Südausfahrt: Brunecker Verrat, TZ, 020311

Der Brunecker Gemeinderat entscheidet sich für die kurze Ausfahrt aus
der Südumfahrung Richtung Stadt. Die Landesregierung will mitziehen.
Die Anrainer an der Reischacher Straße fühlen sich verraten.
von Silke Hinterwaldner
Nikolaus Mayr ist mit den Nerven am Ende. Seit vielen Jahren kämpft er für eine Entlastung der Reischacher Straße, am Montagabend wurden alle Versprechungen der Vergangenheit kurzerhand vom Tisch gewischt. Der Brunecker Gemeinderat hat mit großer Mehrheit – SVP, Koalitionspartner und Freiheitliche – für die kleine Ausfahrt Richtung Stadt gestimmt. Der Reischacher Ast sollte später gebaut werden, so der Plan, aber jetzt ist klar: Diese Ausfahrt wird es niemals geben.
Nikolaus Mayr sitzt am Küchentisch, beinahe ist alles wie gehabt: Auf der Umfahrung brettert ein Lkw vorbei, die Tassen auf dem Tisch vibrieren. Über dem Hausdach die Südumfahrung, vor der Haustür der Reischacher Verkehr. Es ist nicht zum Aushalten. Wie ihm geht es den Bewohnern von rund 50 Häusern an der Reischacher Straße. Sie alle haben gehofft, dass ihre Wohnzone aufgewertet werde, aber jetzt kommt alles anders. „Es ist schrecklich“, sagt Nikolaus Mayr. Nie zuvor in seinem Leben hat er sich so verraten und im Stich gelassen gefühlt. Es ist erst wenige Wochen her, da hat er dem Landeshauptmann und Landesrat Florian Mussner eine kostengünstige Variante für den Bau beider Ausfahrten vorgelegt. Damals war die Hoffnung groß, dass die Geschichte ein gutes Ende nehmen könnte.
Jetzt sagt Landesrat Mussner: „Wir hatten zwar auf eine andere Lösung hingearbeitet, aber die Gemeinde hat eine eindeutige Entscheidung getroffen.“ Das heißt: Das Projekt wird in den Bauleitplan eingetragen, und den Wünschen der Brunecker Gemeindeverwalter wird Rechnung getragen. „Die Würfel sind gefallen“, sagt Mussner ohne Umschweife, „wir respektieren dieses Abstimmungsergebnis des Gemeinderates.“
Im Brunecker Rathaus waren am Montagabend die Emotionen hochgegangen. Bürgermeister Christian Tschurtschenthaler hat seinen Vorschlag dargelegt: Das Ausfahrtprojekt wird demnach in zwei Bauphasen unterteilt. Zuerst werden der Kreisverkehr und der kurze Ast nach Bruneck gebaut, Kos­tenpunkt rund acht Millionen Euro. Grüne, Bürgerlistler und SVP-Arbeitnehmer reagierten empört: Schließlich hatte der Gemeinderat erst im August 2009 beschlossen, dass beide Äste gleichzeitig errichtet werden müssen. In der Abstimmung durchgesetzt haben sich am Montag aber andere.
Alle Fragen beantwortet sind damit noch lange nicht. Schließlich liegt nun ein Projekt vor, das in der Bewertung durch die Landestechniker schlechte Noten bekommen hat. Der Grund: teuer, verschwenderisch an Kulturgrund. Ein Rekurs beim Verwaltungsgericht gegen dieses Projekt ist in Vorbereitung.
Verkehr an der Reischacher Straße: Eingeklemmt
Anrainer Nikolaus Mayr: Leben zwischen Hauptverkehrsadern
Landesrat Florian Mussner: „Die Würfel sind gefallen.“
Nun liegt ein Projekt vor, das in der Bewertung durch die Landestechniker schlechte Noten bekommen hat. Der Grund: teuer, verschwenderisch an Kulturgrund.

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Eine Antwort auf Südausfahrt: Brunecker Verrat, TZ, 020311

  1. Edith sagt:

    So eine Situation würde mich auch fertig machen! Herr Nikolaus muss froh sein, dass zumindest die Bahnlinie in etlicher Entfernung verläuft!