Ein Jahr nach Antersasc: Wichtige Erfolge von Natur- und Umweltschutz gegen Almen-Übererschließung wurden zwar erzielt, aber kein grundlegendes Umdenken
Genau vor einem Jahr, am 4. August 2011, wurde erstmals über die geplante Erschließung von Antersasc in den Medien ausführlich berichtet, mit dem Ergebnis heftiger Auseinandersetzungen zwischen Umwelt- und Landschaftsschutz sowie Bauern und politisch Verantwortlichen. Der Kampf um das rechte Maß in der Frage der Almerschließungen hat die Fronten geklärt und Pro- und Contra-Argumente auf den Tisch gebracht. Im Fall von Antersasc hat ein Gerichtsurteil den Ausbau stoppen können, hinzu kommen weitere ermutigende Signale: Die soeben ergangene, klare Entscheidung der II. Landschaftsschutzkommission gegen die Wege-Erschließung der Almen Hirber und Durra oberhalb von Rein in Taufers sind ein wichtiger Zwischenerfolg und eine klare Vorgabe an die Südtiroler Landesregierung, dieses einmalig schöne Gebiet von neuen Wegen zu verschonen. Die engagierte Vorarbeit des Heimatpflegeverbands Pustertal hat zu Entscheidung und Meinungsbildung wesentlich beigetragen.
Dennoch sind im Jahr 1 nach Antersasc auch schwere Niederlagen erfolgt: Im Sarntal wurde die Auener Alm durch einen Weg brachial erschlossen, auch die Verbindung auf die Seeberg Alm in Villanders durchgeboxt. Und schließlich geht in den Pfunderer Bergen ein heftig umstrittenes Wege-Projekt der Fertigstellung entgegen – der Weg von der Gampiel- auf die Eisbruggalm in Richtung Edelrauth Hütte (Bilder). Der 2006 mit vier Gegenstimmen in der Landesregierung gegen alle Kommissionsgutachten genehmigte Weg auf die einmalig schöne Eisbrugg-Alm wird nach Baubeginn 2010 heuer mit Hochdruck voran getrieben. Dabei wurden auch die Vorlagen des Amtes für Landschaftsschutz ignoriert, aber inzwischen wird nach kurzer Einstellung weiter gebaut.
Bei allem Verständnis für die Bedürfnisse der Bauern ist eines klar: Wenn eine Straße gebaut ist, wird auf ihr gefahren und zwar nicht nur von den Eigentümern der Alm. Dies zeigen die Bilder (DSC 02806, 02807) der vor der Eisbrugg-Alm gelegenen, grundsätzlich gesperrten Gampiel-Alm, wo am 31. 7. anlasslich einer Veranstaltung 25 Autos parkten. In Sachen „Erreichbarkeit“ liegen Südtirols Almen europaweit an der Spitze; die ökologischen Folgen wiegen dabei vielfach schwerer als die Arbeitserleichterung für die Bauern.
Hans Heiss – Landtagsabgeordneter
Brigitte Foppa, Sepp Kusstatscher – Vorsitzende
04.08.2011