PM Dachverband: Glasturm zur Inszenierung der Dolomiten

Dachverband für Natur- und Umweltschutz

Bozen, 21. Februar 2019

An die Presse

Dolomiten/Weltnaturerbe

 

Glasturm zur Inszenierung der Dolomiten – ein Bärendienst für das Weltnaturerbe

 

Vor zehn Jahren wurde den Dolomiten vonseiten der UNESCO der Titel „Weltnaturerbe“ verliehen. Seitdem ist vor allem eines passiert: Die Dolomiten wurden inszeniert, vermarktet und einem noch stärkeren anthropogenen Druck ausgesetzt. Damit einher geht nicht nur ein Degradierung des gesamten Gebietes, sondern auch eine Entwicklung, die der Zielsetzung des Naturerbes entgegensteht. Der Weg zur Verleihung des Welterbe-Titels ist lang, dessen Aberkennung hingegen kann auch ganz schnell gehen.

 

Im Jahr 2009 war es endlich soweit. Nach jahrelanger Arbeit und Vorbereitung wurde das Ansuchen um Verleihung des Weltnaturerbe-Titels für die Dolomiten angenommen. Die Dolomiten reihten sich damit in eine weltweite Riege von derzeit gut zweihundert Naturerbe-Stätten. Die Verleihung erfolgt dabei an Stätten, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität weltbedeutend sind. Eine würdige Anerkennung, zugleich aber auch ein Auftrag, die Schönheit und Einzigartigkeit des Dolomiten-Gebietes in ihrer Ursprünglichkeit zu erhalten.

Das Fazit nach einem Jahrzehnt fällt hingegen ernüchternd aus. Das Prädikat Weltnaturerbe wurde vor allem ein Marketinginstrument. Der jährliche Verkehrskollaps auf den Dolomiten-Pässen und beim Pragser Wildsee gehören mittlerweile genauso zur traurigen Realität wie viele weitere kleine und große Projekte der Inszenierung. Dabei stehen nicht mehr die Dolomiten selbst im Mittelpunkt, die sich ja ohnedies bereits selbst in Szene setzen, indem sie erst die Szene schaffen. Man will sich vor allem selbst inmitten der Dolomiten inszenieren. Dazu gehören neue Themenwege und Panoramaterrassen aus Beton ebenso wie der übertriebene Ausbau von Parkplätzen, Info-Points, Aufstiegsanlagen und all den weiteren Infrastrukturen, um noch schneller, noch effizienter noch mehr Personen in und durch das Weltnaturerbe-Gebiet zu schleusen.

Letzter Ausdruck dieser Inszenierung ist das Projekt zur Errichtung eines über 18 Meter hohen Glasturms in Form eines Bergkristalls in unmittelbarer Nähe der Kölner Hütte bei gleichzeitigem Neubau der Bergstation. Fehlen darf dabei natürlich nicht die Potenzierung der Förderleistung der Fahrbahn. Daher erscheinen die Beteuerungen der Projektverantwortlichen, keine größere Besucherzahl zum Rosengarten bringen zu wollen, nicht sehr glaubwürdig. Schließlich lebt die Seilbahn und folglich ja auch das Projekt vor allem von den Fahrten und den Besuchern.

Das Weltnaturerbe-Jubiläum der Dolomiten im heurigen Jahr sollten wir nutzen, um vor allem jene Charakteristika zu stärken, die zur Verleihung geführt haben: Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität. Eine Überstrapazierung des Gebietes und ein Ausverkauf des Welterbe-Titels werden unweigerlich zu einer Banalisierung führen. Daher muss es eine neue Politik und ein neues Verständnis im Umgang mit dem Weltnaturerbe Dolomiten geben.

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