Arnold Tribus: Nachfolger

Leitartikel Neue Südtiroler Tageszeitung, 10.07.2012

In der Volkspartei wird viel und gerne über Posten geredet. Und wenn man über Posten redet, muss man über Personen sprechen, die für das ein oder andere Amt geeignet sind. Nun hat es sich ergeben, dass der langjährige Landesrat Michl Laimer sein Amt zurückgab, weil Herr Staatsanwalt Rispoli Anklage gegen ihn erhoben und er versprochen hatte, von seinem hohen Amte zurückzutreten. Sobald die Anklage erhoben würde. Seine Gegner hatten ja schon bei der Eröffnung des Faszikels im Gerichtspalais den Rücktritt gefordert, er hielt tapfer durch, weil er überzeugt ist nichts Schädliches getan zu haben. Über Rücktritte gibt es ja ganz unterschiedliche Meinungen, interessant war ja nur, dass auch in seiner Partei der Chor jener immer größer wurde, die Laimers Rücktritt forderten, offen wenige, verdeckt viele, und da positionierten sich auch schon die vielen Nachfolger. Dass die Opposition Rücktritte fordert, gehört zu ihrer Arbeit, und weil laufend Rücktritte gefordert bzw. Misstrauensanträge eingereicht werden, nimmt man sie auch so ernst, das ist im Parlament ja genauso. Auf alle Fälle wurde eine regelrechte Jagd um die Nachfolge eröffnet.

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Kompetenstete im ganzen Land? Wer ein Amt will, wird ja nie sagen, dass er endlich an die Macht kommen wolle, dass er Landesrat bzw. Landesrätin werden wolle, dass er endlich mit den Insignien der Macht ausgestattet werden wolle, nein, nein, es geht den potentiellen Nachfolger/innen ausschließlich darum, ,, sich einzubringen“, wie man heute neudeutsch deppert sagt.

Man stelle sich zur Verfügung, natürlich, wenn es die Partei wünsche. Man sei bereit, sein ganzes Wissen, die mittlerweile angeeignete große Kompetenz dem Lande und damit dem Volke Südtirols zur Verfügung zu stellen. Wie viele Urbanistik -, Raumordnungs-, Energie – und Umweltexperten es plötzlich im Landtag gab, nicht im Landtag, in der SVP – Fraktion, denn in der Fraktion gab es nicht einen Volksdeputierten, der sich das Ressort Laimers nicht zutraute, alles Experten, ich brauche die Namen ja nicht aufzählen. Ist das nicht eine Freude zu wissen, dass wir einen Landtag voller Experten haben?

Dass unsere Damen und Herren Abgeordneten beliebig einsetzbar sind, dass ihre Sachkompetenz und ihre Kultur so weitreichend sind, dass sie von heute auf morgen etwas von Energie verstehen oder von Raumordnung?
Es kam dann ein bißchen anders, weil der Herr Landeshauptmann nicht wie erwartet mitspielte und so die in der Presse bereits angekündigte Kür des neuen Landesrates verschoben werden musste, aus mehr oder weniger geheimnisvollen Gründen. Eines zumindest wurde basisdemokratisch auf Bezirksebene gelöst, der Nachfolger wurde bestimmt. Der Frauenliebling aus Plaus wird seine Legislaturperiode als Mitglied der Landesregierung, als Landesrat also, beenden. Und schon wird spekuliert, ob ihm der böse Herr Landeshauptmann wirklich alle Kompetenzbereiche des Zurückgetretenen überlassen oder ob er bei einer generellen Neuverteilung dem Stromexperten aus dem Vinschgau andere Kompetenzen zuschanzen werde, vielleicht sogar die Kultur. Wäre ja eine schöne Herausforderung, denn auch das ist ein Wort, das die Nachrücker immer so gerne in den Mund nehmen, sie wollen sich der Herausforderung stellen, sie nehmen die Herausforderung an, frisch und fröhlich, für Gott und Vaterland, den Kaiser Luis nicht, denn vom dem erwartet man sich nichts sehnlicher, als dass er in die Wüste geschickt werde, endlich, lieber heute als morgen. Er wird als Tragödie für die Partei empfunden.
Die Debatte um die Laimer – Nachfolge hat die Durnwalder – Nachfolge ein bisschen in den Hintergrund gerückt. Derweil rangiert er immer noch stolz auf dem ersten Platz, die potentiellen Nachfolger ganz weit hinten, und einige Potentielle wurden gar nicht genannt. Es sei eine schlechte Umfrage, sagt man dann, wenn die Umfrage anders ausfällt als erwartet.

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