Ehrenzeichen des Landes Tirol: Ein System ehrt sich selbst!

PM Grüne Landtagsfraktion, 20.02.2012

Auch wenn man die Zeremonie am liebsten kommentarlos abhaken möchte, ist ein kurzer Zwischenruf dennoch notwendig: Die Verleihung des Tiroler Ehrenzeichens an Gerhard Brandstätter und Michl Ebner ist trotz der inzwischen gewohnten Inflation an Ehrungen ein absoluter Tiefpunkt. Mit der Auszeichnung werden zwei Persönlichkeiten dekoriert, die wie niemand anders Macht und Machtmissbrauch in Südtirol verkörpern:

Gerhard Brandstätter hat trotz mancher Meriten als Mediator stets die Interessen von LH Durnwalder mit kompromissloser Härte durchgesetzt und als sein juristischer Arm Macht in Recht verwandelt. Seine Rolle als Anwalt von Christian Egartner, Michl Laimer, der SEL und ihrer unhaltbaren Positionen stellt die Rechtsstaatlichkeit in Südtirol auf eine harte Probe.

Bei Michl Ebner würden wir erst recht lieber schweigen: Wie niemand anderer steht er für Verflechtung und Verfilzung von politischer Macht, Wirtschaft und Medien und hat höchst selten einen Schritt unternommen, der nicht von Eigeninteresse geleitet war.

Auch wer die Ideale von Andreas Hofer nur begrenzt teilt, kann nur fest stellen, dass diese Ehrungen der Selbstlosigkeit und dem Einsatz des Passeirers Hohn sprechen und zahlreiche Persönlichkeiten herabwürdigen, die in oft unbezahlter Ehrenamtlichkeit Großes für die Entwicklung Tirols leisten. Dass damit überdies zwei Vertreter der Wirtschaft en bloc zu Ehren kommen, sei nur am Rande angemerkt.

Zwischen der Eskorte der beiden Potentaten wird Inga Hosp heute mit gemischten Gefühlen zur Ehrung schreiten; aber zumindest die Auszeichnung der verdienten Kultur-Frau ist ein Lichtblick in dieser Selbstdekoration des Systems Südtirol.

Bozen, 20. 2. 2012
Hans Heiss
Riccardo Dello Sbarba