Kommentar Dr. Ernst Watschinger: Skiprojekte Sexten

Es dürfte wohl rechtlich sehr unwahrscheinlich sein, dass eine Behandlung oder gar eine Genehmigung eines Abänderungsprojektes seitens der Behörde möglich sein wird, während das normale Genehmigungsverfahren für das eingereichte Projekt noch im Gange ist.

Auch das nun eingereichte Abänderungsprojekt unterscheidet sich in forstlich – hydrogeologischer Hinsicht sehr wenig vom eingereichten Hauptprojekt.

In forstlich – hydrogeologischer Hinsicht stellt die vorgeschlagene Verbindung der Schafalmpiste zur Skipiste Helm – Sexten unterhalb des Negerdorfes sicherlich eine bedeutende Verbesserung gegenüber der ursprünglich geplanten Lösung dar.

Das ist aber schon der einzige Lichtblick: Man erfährt vom Abänderungsprojekt nichts über die gewaltigen Erdbewegungen von über 150.000 m³, womit  der natürliche Waldboden tiefgründig und für immer zerstört wird, genauso wie beim ursprünglichen Projekt.

Man lässt es weiterhin zu, das weitum schönste Balzgebiet des Birkhahns auf dem Hahnspiel- bzw. Stiergartenkamm durch den Bau der Bergstation für den Signaue- und den Schafalmlift kaputt zu machen.

Man zerschneidet und macht weiterhin das bis heute geschlossene Waldgebiet zwischen dem Klammbach im Osten und dem Villgratenbach im Westen imBiotop für das Auerwild und für das noch selten vorkommende Haselhuhn kaputt und nicht zuletzt wird auch der für Sexten wertvollste Wintereinstand für das Schalenwild (Reh, Rotwild, und Gamswild) für immer unbrauchbar gemacht.

Einen Ersatz bzw. eine Verbesserung eines beschädigten Biotops gibt es in der Praxis nicht, außer einer Ausschaltung bzw. starken Verminderung jeglicher Ruhestörungen.

Die relativ zahlreichen im Bereich der zu errichtenden Skipiste unterhalb des Stiergartens befindlichen Hochmoore mit den seltenen Lebewesen und Feuchtgebiete werden natürlich durch den Bau der Skipisten und der Beschneiungsanlagen ganz besonders negativ beeinträchtigt.

Geradezu unbegreiflich ist aber die Tatsache, dass sich noch heutzutage nach den Überschwemmungen und gewaltigen Unwettern in ganz Italien, welche nachweislich und vielfach durch naturwidrige Eingriffe und Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen und forstlichen Vegetation in den Einzugsgebieten der Bäche verursacht wurden, verantwortliche Bürger es wagen, Schutzwälder für kurzfristige und finanzielle Interessen so leichtsinnig zu opfern.

Selbst die Gemeindeverwaltung Sextens zeigt im derzeit noch herrschenden Ökonomie- und Wohlstandsrausch kein Verständnis für die Erhaltung einer einigermaßen intakten Natur und benutzt zur Unterstützung der Skilobby sogar gerne das „Naturerbe der Dolomiten“ als Werbung für weitere Naturzerstörungen.

Dass moderne Skipisten den 4- bis 6 fachen Oberflächenwasserabfluss gegenüber eines normalen Hochwaldes bewirken und damit auch gefährliches Geschiebe und Wildholz in Bewegung setzen können, dürfte man wohl auch allen zuständigen Stellen bekannt sein.

Keineswegs verschwiegen werden darf auch die Gefahr nicht, welche durch das Verlegen der Wasserrohre für die Beschneiungsanlage der neuen Skipiste unterhalb des Stiergartens entstehen wird.

Bekanntlich muss eine zig- Kilometer lange Wasserleitung von der Bergstation der Helmbahn bis in den Bereich der geplanten Skianlagen unterhalb des Hahnspieles für die zukünftige Beschneiungsanlage errichtet werden.

Diese Wasserleitung muss praktisch alle drei Einzugsgebiete der Wildbäche Sextens überqueren, wobei unwillkürlich auch recht rutschanfällige und labile Hänge angeschnitten werden müssen, was zu ganz gefährlichen Rohrbrüchen für die Unterlieger führen kann.

Man muss darauf hinweisen, dass allein in den letzten 10 Jahren in Südtirol derartige Rohrbrüche für Beregnungs- bzw. Beschneiungsanlagen vier größere Murgänge ausgelöst haben. Ein Murgang betraf bekanntlich die „Cianrospiste“ in St. Vigil und die Katastrophe mit 10 Todesopfern der Vinschgerbahn, dessen Ursache erst vor Tagen vor Tagen bekannt gegeben wurde.

Der Geomorphologische Zustand Sextens erfordert gerade in dieser Hinsicht größte Aufmerksamkeit, weil die langen Zuleitungen zur eigentlichen Beschneiungsanlage wie vergrabene Minen anzusehen sind.

Dr. Ernst Watschinger

Sexten,   Dezember 2011

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Eine Antwort auf Kommentar Dr. Ernst Watschinger: Skiprojekte Sexten

  1. Edith sagt:

    Wenn die Gscheiten wollen, dass gebaut wird, dann wird eben gebaut, siehe Ried. Niemand wollte die Naturverschandelung, jetzt haben sie sie samt Bahnhof, Zuglärm und eine Schneise, die im Herzen wehtut, wenn man sie nur von der Ferne sieht.
    Pfui… Pustertal quo vadis?