Raumordnung. Niederdorf und der Ausverkauf, Dolomiten, 300711

Stauderhof und „weißes“Haus

Gemeinderat: 40 neue Wohnungen, davon viele Zweitwohnungen, sind geplant –Grundsatzentscheidung zu Raumordnungsvertrag

NIEDERDORF (ru). Rund 160 Zweitwohnungen gibt es derzeit in Niederdorf. Bei dieser an sich schon hohen und viele Niederdorfer mehr als nur besorgt stimmenden Anzahl, wird es aber nicht bleiben, denn „die Tendenz ist steigend“, sagt Bürgermeister Kurt Ploner. Die nächsten Zweitwohnungen sind schon so gut „wie in Sicht“, und zwar im denkmalgeschützten und so genannten „weißen“ Haus sowie im Stauderhof. Das stattliche „weiße“ Haus, das seit vielen Jahren leer steht, sei, wie Bürgermeister Kurt Ploner sagt, von einer Genossenschaft provinzfremder Käufer erworben worden, die darin insgesamt 18 Wohnungen einrichten wollen. Die Baukonzession habe diese Genossenschaft bereits in Händen, dem Baubeginn stehe eigentlich nichts mehr im Wege. In Niederdorf gibt man sich überzeugt, dass „alle 18 Wohnungen Zweitwohnungen sein werden“. In unmittelbarer Nähe dieses Gebäudes steht der Stauderhof, dessen einstiger Eigentümer seinen Hof ausgesiedelt und den Stauderhof samt Stall und großem Stadel an ein Pustertaler Bauunternehmen verkauft hat. An Stelle des Stauderhofes soll ein großer Komplex mit insgesamt 22 Wohnungen entstehen. Ob und wie viele davon konventioniert werden müssen, steht noch nicht fest, darüber behänge noch ein Rechtsstreit, sagt Bürgermeister Kurt Ploner. Ausgehen aber könne man davon, dass eine stattliche Anzahl der dort geplanten Wohnungen wohl auch Zweitwohnungen werden. Um die beiden Häuser und die damit verbundenen Vorhaben ging es unter Punkt 5 der jüngsten Ratsitzung. „Dass viele der 40 Wohnungen Zweitwohnungen sein werden, ist das eine Problem“, sagt der Bürgermeister, „das andere ist, dass da 40 Wohnungen in einer relativ kleinen Zone entstehen, in der der Parkraum jetzt schon knapp ist und wo auch von Seiten der Anrainer Bedenken bestehen.“ Daher habe er vorgeschlagen, im Sinne des öffentlichen Interesses mit dem Bauunternehmen Gespräche über einen eventuellen Raumordnungsvertrag zu führen und als Gemeindeverwaltung entsprechende Vorschläge auszuarbeiten. Wie dieser Raumordnungsvertrag aussehen könne, ob die Verlegung der gesamten Kubatur oder eines Teils davon sinnvoll sei, was das Unternehmer im Gegenzug dafür leisten müsse usw. darüber sei noch zu befinden, dazu müssten auch erst Schätzungen gemacht werden. In die Gespräche involviert werden soll auch die Genossenschaft des „weißen“ Hauses. Acht Räte hießen den Vorschlag gut. Sechs lehnten ihn ab, unter ihnen auch die Räte der Freiheitlichen. „Das kann nur ein Kuhhandel werden“, sagt der freiheitliche Fraktionssprecher Hubert Trenker. „Wenn wir die Kubatur des Stauderhofes verlegen, in eine womöglich noch attraktivere Zone, kann es ein Präzedenzfall werden“. Es zeichne sich ab, dass in Niederdorf in den nächsten Jahren noch weitere Kubatur zum Verkauf stehen wird und unter Bauunternehmen werde sich herumsprechen, dass man in Niederdorf nur einige Prozesse gegen die Gemeinde zu führen brauche, um nicht nur das Gewollte, sondern noch mehr zu erreichen. Noch sei Niederdorf ein Dorf mit starker Vereinstätigkeit, je stärker aber der Zweitwohnungstourismus werde, „um so mehr werden Grund und Wohnungspreise in die Höhe schnellen und um so schwerer wird es für unsere jungen Leute, sich hier noch eine Wohnung leisten zu können. Man denke an Cortina“, warnt er. Der Gesetzgeber müsse sich endlich etwas einfallen lassen, um dem Zweitwohnungstourismus einen wirksamen Riegel vorzuschieben.

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