FF 30/2011: Muren-Prozess Rautpiste, Vierschach: Happiges Gutachten

(doc) Das Gutachten des vom Gericht beauftragten Sachverständigen, dem Geologen Luigi Frassinella, spricht eine klare Sprache: Die Mure sei einzig und allein wegen des Pistenbaus abgegangen. „Ohne Abholzung und ohne die Erdbewegungen hätte das Ereignis nicht dasselbe Ausmaß gehabt“, schreibt Frassinella in seinem Gutachten.

Es bezieht sich auf einen Fall, der sich am Donnerstag dieser Woche zum achten Mal jährt: Am 28. Juli 2003 ging über dem Helm im oberen Pustertal ein Wolkenbruch nieder. Er war so stark, dass der Tischlerbach bei Vierschach über die Ufer trat und die Staatsstraße überschwemmte. Zudem löste sich eine Mure und begrub zwei Häuser teilweise unter sich. Eines davon gehört Otto Bachmann, einem Hersteller von Freizeitrodeln.

Während sich der Eigentümer des zweiten Hauses den Schaden von der Helmbahn AG mit einer kleinen Summe vergüten ließ (weniger als 5.000 Euro), ging Bachmann nicht darauf ein. Er war von Anfang an sicher, dass ein ,,direkter Kausalzusammenhang zwischen dem Murenabgang infolge der starken Regengüsse und den Abholzungen und Erdbewegungsarbeiten für den Bau der Skipiste Raut“ bestehe. So steht es jedenfalls in Bachmanns Klageschrift gegen die Helmbahnen AG.

Diese wies bisher immer jede Schuld von sich. So erklärte Helmbahn-Präsident Kurt Holzer gegenüber ff (1/2009): ,,Wir haben die Piste gebaut unter allen Voraussetzungen, die uns auferlegt worden sind.“ Von daher könne seine Gesellschaft keine Schuld am Unglück tragen.

Gerichtsgutachter Frassinella kommt jetzt zum gegenteiligen Schluss: Vor dem Bau der Piste sei Bachmanns Haus sicher gewesen, jetzt sei es nicht mehr sicher.

Otto Bachmann verlangt daher rund 1 Million Euro als Entschädigung. Er hat sich dabei stets auch auf die Umweltverträglichkeitsprüfung berufen, die das Projekt bereits im Jahr 2000 negativ beurteilt hatte. Grund dafür waren unter anderem Bedenken einer erhöhten Murengefahr. Dennoch genehmigte die Landesregierung die Piste – allen Warnungen zum Trotz.

Die Helmbahn AG heißt mittlerweile Sextner Dolomiten AG. Ihr Geschäftsführer Mark Winkler möchte sich nicht zum Gutachten Frassinellas äußern. Wegen des ,,noch offenen schwebenden Verfahrens“.

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