Treue Hände (mani pulite?): Ebner im Glashaus, TZ, 290711

TZ, Freitag, 29. Juli 2011
Die Tageszeitung „Dolomiten“ hält sich aus gutem Grund in der Treuhandaffäre um Landesrat Hans Berger auffallend zurück. Denn die  „Athesia AG“ hält selbst über zwei Innsbrucker Treuhänder Anteile an zwei bekannten Südtiroler Unternehmen.

von Christoph Franceschini

Zwei Tage lang war in den „Athesia“-Medien über die Treuhandaffäre um Landesrat Hans Berger kein Wort zu lesen und zu hören. Gestern dann im Tagblatt der Südtiroler ein Verteidigungsinterview des Landeshauptmannstellvertreters. Verziert mit einer Mitteilung in eigener Sache: „STOL und die Dolomiten haben über die Ermittlungen bisher nicht berichtet, da Landesrat Hans Berger von der Staatsanwaltschaft keinen Ermittlungsbescheid zugestellt bekommen hat“. Da Berger jetzt aber selbst zu den Vorwürfen Stellung nehme, gebe man dem SVP-Politiker breiten Raum für ein Interview.

Fast müsste man den Hut ziehen, vor einer so hohen journalistischen Ethik, die Chefredakteur Toni Ebner und seine Redaktion verkörpern. Hätte das ganze nicht einen entscheidenden Schönheitsfehler. Der Ebner-Verlag bedient sich selbst professioneller Treuhänder um verdeckte Beteiligungen an zwei renommierten Südtiroler Unternehmen zu halten.

Die Anwaltskanzlei „Greiter, Pegger, Kofler & Partner“ in der Maria Theresienstraße 24 in Innsbruck als Treuhänder eine der ersten Adresse unter der Nordkette. Franz Pegger ist einer der einflussreichsten Nordtiroler Anwälte, der als Wirtschaftsanwalt auch den „Athesia“-Konzern und seine Tochterfirmen seit Jahren in Nordtirol und Österreich vertritt. So spielen er und seine Kanzlei auch eine Hauptrolle bei der Übernahme der „Brennercom AG“ durch das Haus Athesia, die zwischen 2006 und 2009 über die Bühne ging.

In Peggers Kanzlei wird am 5. Dezember 2006 die „Peg Beteiligungs GmbH“ gegründet. Das Unternehmen hat ein Gesellschaftskapital von 35.000 Euro und ist in der „Vermögens-, Immobilien- und Beteiligungsverwaltung“ tätig. Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter ist Anwalt Franz Pegger.

Dass es sich bei der „Peg Beteiligungs GmbH“  um eine klassische Treuhändergesellschaft handelt, zeigen die Vorgänge, die die Tageszeitung Ende November 2010 (TZ 233/11) enthüllte. Die „Athesia Tyrolia Druck GmbH“, eine Nordtiroler Tochter der „Athesia AG“, übernimmt im Sommer 2001 die „Mediafin Chur AG“ in Chur in der Schweiz. Wenig später steigt die diskrete Schweizer Firma bei der „Tappeiner AG“ ein. Anfänglich hält die Schweizer Firma 40 Prozent am Lananer Familienunternehmens. 2005 übernimmt das Schweizer Unternehmen dann mit 60 Prozent die absolute Mehrheit an der „Tappeiner AG“.

Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Spur zu „Athesia“ in den Handelsregistern der drei Ländern Italien, Österreich und Schweiz offiziell nachvollziehbar. Dann wird aus einer offenen Beteiligung eine versteckte Beteiligung. Mit 31. Dezember 2006 geht die Tappeiner-Beteiligung dann an die Innsbrucker „Peg Beteiligungs GmbH“ über. Offiziell gehört die Mehrheit des „Tappeiner“-Verlages damit einem Treuhänder. In Wirklichkeit aber ist aber die „Athesia AG“ der eigentliche Besitzer.

Ähnlich ist es auch bei einem anderen Südtiroler Medium. Den beiden Südtiroler Radiosendern „Südtirol 1“ und „Radio Tirol“ sowie der Radioagentur „RMI“. Alle drei Unternehmen gehören zur Unternehmergruppe „Funkhaus Südtirol“. 1988 hatten die beiden Radiomacher Heiner Feuer, Karl Kleinrubatscher und Wilfried Zuegg die Radioagentur RMI gegründet. Die Agentur sollte Privatradios mit Nachrichten und Magazinsendungen versorgen. Mit dabei von Anfang an auch die Innsbrucker ACC Werbe- und Marketing GmbH, des Deutsch-Österreichers Bernd Dresen.

Beide Radiosender stehen seit Jahren an der Spitze der Gelder, die das Land für Radiowerbungen und –einschaltungen ausgibt. Weil von Anfang an der unternehmerische und journalistische Gleichschritt auffiel, den RMI, die beiden Radiosender und das Medienhaus „Athesia“ gingen, munkelt man seit langem, dass das Ebnerische Medienhaus auch die Finger im Äther hat.

Inzwischen ist genau das Gewissheit. Nur agierte auch hier die Athesia über einen Innsbrucker Treuhänder. Dabei fällt auf, dass das treuhänderische Engagement fast gleichzeitig mit jenem rund um den Tappeiner-Verlag beginnt. Am 26. Oktober 2010 verkauft Bernd Dresen seinen 49-Prozent-Anteil an der „Funkhaus Südtirol Gmbh“. Käufer ist die „Barenth & Freisinger Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs GmbH “ in Innsbruck. Peter Barenth und Elisabeth Freisinger sind Wirtschafts- und Steuerberater, die auch als Dienstleistung treuhänderische Unternehmensverwaltung anbieten. Die Treuhänder halten die 49 Prozent an der „Funkhaus Südtirol GmbH“ in Wirklichkeit für die „Athesia AG“.

Beide treuhänderische Beteiligungen scheinen in der offiziellen „Athesia“-Bilanz nicht auf. Dennoch könnten  sie schon bald öffentlich werden. Sowohl die „Tappeiner AG“, wie auch die „Funkhaus Südtirol GmbH“ erhalten lukrative Aufträge vom Land. Mit dem neuen Offenlegungsgesetz zu den Treuhandgesellschaften werden auch diese beiden Unternehmen ihre eigentlichen Besitzverhältnisse offen legen müssen.

Die noble Geste aus dem Hause „Athesia“ rund um die jetzt aufgedeckte Treuhänderschaft von Landesrat Hans Berger dürfte damit wohl eher dem Selbstschutz verpflichtet sein, als der plötzlich erwachten journalistischen Ethik.

Denn wie sagt eine alte Volksweisheit: Wer im Glashaus sitzt, sollte besser nicht mit Steinen werfen.

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