Heimatpflegeverband: Der Vergangenheit eine Zukunft geben

Dolomiten, 23.04.2012 Heimatpflegeverband: Sorge um den Ausverkauf der Heimat – Forderungen nach klarer Gesetzgebung – Kurzreferate über Missverhältnis im Hochpustertal

Der Ausverkauf der Heimat und eine Resolution, um diesem Übel beizukommen, stand bei der Jahreshauptversammlung des Heimatpflegeverband Südtirol im Grand Hotel Toblach im Mittelpunkt.

Auch im Vorjahr habe sich der Heimatpflegeverband wiederum vehement gegen die weitere Uniformierung der Kulturlandschaft und für mehr Biodiversität, gegen eine Unterbewertung des Landschaftsschutzes und für die Umsetzung des Ensembleschutzes eingesetzt, erklärte Obmann Peter Ortner.
Ortner appellierte:,, Mit den Ensembles geben wir der Vergangenheit eine Zukunft“. Es gehe um die reiche Kulturlandschaft Südtirols und das Ortsbild der Dörfer und Altstädte. Er erklärte die Energiepolitik zu dem wichtigsten Thema der Zukunft und kritisierte die Ausbeutung der letzten Bäche und Flüsse für die Stromerzeugung, die Landschaftszerschandelung durch Photovoltaikdächer und Windkrafträder an den Bergsilhouetten sowie die Verschwendung von Grundnahrungsmitteln zur Erzeugung von Treibstoffen.

Jede Zweitwohnung eine zuviel

Der ehemalige Toblacher Bürgermeister und heutige Vizebürgermeister Bernhard Mair und der Innichner Architekt Bernhard Lösch zeigten in ihrem Kurzreferaten die urbanistische Entwicklung ihrer Heimatorte auf und analysierten das derzeitige Missverhältnis von Zweitwohnungen und ansässiger Bevölkerung. Dabei versuchte Mair die allzu negativen Zahlen richtig zu stellen, da in Toblach die Zweitwohnungen ,, nur“ rund 14 Prozent – und nicht ein Dittel der gesamten Wohnkubatur ausmachten, und das Phänomen nicht nur auf die Tourismushochburgen reduziert werden könne.
Trotzdem sei jede Zweitwohnung eine zuviel, betonte Mair. Der begrenzte Siedlungsraum, die mangelnde Umwegrentabilität, die Verteuerung der Wohnungen und nicht zuletzt die politische und demografische Entwicklung durch allmähliche Zuwanderung von Provinzfremden sind auch für Lösch die Argumente, die einen sofortigen Handlungsbedarf erfordern. Dementsprechend wurde von der Versammlung die Resolution gegen den Ausverkauf der Heimat einstimmig genehmigt. Darin werden u.a. die Begrenzung der Zweitwohnungen auf maximal acht Prozent der Wohnungen und Hürden für die Ansiedelung von Provinzfremden gefordert.

Die Resolution richte sich,, gegen den Neoliberalismus, der diesen Raubtierkapitalismus zulässt“, und kritisierte nicht nur die Landespolitik, sondern auch die eigenen Spekulanten, die Baufirmen und die Immobilienlobby, die ganz nach der Forderung ,,Länge mal Breite mal Geld“ nur nach Gewinnmaximierung streben. Daher brauche es anstelle der heutigen,, undurchschaubaren und chaotischen Landesraum(un)ordnung“ klare und restriktive Gesetze, ,, um der Zersiedelung und Verhüttelung einen Riegel vorzuschieben.

Im Rahmen der Landesversammlung wurden verdiente Heimatpfleger geehrt. Für ihre Verdienste erhielten die ehemaligen Vorstandsmitglieder Gotthard Andergassen und Rudolf Pichler sowie Karl Obwegs, ehemaliger Forstinspektor, die Heimatschutzmedaille. Die Ehrung für Adolf Bernhard und Walther Dorfmann wird nachgereicht, sie waren abwesend.

(ste)

Dieser Beitrag wurde unter Artikel abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.