Lienz-Innsbruck: Bus soll Direktzug ersetzen, weil Südtirol nicht mitzahlt

TT Online, 30.03.2012

Im Sommer verbindet ein Bus das Osttiroler Pustertal mit Innsbruck. Die billigere und schnellere Option könnte zur Dauerlösung werden.
Von Catharina Oblasser

Lienz, Innsbruck – Von Lienz nach Innsbruck in deutlich weniger als drei Stunden, ohne Umsteigen und das vielleicht sogar öfter als zweimal täglich: So sieht die Zukunft für Pendler, Schüler und andere Pustertal-Reisende aus. Kleiner Schönheitsfehler aus der Sicht des Umweltschutzes: Diese Verbindung ist nur per Bus möglich. Von Seiten des Geldgebers sieht es anders aus: Der so genannte Korridorzug, der zwei- bis dreimal täglich Lienz mit Innsbruck über Südtirol verbindet, ist teuer. Die kolportierten vier Millionen Euro – gegenüber einer Million für den Bus – kann Florian Kurzthaler, Sprecher von LHStv. Toni Steixner, zwar nicht bestätigen, aber: „Ein Zugkilometer kostet auf jeden Fall ein Vielfaches eines Buskilometers.“

Knackpunkt sind nicht die Kosten alleine, sondern deren Aufteilung. Obwohl der Korridorzug zwischen Innichen und dem Brenner 16-mal hält, will sich das Land Südtirol nicht an den Kosten beteiligen, sagt Kurzthaler. „Es entsteht die kuriose Situation, dass wir etwas zur Gänze bezahlen, von dem Südtirol maßgeblich profitiert.“ Außerdem müsse sich der Fahrplan nach dem Südtiroler Nahverkehr richten. Deshalb dauert die Fahrt auch dreieinhalb Stunden. Starten wird der Bus vorerst als Schienenersatzverkehr, wenn im Sommer der Brenner wegen Bauarbeiten gesperrt ist. „Dann befragen wir die Fahrgäste, was sie davon halten“, meint der Pressesprecher.

Der zuständige Landesrat Thomas Widmann in Bozen sieht die Sache von einem anderen Blickwinkel. „Die Korridorzüge sind ein Relikt aus der Vergangenheit und eher eine politische als eine sinnvolle Verbindung. Sie sind auch schlecht ausgelastet“, meint er im Gespräch mit der TT. Die Busverbindung über Kitzbühel mache der Pustertal-Achse zusätzlich Konkurrenz. Er plädiert dafür, dass die Fahrpläne der Verbindung Ost-, Süd- und Nordtirol an den Südtiroler Takt angepasst und darin integriert werden. „Dann ist sogar eine Durchbindung Lienz – Innsbruck alle zwei Stunden möglich.“ Als Knotenpunkt müsse Osttirol dann allerdings nicht Klagenfurt, sondern Bozen oder Franzensfeste wählen, meint der Landesrat. „Es hängt maßgeblich vom politischen Willen ab.“

Tiroler Tageszeitung, Printausgabe vom Fr, 30.03.2012

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