Mani pulite in Südtirol

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Esther Mitterstieler

Nun hat Italien also eine neue Regierung, und das Land sollte unter seinem neuen Regierungschef Mario Monti auf den Pfad Richtung Europa zurückfinden. Südtirol ist nicht Italien, aber vielleicht wäre es auch hier an der Zeit, ein paar schöne Aufräumarbeiten durchzuführen. Was in Bozen gerade passiert, ist dem von den Südtirolern so gerne gemachten Vorwurf an die Italiener der Freunderlwirtschaft bzw. der Korruption näher, als es meinen Landsleuten lieb sein sollte.

Was Anfang der 1990er-Jahre ganz Italien als „Mani Pulite“ (saubere Hände) zur Bekämpfung des politischen Sumpfes bezeichnete, könnte nun ein Revival in Bozen bekommen. Schon im Sommer wurde bekannt, dass der Direktor der Südtiroler Landesenergiegesellschaft SEL, Maximilian Rainer, eine seltsame geschäftliche Doppelrolle spielte. Einerseits verdiente er 210.000 €pro Jahr als Manager der SEL, andererseits war er über ein Treuhandunternehmen an einem privaten Wasserkraftwerk beteiligt – ein klarer Interessenkonflikt.

Schließlich fand sich Rainer damit in der Rolle des Auftraggebers und Auftragnehmers. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit August. Rainer hat sich drei Monate beurlauben lassen. Mittlerweile sind die Präsidenten des Verwaltungs-und Aufsichtsrates der SEL, Klaus Stocker und Franz Pircher, und der restliche Aufsichtsrat zurückgetreten. Kurze Zeit zuvor war bekannt geworden, dass Rudi Stocker, Bruder von Klaus, und Pircher Bürgschaften in Höhe von 700.000 € für Darlehen zum Kauf des Kraftwerks Mittewald geleistet haben. Den Kauf von ebendiesem Werk hatte die SEL zuvor abgelehnt – ein weiterer Interessenkonflikt.

Und was macht Landeshauptmann Luis Durnwalder? Er zaudert. Was ist los im Heiligen Land Südtirol? In jedem normalen Land der Welt feuert der Regierungschef den zuständigen Ressortchef, in diesem Fall Landesrat Michael Laimer. Dieser will von nichts gewusst haben. Dabei war Rainer jahrelang sein Alter Ego im Ressort und enger Mitstreiter, lokalen Medien zufolge auch sein Freund. Freundschaft hat eben ihren Wert.

Monokratische Führungskultur.

Politiker sollten Verantwortung tragen und sich nicht aus dieser so bedeutenden Rolle stehlen, wenn es hart auf hart geht. Der Landeshauptmann soll auch nichts gewusst haben. So oder so schaut das Ganze hässlich aus und erinnert an die Zeiten des Franz-Josef Strauß in Bayern. Irgendwie zeigt sich, dass eine monokratische Führungskultur sich irgendwann selbst zersetzt. So gesehen auch im Kommunismus, so gesehen im Faschismus. Jetzt hat Italien sich von einem 17 Jahre währenden Politsystem befreit, wie langfristig, muss sich weisen. Die Südtiroler und ihre Volkspartei könnten zur Abwechslung aus historischer Einsicht handeln und im eigenen Haus mit dem Reinemachen beginnen.

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