TZ 28.03.2012: Drahtzieher Rainer

von Christoph Franceschini

Oberstaatsanwalt Guido Rispoli hat gestern in Wien Petra Windt verhört. Gleichzeitig hörten Beamte der Finanzwache in Lienz den Wirtschaftsberater Martin Kofler an. Es wurde auch die gesamte Dokumentation zum ,,Stein – an – Stein“ Deal beschlagnahmt. Die Aktion hat die Ermittlungshypothese erhärtet, dass die eigentlichen Besitzer des Mittewalder Kraftwerkes in Südtirol sitzen.

Es war gestern kurz vor 11.00 Uhr, als zwei Autos am Opernring in Wien vorfuhren und vor dem Haus Nummer 9 Halt machten. Wenige Minuten später standen Guido Rispoli, mehrere Beamten der Bozner Finanzwache und Kollegen der österreichischen Kriminalpolizei der Inhaberin des Büros im dritten Stock gegenüber. Petra Windt, Hauptaktionärin der Wiener Natursteinplasterfirma Stein an Stein GmbH.
Zur gleichen Zeit wurden Beamte der Bozner Gerichtspolizei 700 Kilometer entfernt im Osttiroler Lienz vorstellig. Dort, in der Amlacherstraße 12 liegt das Büro der Kofler Steuerberatung & Controlling GmbH. Auch hier sprachen die Beamten mit dem Inhaber, dem Wirtschaftsberater Martin Kofler.

Petra Windt und Martin Kofler sind auf dem Papier gemeinsam Besitzer eines Kraftwerkes in Mittewald. Genau diesem Besitz galten auch die Fragen, die Guido Rispoli und seine Beamten in Wien und Lienz an diesem Tag stellten. ,, Die Reise hat sich ausgezahlt“, erklärte der Bozner Oberstaatsanwalt gestern nach Abschluss der Aktion.
Die Fahrt der Ermittler nach Österreich ist der bisher letzte Akt in der so genannten ,,Stein – an – Stein“ – Affäre. Der Wiener Unternehmer Johann Breiteneder hatte in den Neunzigerjahren von der Familie von Pretz ein altes Wasserkraftwerk in Mittewald erworben. 2005 wollte der Unternehmer das Kraftwerk verkaufen und machte der SEL – AG ein Angebot.

Nachdem SEL -Direktor Maximilian Rainer Interesse bekundete, zogen sich die Verkaufsverhandlungen aber eineinhalb Jahr in die Länge. Am 24.November 2006 beschloss der SEL – Verwaltungsrat, das Kraftwerk nicht anzukaufen. Der Grund: Der Preis sei zu hoch. Wenige Tage später wurde Maximilian Rainer dann aber beim Verkäufer persönlich vorstellig und brachte eine neue Käuferin ins Spiel. Petra Windt, Studienkollegin von Rainer auf der Boku in Wien.

Die Wiener Diplomingenieurin erwarb über die Stein an Stein GmbH das Kraftwerk. Am 21 Februar 2007 wird in Bozen die Stein an Stein GmbH gegründet, die offiziell den Besitz des Kraftwerkes übernimmt. Am 12. April 2007 geht der Kauf in Bozen dann endgültig über die Bühne. Am 10. Juli 2007 wird in Innsbruck die EVB Energie Verwaltungs- und Beteiligungs GmbH gegründet. Inhaber und Geschäftsführer der Gesellschaft ist der Lienzer Wirtschaftsberater Martin Kofler. Die EVB Energie Verwaltungs – und Beteiligungs GmbH mit Sitz in Koflers Büro erwirbt am 31. August 2007 30 Prozent der Stein an Stein GmbH. Damit gehört knapp ein Drittel des Mittewalder Kraftwerkes einem Wirtschaftstreuhänder in Osttirol.

Die Bozner Staatsanwaltschaft nimmt im vergangenen Frühjahr Ermittlungen zum Fall auf. Von Anfang an steht dabei eine klare Hypothese im Raum: Bei Petra Windt und Martin Kofler handle es sich um Treuhänder. Die eigentlichen Besitzer des Kraftwerkes sitzen aber in Südtirol. Bestätigt wird diese Hypothese, als die Bozner Finanzwache im November 2011 zwei Bankbürgschaften für die Stein an Stein Italia GmbH über 700.00 Euro findet. Eine stammt vom Wirtschaftsberater Rudi Stocker, Bruder des SEL – Präsidenten Klaus Stocker, und die zweite vom Wirtschaftsberater Franz Pircher, Aufssichtsratspräsident Franz Pircher.

Dieser geht im Verhör mit Oberstaatsanwalt Guido Rispoli im Dezember 2011 auch noch weiter. Pircher gibt zu, im Juli 2007 jene 20.000 Euro an Martin Kofler ügergeben zu haben, mit denen der Lienzer Treuhänder dann die EVB GmbH gegründet habe. ,, Damit ist klar, wem die Gesellschaft und das Kraftwerk gehören“, heißt es aus Ermittlerkreisen.
Anfang dieses Jahres stellte Oberstaatsanwalt Guido Rispoli ein Rechtshilfeansuchen an die österreichischen Kollegen. Petra Windt und Martin Kofler sollten nicht nur einvernommen werden, sondern es sollten auch die Bankdokumentation des Zahlungsverkehrs vorgelegt werden. Diese Aktion ist gestern erfolgt.

Guido Rispoli will allzu viel nicht sagen. Nur so viel:,, Wir haben neue und verfahrensrelevante Erkenntnisse gewonnen“, meinte der Oberstaatsanwalt gestern. Nach Informationen der ,,Tageszeitung“ soll Petra Windt zugegeben haben, als eine Art Strohfrau den Kraftwerkskauf abgewickelt zu haben. Drahtzieher des gesamten Deals sei Maximilian Rainer gewesen, gab die Wiener Unternehmerin zu Protokoll. Neue Details erhoffen die Ermittler aus den beschlagtnahmten Unterlagen zu gewinnen. Damit könnte es für den beurlaubten SEL – Direktor eng werden.

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