„Stabile“ Wintersaison entpuppt sich als Dauerschwäche: Tourismuspolitik muss darauf reagieren.

PM Grüne Landtagsfraktion, 01.06.2012

Nach den Nächtigungszahlen ist Südtirols Wintertourismus 2011/12 mit einem „Blauen Auge“ davon gekommen und registriert nur minimale Einbußen von – 0,1%. Wertschöpfung und Umsatz sind aber weit stärker eingebrochen und bereiten vor allem den Betrieben der Dolomitenregion erhebliche Sorgen. Der Ausfall italienischer Gäste, der sich erstmalig durchzeichnet, wird sich als Dauertrend festigen, da sich die ökonomische Lage Italiens nicht bessern wird. Zudem wird sich der Winter in Südtirol langfristig nicht gegen die starke Tiroler Konkurrenz behaupten können, die – begünstigt durch Schneelage – vor allem auf den Winter setzt und 2001/12 enorme Steigerungen verbucht hat. 

Südtirols Tourismus steht vor zwei Herausforderungen:

  1. Es zeigt sich, dass die Wintersaison seit vier Jahren bestenfalls stagniert (s. Anl.), während sich Südtirol im Sommerhalbjahr mit 62% der Nächtigungen als attraktive Destination mehr denn je behauptet. Dem Rückgang des Winters und dem südlich des Brenners anhaltenden Schneemangel ist mit alternativen Angeboten zu begegnen, die neben dem Schisport vorab umweltfreundliche Out-Door-Aktivitäten wie Schneewandern in den Mittelpunkt rücken. Die Gastgeber- und Gastronomie-Qualitäten bilden für Südtirol auch im Winter ein entscheidendes Plus gegenüber anderen Regionen.
  2. Für die Sommergäste hat eine möglichst unberührte Landschaft absolute Priorität, während Hochrüstung und Übererschließung durch Aufstiegsanlagen zunehmend einer touristischen Minderheit zugute kommen.

Als Ganzjahresdestination profiliert sich Südtirol durch naturnahen, genussorientierten und ökologisch sensiblen Tourismus weit besser als durch die weitere Erschließung von Schigebieten und hochgerüstete Aufstiegsanlagen. Gäste aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und anderen Herkunftsländern sind verstärkt an Naturerlebnissen und intakter Landschaft interessiert als an einem Fun- und Erlebnispark Südtirol. Entsprechend genießen die Erhaltung von Natur- und Kulturlandschaft mehr denn je Vorrang.

Es mehren sich die Zeichen, dass die SMG den neuen Trend erkannt hat, es bleibt zu hoffen, dass sich Südtirols Touristiker die Zeichen der Zeit erkennen.

Bozen, 1. Juni 2012
Hans Heiss

Anlage:

Sommer im Kommen, Winter schwächelt deutlich
Südtirols Tourismusentwicklung 2003-2012

SH 2003 15,846 (- 0,6%) WH 2003/4 10,172 (+ 4,7%)
SH 2004 15,626 (- 1,4%) WH 2004/5 10,192 (+ 0,2%)
SH 2005 15,831 (+ 1,4%) WH 2005/6 10,211 (+ 0,2%)
SH 2006 16,079 (+ 1,6%) WH 2006/7 10,551 (+ 3,3%)
SH 2007 16,594 (+ 3,2%) WH 2007/8 11,134 (+ 5,5%)
SH 2008 16,464 (- 0,8%) WH 2008/9 11,005 (- 1,2%)
SH 2009 17,016 (+ 3,4%) WH 2009/10 11,233 (+ 2,1%)
SH 2010 17,457 (+ 2,6%) WH 2010/11 11,000 (- 1,6%)
SH 2011 ca. 18 (+3%) WH 2011/12 11,056 (+/- 0)

Angaben in Millionen Nächtigungen
SH: Sommerhalbjahr, WH: Winterhalbjahr

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