Eine Tiefgarage in der Brunecker Schlosskurve oder doch lieber unter der Schlosswiese? Die Stadtgemeinde tut sich anscheinend schwer mit der Entscheidung und beruft eine Sondersitzung ein.
Wer auf wessen Seite steht.
von Silke Hinterwaldner
Reinhold Messner würde mit keinem der Gemeinderäte tauschen wollen: abwägen, entscheiden, Kritik einstecken. Da hat es der Museums-Macher und Extrembergsteiger leichter. Er sagt seine Meinung aus dem Bauch heraus.
„Die Stadt braucht eine einfache, schlichte Lösung, die besonders nahe an der Altstadt liegt“, sagt Messner, „ich bin für eine Tiefgarage im Osten des Schlosshügels.“ Den Standort Schlosskurve hält Reinhold Messner für eine Tiefgarage einfach weniger geeignet. In den ersten Juli-Tagen dieses Jahres möchte Reinhold Messner sein Bergvölker-Museum auf Schloss Bruneck eröffnen. Die Diskussionen um Südausfahrt und Tiefgarage verfolgt der Museums-Macher nur am Rande. Ihm ist einfach nur wichtig, dass etwas getan wird. Für einen Parkplatz ist gesorgt: Als Besucherstellplatz dient ein Areal, auf dem derzeit mehrere unbewohnte Hütten stehen. Ob eine Tiefgarage zu späterem Zeitpunkt auf dieser oder auf jener Seite des Schlosses entsteht, ist Reinhold Messner gar nicht so wichtig.
Anders Hanspeter Niederkofler. Der Grüne Brunecker Gemeinderat macht die Entwicklung der Stadt vom Standort für Tiefgarage oder Musikschule abhängig. Wie Reinhold Messner bevorzugt die Stadtregierung den Standort Schlosswiese, sehr zum Bedauern der Bürgerlistler und der Grünen. Sie bevorzugen aus strategischen Gründen eine Tiefgarage in der Stadtkurve. Um nicht diskussionslos zur Abstimmung gerufen zu werden, haben Grüne und Bürgerliste eine Sondersitzung des Gemeinderates einberufen lassen. Am kommenden Montag werden sich die Gemeinderäte um 16.00 Uhr zum Lokalaugenschein treffen. Ab 18.00 Uhr darf dann über die unterschiedlichen Projekte diskutiert werden. Dass es jede Menge Diskussionsbedarf gibt, zeigen die doch sehr unterschiedlichen Standpunkte. Andreas Gottlieb Hempel, mittlerweile Südtiroler Experte für allerhand Fragen der Raumordnung, kommt zum Schluss, dass der Standort Schlosskurve eindeutig vorzuziehen sei. Im Gegensatz zu Museums-Macher Messner oder Bürgermeister Christian Tschurtschenthaler.
„Wir bestehen“, sagt Niederkofler, „auf eine fundierte Information über alle Aspekte wie verkehrspolitische Ziele, Landschaftsschutz und Finanzierung, genügend Zeit für Diskussion und eine transparente Entscheidung.“
Reinhold Messner: „Ich bevorzuge die Tiefgarage im Osten.“ „Die Stadt braucht eine einfache, schlichte Lösung, die besonders nahe an der Altstadt liegt.“
Leserbrief: Reinhold Messner und die Brunecker Tiefgaragen
Reinhold Messner hat natürlich jedes Recht auf eine eigene Meinung und doch verdichtet sich der Eindruck, dass allen seinen unternehmerischen Aktivitäten der folgende Leitspruch zugrunde liegt: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing!
So überrascht es wenig, dass er sich nun – zwar vage, aber doch (siehe TZ, 12.04.2011)- für eine schlossbergnahe Tiefgarage in Brunecks Osten ausspricht um damit dem Bürgermeister in dessen argumentativer Notlage den Rücken zu stärken.
Nur ist diese Angelegenheit für die Stadtentwicklung zu wichtig, um auf solcher Ebene diskutiert oder gar entschieden zu werden.
Die Brunecker erwarten sich von Reinhold Messner zumindest den Versuch einer entsprechenden Argumentation.
Etwa nach dem Vorbild des A.G. Hempel, der seine Schlussfolgerung zugunsten des Schlosskurven-Standortes mit einer Gegenüberstellung von Argumenten ausführlich und einleuchtend begründet (siehe Dolomiten, 07.04.2011, S.12).
Walter Harpf
12.04.2011