Direktzüge Lienz-Innsbruck: Landtagsanfrage Grüne

Soll Direktzug Innsbruck-Lienz auch auf Betreiben Südtirols gestrichen werden?

Nach jüngsten Medienberichten beabsichtigt Tirols Verkehrslandesrat Anton Steixner, die Zugverbindung Innsbruck-Lienz zu streichen.

  • Der Grund liegt angeblich darin, dass der sog. „Korridorzug“ zu teuer sei, während eine Busverbindung weit günstiger sein soll. Auch wolle sich Südtirol an den Kosten nicht beteiligen: So kommentiert der Sprecher von LR Steixner: „Es entsteht die kuriose Situation, dass wir etwas zur Gänze bezahlen, von dem Südtirol maßgeblich profitiert.“ (TT, 30. 3. 2012)

Der Wahrheitsgehalt der Äußerung erscheint kaum vorstellbar, da die Korridorzüge in Südtirol als normale Trenitalia-Regionalzüge geführt und in den Südtiroler Taktverkehr voll eingebunden sind, samt Anschlüssen von und nach Bozen. Daher gibt es eigentlich keinen Grund, weshalb die Kilometer innerhalb Südtirols nicht ebenso voll vom Land Südtirol bezahlt werden sollten wie andere Regionalzüge von Trenitalia und SAD. Dafür sollten dann die Einnahmen aus den in Österreich ausgestellten Fahrkarten anteilmäßig dem Land Südtirol zugehen, ganz im Sinne der Gross-Cost-Verträge, die das Land mit Trenitalia und SAD hat.

  • Zudem seien – so verlautet aus dem Steixner-Ressort – Südtiroler Nahverkehr und Fahrpläne des Korridorzugs nur schwer kompatibel, sodass die Fahrt bis zu 3,5 Stunden dauere.

Die Sparpläne von LR Steixner decken sich mit der deklarierten Absicht von LR Widmann, den Korridorzug fallen zu lassen: „Die Korridorzüge sind ein Relikt aus der Vergangenheit und eher eine politische als eine sinnvolle Verbindung. Sie sind auch schlecht ausgelastet.“ (TT, 30. 3. 2012)
Die gemeinsame Attacke der Landesräte auf den Korridorzug steht aber in scharfem Widerspruch zu Beschlüssen des Dreierlandtags, der den Ausbau der Grenzen überschreitenden Zugverbindungen, zumal zwischen Innsbruck und Lienz sowie einheitliche Fahrpläne und Tarife mehrfach gefordert hat.
Zudem ist es fraglich, ob eine Busverbindung auf der kurvenreichen Pustertaler Strecke zwischen Lienz und Innsbruck wirklich schneller sein kann als der Zug.

Dieser „gewollte Konflikt“ ist wieder einmal eine Nagelprobe für die oft beschworene Zusammenarbeit zwischen dem Bundesland Tirol und Südtirol, die sich bereits an solchen, prinzipiell lösbaren Problemen als allzu dürftig erweist. Die Landesregierungen von Tirol und Südtirol müssen – wie die Grünen Osttirols zu Recht betonen – beweisen, dass die „Europaregion“ mehr ist als eine leere Floskel.
In jedem Fall ginge eine Streichung der Korridorzüge auf Kosten der Reisequalität, des Öffentlichen Personennahverkehrs und der Umweltqualität.

Daher richten wir folgende Anfrage an die Südtiroler Landesregierung:

  • Besteht tatsächlich die Absicht, die Korridorzüge Innsbruck-Lienz zu streichen?
  • Gibt es hierzu Absprachen zwischen den Verkehrslandesräten?
  • Würde ein solcher Schritt nicht den Beschlüssen der Dreierlandtags widersprechen?
  • Entspricht es den Tatsachen, dass das Land Südtirol den Korridorzug nicht mit finanziert?
  • Warum soll eine bessere Vertaktung und Aufteilung der Kosten nicht möglich sein?

Bozen, 2. April 2012
Hans Heiss
Riccardo Dello Sbarba

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