Sonnenburg-Klosterwald: Brief Petra Barnekow an LH Durnwalder, 14.03.2011

Sehr geehrter Herr Landeshauptmann,

seit 47 Jahren verbringe ich regelmäßig jedes Jahr meinen Urlaub im Gadertal, seit nunmehr zehn Jahren zusätzlich auch noch mindestens einmal im Jahr wenigstens eine Woche in Sonnenburg. Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten das Wachsen des Tourismus‘ in Ihrem schönen Land hautnah mitbekommen. Die Erschließung des Pustertals und des Gadertals wurde in den letzten Jahrzehnten verstärkt auch unter ökologischen Gesichtspunkten vorangetrieben.

Jeder von uns, auch ich als Gast, hat den explodierenden Verkehr und die daraus resultierenden Probleme selbst erlebt. Deshalb begrüße ich Ihr Bestreben, alles Mögliche zu tun, um die Verkehrsituation im Bereich von St. Lorenzen und Sonnenburg zu entspannen.

Nachdem ich im Januar zum ersten Mal den Tunnel unter der Sonnenburg benutzt habe, stellt sich mir die Frage: „Was bringt der Tunnel?“
Das Chaos an der Abzweigung ins Gadertal ist unverändert. In einem Gespräch mit Freunden aus Sonnenburg, denen ich genau diese Frage stellte, erfuhr ich dann, dass dieser Tunnel erst der Beginn eines riesigen Bauvorhabens ist. Dank Internet konnte ich mich ausführlich über die Pläne informieren, und ich bin schockiert. DAS kann nicht Ihr Ernst sein!!!

Ich bin weder eine „Grüne“ noch eine Straßenbau-Expertin, sondern nur ein Mensch mit, wie ich behaupte, klarem Verstand. Wenn ich mir die Pläne für die Klosterwaldvariante ansehe, dann stockt mir der Atem. Gigantismus auf Kosten der Umwelt und der dort lebenden Menschen. Ohne Rücksicht auf Verluste wird das höchste Gut Südtirols verschandelt. Haben Sie mal überlegt, dass Gäste wegen Ihrer traumhaften Umgebung ins Pustertal kommen. … Wie viele Menschen in Südtirol leben vom Fremdenverkehr!?! Auch die Sonnenburger! Gerade die Einwohner von Sonnenburg werden schon genug gebeutelt. Sie haben sich zur Aufgabe gemacht, den historischen Weiler in ursprünglicher Form zu erhalten. Dabei werden sie vom Denkmalamt unterstützt, aber auch auf das Schärfste reglementiert. Kein Nagel darf ohne Genehmigung in die Wand geschlagen werden.

Aber das alles scheint für die Landesregierung nicht zu gelten. Wie sonst soll ich mir das Klosterwald-Bauvorhaben erklären? Hier wird eine jahrhundertealte, gewachsene Ansiedlung in ihren Grundfesten erschüttert und die Optik für immer zerstört.

Es muß doch Alternativen geben!!! Ich habe sie in dem Vorschlag der Tobleinfahrt ins Gadertal gefunden. Im direkten Bereich der Kläranlage befindet sich keine Ansiedlung, die so in Mitleidenschaft gezogen würde, wie Sonnenburg. Wenn ich den Fakten glauben kann, die ich zu diesem Projekt gefunden habe, dann läßt sich diese Variante zudem viel kosteneffizienter umsetzen. Was hindert Sie also?

Südtirol lebt vom Fremdenverkehr, und es ist absolut richtig, die Infrastruktur so zu gestalten, dass ALLE zufrieden leben können. Aber wie lange wird es noch dauern, bis ein immer größer werdender Teil Ihres schönen Landes zubetoniert sein wird. Wenn dann die Gäste feststellen, dass es nicht mehr so schön wie früher bei Ihnen ist und sich andere Reiseziele suchen.
Ich möchte auch in den nächsten 20-30 Jahren noch gerne und immer wieder in Ihrem Land wunderschöne Tage verbringen und bitte Sie deshalb, das anstehende Bauvorhaben ganz besonders im Hinblick auf die Zerstörung der Lebensqualität in Sonnenburg zu überdenken und Alternativbauprojekte zu prüfen.

Herzlichen Dank, dass Sie mir zugehört haben und für Ihre Bemühungen zum Wohle aller, die Ihr Land lieben!

Hochachtungsvoll,
Petra Barnekow

Köln

Dieser Beitrag wurde unter Kommentare, Pustertal abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.