Anfrage Heiss/Dello Sbarba zu Antersasc

An den Präsidenten des Südtiroler Landtages

Anfrage zur schriftlichen Beantwortung

Der Fall „Antersasc“ – Warum respektiert das Info-Blatt der Abteilung Forstwirtschaft nicht ein Mindestmaß an Objektivität?

Die Abteilung 32 – Forstwirtschaft veröffentlicht regelmäßig das sog. ‚Info’ als internes Organ für Fachfragen der Forstwirtschaft und Wald-Bewirtschaftung. Die letzte Ausgabe 2/2011 diskutiert ausführlich den Fall Antersasc“, die 2010 medial aufgebrochene Frage der Wegerschließung auf die sog. Antersasc- oder Zwischenkofelalm. Ein Info-Interview mit Johann Mair (Almbesitzer), Silvester Regele (Amtsdirektor des Forstinspektorats Bruneck), Florian Sottara (Leiter der Forststation Stern/Gadertal), Reinhold Messner (Extrembergsteiger und Bergbauer) erörtert wichtige Hintergrundinformationen und Sachfragen, die auch zur eingehenden Würdigung des Sachverhalts nützlich sind. Zugleich aber nutzen die Interviewten und die Redaktion die Gelegenheit, um die Gegner der Erschließung in sehr negatives Licht zu rücken und dem vermeintlichen „Spießrutenlauf“ der Weg-Befürworter Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. So finden sich etwa folgende Aussagen:

  • Die Persönlichkeiten, die sich als Natur- und Landschaftsschützer stark machen, hätten weit überzogene Forderungen gestellt, auch der AVS habe „von der Kulturlandschaft der Berge nichts verstanden“ (R. Messner)
  • „Hier wurde auf dem Rücken der Wald- und Almbesitzer eine schäbige Hetzkampagne betrieben“ (F. Sottara)
  • Man habe die Gelegenheit genutzt, um „Vorbehalte bei vielen Bürgern zu wecken und diese dann auch noch medial geschickt zu verwerten“ (S. Regele)
  • „Das Almerschließungsprogramm der Forstbehörde soll maßgeschneidert sein und sonst nichts“. (J. Mair)

Das Info ist geradezu gespickt mit solchen Feststellungen, die nicht nur das „grüne Geschwätz“ (R. Messner) frontal angreifen, sondern auch eigene Ämter der Landesverwaltung, zumal den Landschaftsschutz als störende Elemente abfertigen: „Überflüssige Kommissionen und Debattierklubs, welche sich nur gegenseitig Projekte zuschieben und nicht lösen, sollten aufgelöst werden“ (J. Mair).

Auch ein amtsinternes Info-Blatt hat die Aufgabe, ein Minimum journalistischer Sorgfaltspflicht zu wahren. Es wäre nicht zuviel verlangt gewesen, in der Riege der Diskutanten und Erschließungsbefürworter zumindest eine skeptische Stimme, etwa aus der Landesverwaltung, hörbar werden zu lassen. So hingegen wurde der „einseitigen“ Medienkampagne mit ebenso viel Einseitigkeit begegnet.

Daher richten wir folgende Fragen an die Südtiroler Landesregierung:

  • Sollte eine mit öffentlichen Mitteln finanzierte Publikation nicht um ein hinreichendes Maß an Objektivität bemüht sein?
  • Warum hat man sich nicht darum bemüht, zumindest einen Vertreter des Landschaftsschutzes zu Wort kommen zu lassen?

 

Bozen, den 19. August 2011
Hans Heiss
Riccardo dello Sbarba

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