Ried: Schnelle Abfahrt

Neue Südtiroler Tageszeitung, 07.08.2012 – Weil die Ried-Piste teilweise zu steil ist, muss die Kronplatz AG eine Variante bauen. Gleichzeitig führt die Forstbehörde im Auftrag der Liftgesellschaft arbeiten für 450.000 Euro aus.
von Silke Hinterwaldner

Wenn es um die Ried-Piste auf dem Kronplatz geht, reagieren die Meisten besonders sensibel. Immerhin: Das Thema hat Bruneck und Reischach über Jahre hinweg beschäftigt. Zuerst wurde die Piste zwischen dem Kronplatz und Percha bekämpft, dann aber setzten sich die Liftbetreiber durch. Im vergangenen Jahr ist das Projekt Ried umgesetzt worden. Bereits im Dezember konnten die ersten Skifahrer aus dem Zug am neue Bahnhof in Percha aussteigen und direkt in die Kabinen bahn wechseln, um sich auf den Gipfel des Kronplatzes bringen zu lassen. Alles in allem ein Erfolg, sagen die Betreiber.
Aber schon bald taten sich erste Schwachstellen auf. Ein Teilstück der Ried-Piste ist zu steil für Anfänger. Für diesen Pistenabschnitt mussten die Planer auf dem Kronplatz bereits vor Monaten ein Variante-Projekt erarbeiten. Die Landesregierung hat ihren Segen dazu gegeben. Jetzt kann man davon ausgehen, dass die Baukonzession nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt.

Derweil sind die Beamten der Forststation Bruneck bere3its seit Wochen in den Wäldern rund um die Ried-Piste unterwegs. Was machen sie da? Bereiten sie den Bau der Variante-Piste vor? „Nein“, erklärt Silvester Regele, „unsere Arbeiten haben nichts mit der Piste zu tun.“ Der Leiter der Forststation Bruneck macht aber kein Geheimnis daraus, dass seine Männer vor allem nahe der Anlage Ried den Wald herrichten – im Auftrag der Kronplatz AG.
Wie kann das sein? Bei der Genehmigung des Projektes Ried wurden einige Auflagen gemacht. Die UVP-Prüfung hat unter anderem ergeben, dass als Ausgleich für den Bau von Piste und Aufstiegsanlage die Wälder auf dem Kronplatz verbessert werden müssen. Dafür gibt die Liftgesellschaft 450.000 Euro aus. Und ist damit Auftraggeber für die Forstbeamten, die in den kommenden jahren immer wieder für den Kronplatz im Einsatz sein werden. „Es werden Weidegebiete verbessert, Waldpflege vorgenommen und Zäune neu errichtet“, erklärt Silvester Regele, „wie in vielen anderen Gebieten auch gibt es hier ungepflegte Waldbestände.“ Die Forst greift ein und möchte damit vor allem jenen Waldbesitzern eine Freude machen, die durch den Bau der Piste Wald „verloren“ haben. Deshalb konzentriere sich die Forstbehörde auch auf die Wälder in unmittelbarer Nähe zur Piste.

Als die Variante des Ried-Projektes im Beirat für die Umweltverträglichkeitsprüfung diskutiert wurde, war auch Forstinspektor Regele anwesend. Er war und ist für dieses Projekt. Diese Meinung hat sich schlussendlich auch durchgesetzt. „Trotzdem“, sagt Regele, „die Kronplatz AG wird von uns gleich behandelt wie alle anderen auch. Wir machen da keine Unterschiede.“

Andreas Riedl ist skeptisch. Der Geschäftsführer beim Dachverband für Natur- und Umweltschutz hat die Entwicklungen auf dem Kronplatz in den vergangenen Wochen verfolgt. Und ihm ist eines ganz besonders aufgefallen. „Alles muss schnell gehen“, sagt er, „lange Genehmigungsverfahren versucht man geschickt zu umgehen. Wichtig ist nur, dass das Varianteprojekt bis zum Winter fertig ist.“

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