemacht werden können, muss man  erst kontrollieren, ob es sich auszahlen würde.“

Reinhard Niederkofler

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