Sieger: Wir Europäer und die Übrigen

Günther Lang – Menschen für Frieden, Sicherheit, Solidarität, Zukunftsicherung, 09.03.2012

Wir alle sind Sieger. Das Siegesdenkmal in Bozen steht nicht nur für den italienischen Kolonialismus in Südtirol, sondern auch für den europäischen Kolonialismus auf der ganzen Welt. Wir Engländer, Spanier, Franzosen, Portugiesen, Russen, Deutsche, Italiener, Holländer, Belgier, Dänen, Juden, Polen, Iren haben Nordamerika besetzt und dort die Indianer zu 99 % ausgerottet, Australien und Neuseeland besetzt und dort die Aborigines zu 99 % ausgerottet, Mittel- und Südamerika besetzt und dort die Indianer zu 70 % ausgerottet, Nordasien (Sibirien) besetzt und die dortigen Völker zu 70 % ausgerottet. Wir haben Hunderttausende von Schwarzafrikanern nach Mittel- und Südamerika und in die US-Südstaaten deportiert, um sie dort auf den Zuckerrohrplantagen und Baumwollfeldern als Sklaven arbeiten zu lassen. Wir haben ganz Afrika (bis auf Äthiopien), Südasien und Ozeanien besetzt, zu unseren Kolonien gemacht und bei Abzug unserer Besatzung dort Diktaturen eingesetzt, denen wir Waffen verkaufen, damit sie an unserer Stelle die Bevölkerung in Schach halten, die so, wie zu den Kolonialzeiten, fast umsonst und in – für uns – unzumutbaren Bedingungen für uns arbeitet. VAE VICTIS – Wehe den Besiegten! Hinc CETEROS excoluimus legibus … Von hier aus haben wir den ÜBRIGEN unser Gesetz aufgezwungen und sind UNGUIBUS ET ROSTRIS, mit Krallen und Raubvogelschnäbeln über sie gekommen. Heute arbeiten 20.000 zehn- bis vierzehnjährige Kindersklaven aus Burkina Faso in der Elfenbeinküste bei der Kakaoernte statt zur Schule gehen zu können, Hunderttausende von Frauen in Indien, Bangladesh, Pakistan und Iran arbeiten als Näherinnen bzw. Teppichknüpferinnen 6 – 7 Tage pro Woche für monatlich 40 – 50 Euro … usw.
Wir sind Sieger auch über Tiger, Pumas, Orang Utans, Waldelefanten und Bären, denn ihre Urwälder in Indonesien, Mittel- und Südamerika, Indien, Afrika, Kanada und Sibirien werden abgeholzt, damit wir billig Holz zur Möbel-, Böden-, Balken- und Papierherstellung erhalten. Wir sind die Sieger: In Amerika, Sibirien, Australien, Neuseeland und in Europa könnten wir in allen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern Siegesdenkmäler, verziert mit Beilen, Schwertern, Flinten, Kanonen und Heldenköpfen errichten und an allen Kolonialkriegsschauplätzen Beinhäuser für unsere dort (oder anderswo) gefallenen Terminators. Natürlich bedauern wir heute, dass wir uns vor 65 und vor 100 Jahren in „Weltkriegen“ und im Holocaust gegenseitig massakriert haben und schicken unsere Kinder zur Gedenkstätte in Auschwitz, damit „so etwas“ bei uns nie wieder passiert, und ebenso natürlich ist es, dass es uns ziemlich egal ist, wenn anderswo, z.B. in Syrien oder Tibet „so etwas“ wie Massaker oder Völkermord geschieht; wichtiger sind unsere wirtschaftlichen und strategischen Interessen.
Wenn wir uns aber nur nicht zu Tode siegen. Denn nicht nur plündern wir unseren Planeten, so wie die Alten Römer ihre Kolonien oder die Bewohner der Osterinsel ihre Insel geplündert haben und untergegangen sind. Seit Jahren kolonisieren wir in unserem Sieges- und Konsumrausch auch noch die Zukunft unserer Kinder, Enkel und Urenkel durch jährlich steigendes Schuldenmachen („Neuverschuldung“), die unsere Nachfahren den Chinesen zurückzahlen werden müssen.
Also: Bremsen wir uns ein, übernehmen wir Verantwortung für „unseren“ Planeten, für unsere Insel im All, und seien wir großzügig mit unseren Kindern und Enkeln und mit den ÜBRIGEN …
… und tun wir etwas für sie – für eine lebenswerte Zukunft.
In ein paar Jahrzehnten werden auch wir Geschichte sein. „Nach uns die Sintflut.“?

Bruneck, am 09. März 2012
GÜNTHER LANG

Dieser Beitrag wurde unter Kommentare abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.