Ehrenzeichen. Leitartikel ff 07/2012: Ein dreifaches Helau!

Nehmen wir mal an, ich müsste die Laudatio auf einen der neuen Träger des Tiroler Verdienstordens verfassen. Zum Beispiel auf Michle Ebner. Ein ehrlich gemeinter Versuch.

von Norbert Dall’O

Das Ehrenzeichen des Landes Tirols wird an Personen verliehen, die sich durch ihr hervorragendes öffentliches und privates Wirken zum Wohle des Landes Tirol ausgezeichnet haben. Das Ehrenzeichen besteht aus einem 50 Millimeter hohen und 40 Millimeter breiten im Relief gearbeiteten silbervergoldeten Tiroler Adler, der von einem ovalen patinierten Silberstreifen umgeben wird, Über dem Haupt des Adlers sind auf einer ebenfalls in patiniertem Silber gearbeiteten Bandschleife in plastischer Schrift die Worte „Aquila Tirolis Dignitate Honesto“ angebracht.

Ich habe den Text aus der Homepage der Tiroler Landesregierung kopiert. So kann ich nichts falsch machen. So wird vielleicht auch erkenntlich, dass es den Erfindern der Auszeichnung, damals im fernen ]ahr 1955, tatsächlich ernst war.

Das Zitat dient mir praktischerweise als Eselsbrücke zu meinem Preisträger: Auch Michl Ebner hat immer ernst gemacht. Egal was er tat. Die Athesia zum Beispiel, deren Direktor er seit 1981 ist, wurde in diesen 30 ]ahren zu einer medialen und politischen Kampfmaschine, wie es im gesamten deutschen Sprachraum keine zweite gibt. Nicht einmal der mächtige Springer-Verlag brachte es fertig, seinen Chef zuerst in den Bundestag und dann ins EU-Parlament zu schicken. Ebner schaffte beides, und zwar Jahre früher als ein gewisser Silvio Berlusconi. Medien und Politik unter einem Hut: Was in allen Demokratien der Welt ein absolutes No-Go ist, hierzulande gibts eine Auszeichnung dafür. Kompliment!

In höchstem Maße anerkennenswert ist auch Michl Ebners Wirken innerhalb der Athesia. Er hat es verstanden, die Kurie, dem der Laden ja einmal gehörte und deren christlichen Werten man nach wie vor statutarisch verpflichtet ist, der Lächerlichkeit preiszugeben. Die Athesia gehört heute mehrheitlich der Familie Ebner. Wie ihr das gelang und also über die Hintergründe ihres „hervorragenden öffentlichen und privaten Wirkens zum Wohle des Landes Tirols“ ermittelt unter anderem die Staatsanwaltschaft, auf den Plan gerufen von ehemaligen Athesia-Aktionären, die überzeugt sind, übervorteilt worden zu sein.
Athesia wird in lnsiderkreisen mit einem griffigen Begriff übersetzt: Werbemillionen. Auch hier ist es unserem neuen Ehrenzeichenträger gelungen, jeden Betrieb, jeden Veranstalter, jeden Totengräber, jeden Politiker mit unwiderstehlichen Argumenten zu überzeugen, möglichst nur in seinen Medien lnserate zu schalten. Das Ziel – ein flächendeckendes Monopol in Sachen Meinungsbildung und Werbemarkt – scheint in greifbarer Nähe. Zum Wohle des Landes Tirol und seiner Menschen. Fragezeichen.

Unser Held machte sich selbstredend auch um die Landeseinheit verdient. Zum Beispiel, als er versuchte, die Tiroler Tageszeitung und damit die gesamte Moser-Holding zu übernehmen. Was für ein Projekt: Ein Tirol in Ebners Hand! Aber die Geschichte ist böse geendet. Es heißt, der Geehrte fürchte nichts mehr, als bei der Preisverleihung im Riesensaal der lnnsbrucker Hofburg seinen Tiroler Freunden von damals zu begegnen. Die haben noch ein Hühnchen zu rupfen mit ihm.

Die Zeit drängt, der Platz ist hier einfach zu eng für die Laudatio auf einen Supermann wie Michl Ebner. Zum Glück. So brauche ich weder auf seine Wahl zum Handelskammerpräsidenten einzugehen noch auf sein mir leider unbekanntes privates Wirken zum Wohle des Landes Tirol.

So bleibt mir nur, mich neidlos zu verneigen vor dem Mann, den seine Mitarbeiter den „Gottgleichen“ nennen. Und mir jetzt schon bildlich die urkomische Szene vorzustellen, wie Luis Durnwalder seinem lieben Freund Michl Ebner diesen Klunker um den Hals hängt. Fasching, wie er besser nicht sein könnte.

Dieser Beitrag wurde unter Artikel abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.