Arnold Tribus: Kritischer Geburtstag, TZ, 27. 09. 2011

Der Geburtstag des Fürsten ist um, das Volk jubelte, brachte Gaben, wünschte seinem Luis ehrlich und aus dem Herzen viel Glück. Dass Geburtstage gefeiert werden, ist eigentlich nichts Besonderes, bei uns ist das anders. Denn wenn des Landes Erster Bürger feiert, dann schickt es sich, skandalisiert zu sein. Er sei mit seinem Personenkult wie Ceausescu, analysierte ein Herold der Demokratie im ,, Alto Adige“.

Selbst das ,,Tagblatt der Südtiroler“ sprach am Tag des Geburtstages von einem ,,Wettlauf der Peinlichkeiten“. Wurde damit  Durnwalder zum Abschuss freigegeben?

Wer zur kritischen Population des Landes gehört, der hatte sich natürlich nicht zu freuen, im Gegenteil, er hatte den Event kritisch zu hinterfragen, schließlich ist der Geburtstag eine rein private Angelegenheit, was geht denn das das Volk an, soll nicht so angeben, der Durnwalder.

Typisch System Südtirol sei das, die Vermengung von öffentlichen und privaten Interessen, man weiß ja. Also stellte eine besonders kritische Journalistin schon vor Wochen die Frage: Ma, Presidente, chi  paga? Und der Presidente beruhigte, indem er sagte, er zahle alles aus seiner Tasche und nicht mit dem Repräsentationsfonds. Den Steuerzahler koste das Spektakel auf Dorf Tirol gar nichts. Hätte er das nicht gesagt, hätte die Zeitung der fragenden Journalistin sicherlich eine Internetunterschriftenaktion gegen den Presidente initiiert, der  schamlos viel verdient, mehr als Obama, während das Volk an der Krise zugrunde geht.

Nachdem er bezahlt, durfte er auch einladen, wen er wollte, es kamen keine Vorschriften. Was er mit den Geschenken tue, musste er aber sagen. Die Bürgermeister ließen es sich nicht nehmen, die Bürger zur Kasse zu bitten, für die Hungernden, was ich auch nicht unbedingt nachvollziehen kann. Die Feier auf dem Schloss war zwar sehr offiziell, aber für die Speisen sorgte die Bürgermeisterin von Dorf Tirol, Frau Laimer, die stolz war, das Fest beherbergen zu dürfen. Frau Fuchs schickte Bier, der Metzger stiftete ein Rind für das Roast Beef, Ochsen gibt es auch genug im Land, die Bäcker schickten Brot, ein Bauer Kürbisse für das Süppchen, ,,Kaiserhof“- Schüler und Köche kochten und bedienten, Volkssponsoring nennt man das, und für die Benutzung der Forstbänke und der Liegenschaften wird die Schlossdame, Frau Paula Mayr, schon eine Rechnung schicken.

Dass vor dem Landhaus die Schützen aufmarschiert sind und geballert haben, hat schon einmal die  sensible Seele des Grünen Abgeordneten Dello Sbarba irritiert, Säbel und Stutzen seien Ausdruck des schlimmsten Militarismus, ein furchterregendes Bild. Zum Glück waren die Zulus im Land, Südafrikas größte Volksgruppe, die als Chor dem Landeshauptmann ein Ständchen darboten. Die Zulus haben die Grünen wieder versöhnt. Ob die Freiheitlichen eine Anfrage einbringen werden, wer denn die Afrikans eingeladen oder eingeschleust habe und ob diese Leute im Land bleiben, um den Segen unseres Sozialstaates in Anspruch zu nehmen, ist noch nicht bekannt.

Einen Sturm der Entrüstung hat aber die Benennung der Uni – Bibliothek nach Luis Durnwalder provoziert. Dabei sei er doch so kulturlos, habe kein Buch gelesen, sei kein Intellektueller, kein Forscher und kein Gelehrter. Der kluge Präsident Konrad Bergmeister und der sanfte Rektor Walter Lorenz waren doch erstaunt über soviel Schimpf, blieben aber standhaft, vielleicht wäre es ihnen Recht gewesen, hätte der Geehrte abgewinkt. Vasallentum sei das, Kriecherei, und einige wollten der Uni sogar das Attribut ,,frei“ nehmen lassen, weil sie dem Durnwalder untertänig sei und nicht mehr frei. Arme Uni. Und arme Professoren, die sich von einem 70 –Jährigen gängeln und unterdrücken lassen. Er nahm’s gelassen und war sichtlich erfreut. Ob es gescheit war, weiß ich nicht, man hätte ja in 50 Jahren die Uni nach ihm benennen können, wenn sie schon einen Namen haben muss.

Ich war auf Schloss Tirol und fühle mich deshalb nicht meiner Freiheit beraubt oder gar als Höfling.

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