DAS LETZTE: Zoderer, 060612

Joseph Zoderer mög’s mir nicht verargen, aber ihm den Preis in Minderheitensprachen verpassen? Eine subtile Bosheit, wüssten wir nicht, was bei Literaturpreisen und Ehrungen allgemein der Hauptzweck ist: Der Glanz des Geehrten soll abstrahlen auf die Ehrenden. Das tut er im Fall von Joseph Zoderer ganz gewiss. Ob dieser sich freilich wiedererkennen will in einem, „der in einer Minderheitensprache schreibt“? Der altersweise Zoderer hat sich über die Einreihung in die Fauna der Minderheitenautoren artig erfreut gezeigt, aber ob er sie im Ernst für seine Liga hält? Dann müsste sein mit dem jüngsten Roman erfolgter Wechsel von dem gesamtdeutschen Insel-Verlag in den vergleichsweise randständigen Haymon-Verlag als Rückzug in die Provinz, eben die Minderheit, gewertet werden. Und, der Vergleich drängt sich terminhalber auf, ein Autor Zoderer würde sich zum deutschen Literaturbetrieb verhalten wie Martha Stockers Minderheitenfußball-Europeada zur ordentlichen Europameisterschaft.flor

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