TFA: Rollende Zeitbomben

Vom Wahnsinn des Warenverkehrs.
Ein Insiderbericht aus einer knallharten Branche

09. Juni 2011, 19:00 Großer Saal in der AK-Tirol
6020 Innsbruck, Maximilianstraße 7, 3. Stock

Liebe Damen und Herren,

das aktuelle Weißbuch Verkehr der EU setzt neuerlich und in noch nicht dagewesener Kompromisslosigkeit auf den Straßengüterverkehr – die Bahn spielt europaweit für die Verlagerung von Güterverkehr für die EU keine nennenswerte Rolle mehr. Wir selbst erleben das am Brenner seit vielen Jahren hautnah – mittlerweile sind die ÖBB in den Fängen einer gierigen Tunnelbaugesellschaft gelandet, die ihre Lobbyisten direkt im BMVIT sowie der Politik untergebracht hat.

Aus aktuellem Anlass besteht nun die Möglichkeit, mit einem langjährigen Trucker oder „Sklaven der Landstraße“ im Anschluss an eine Lesung zu diskutieren. In jedem Fall ein sehr tiefer Einblick in eine der miesesten Schattenseiten des europäischen und alpinen Straßengütertransitverkehrs und wohl der wesentlichste Grund einer fehlenden „Kostenwahrheit“.

„Schlaflose Nächte, ständige Hetze, Gesetzesverstöße, Verkehrsgefährdung in erschreckendem Ausmaß, schlechte Bezahlung – das ist die Realität für Trucker. Die Arbeitsbedingungen sind katastrophal, die Speditionen agieren nicht selten an der Grenze zur Kriminalität, häufig darüber hinaus. Jochen Dieckmann, selbst ehemaliger Trucker, erzählt haarsträubende und unfassbare Geschichten von den Straßen Europas. Jochen Dieckmann hat als Fernfahrer jahrelang Sinnvolles und Sinnloses über Europas Straßen transportiert: 24 Tonnen Altpapier von Hamburg nach Bordeaux, Leerfahrten von Rouen nach Istanbul, Schnittblumen vom holländischen Aalsmeer ins andalusische Jerez dela Frontera und als Rückladung Schnittblumen von Jerez nach Aalsmeer. Gefährlicher für uns alle ist aber, dass Trucker gezwungen werden, wesentlich länger zu fahren, als eigentlich erlaubt – Manipulation und Korruption gehören zum Tagesgeschäft vieler Speditionen.“

Überschreiten der Ruhe- und Lenkzeiten, der geltenden Tonnage- oder Geschwindigkeitslimits, Ignorieren von Wochenend- oder Nachtfahrverboten sowie Falschdeklaration von Waren aller Art etc. – das sind die wesentlichen Kostenfaktoren, über die Stillschweigen herrscht und die den Transport auf der Straße um ein Vielfaches „günstiger“ machen als den auf der Schiene. Das Risiko trägt allein der Trucker – bis hin ins Kriminal oder den Tod. Die AK-Tirol als Interessensvertretung hilft Berufskraftfahrern bei der Durchsetzung ihrer Rechte und fordert ebenso wie wir seit vielen Jahren die Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie die Einhaltung der bestehenden Schutzbestimmungen für die Berufskraftfahrer vor allem im int. Güterverkehrsbereich ein.

Deshalb laden wir auch gemeinsam zu dieser mehr als interessanten Lesung mit dem Trucker und Autor Jochen Dieckmann sowie anschließender Diskussion sehr herzlich ein und freuen uns auf einen interessanten Abend aus dem Reich der ehemaligen „Asphalt-Cowboys“.

LAbg. Fritz Gurgiser, Obmann

PS: Die nächste Veranstaltung unter dem Titel „Falsches Spiel am Lebensmittelmarkt“ mit Angelika Kirchmaier und mir findet am 22. Juni 2011 ab 19:30 Uhr im Kundler Gemeindesaal statt. Anschließend bietet der Kundler Bauernladen seine Produkte zur Verkostung an – wenn Sie in der Nähe sind, schauen Sie vorbei – wir haben wieder Top-Neuigkeiten.

PSPS: Bitte haben Sie auch noch Geduld bis zur nächsten internen Info-Veranstaltung, da wir noch das Urteil des EuGH in der Sache „Sektorales Lkw-Fahrverbot“ abwarten wollen – denn egal wie es ausfällt, sind danach die Weichen für unser Engagement neu, härter und kompromissloser zu stellen. Die Zeit der ruhigen Phase ist vorbei.

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