Dolomiten-Leserbriefe, 6.6.19

Schwierige Kandidatensuche
von Alois Spath, Lana
„Dolomiten“-Redakteurin Margit Piok fragt in einem Kommentar („Vorausgeschickt“ vom 3. Juni), warum in den meisten Gemeinden das Interesse für eine Kandidatur gering sei. Meine Erklärung: Die Bürger lassen sich ungerne vor den Karren einer Partei spannen. Ich bin davon überzeugt, dass sich viel mehr engagierte Bürger, Bürgerinnen und „gute Köpfe“ einbringen würden, wenn die Kandidatenlisten offen und ohne traditionelle Parteisymbole wären. Anders gesagt: Die Partei schreckt die Bürger ab! Dennoch (oder vielleicht gerade deswegen) sträubt sich hierzulande die SVP, bei Gemeinderatswahlen auf Parteilogik zu verzichten. Einen Schritt weiter und näher am Puls der Bürger scheinen mir da die nördlichen Nachbarn zu sein. Mit einer Schulklasse der Mittelschule Lana war ich jüngst in der Partnergemeinde Telfs in Nordtirol. Der Bürgermeister der 16.000-Seelen-Gemeinde gehört einer freien Liste („Wir für Telfs“) an. Auch die Telfser Nachbargemeinde Pfaffenhofen (ca. 1150 Einwohner) hat einen „Dorflisten“-Bürgermeister. „Ich bin ÖVP-nahe, aber die Partei hat in so einer Kleingemeinde nichts verloren“, so der Kommentar des Ersten Bürgers von Pfaffenhofen in einem Gespräch während unseres Besuches.

Gewinner stehen oft vorher fest
von Klaus Demetz, „SantaKlaus“, Wolkenstein
 
Italiens verzweifelte Wählerschaft versuchte es einst mit Prodi, Berlusconi, Renzi es folgte die 5-Sterne-Bewegung und nun Salvini. Experten behaupten, dass dahinter immer die gleichen Lobbyisten stehen, die dann der jeweilige Gewinner berücksichtigen sollte. Mich aber interessiert unser Südtirol-System, wo bereits vor den Wahlen die sicheren Sieger feststehen. Dies hängt mit einer in den Jahren immer weiter ausgebauten Postenschacher-Politik zusammen, die alles ist, außer ein demokratisches Aushängeschild. Nehmen wir den Pakt mit den Gemeinden des Veneto als Beispiel, ein Unterfangen das zu Bressas Zeiten geschnürt wurde und nun 20.000 potenzielle Stimmen dem System Südtirol zugute kommen lässt. Meine Frage dazu: Wurden diese als „italienische Minderheit in Italien“ gehandelt, da sie wohl sehr schlecht als ladinische Minderheit eingestuft werden können? Hinzu kommen noch weitere Klauseln, die Nicht-SVP-Kandidaten so gut wie keine Chance lassen. Diese undemokratischen Wahlklauseln gehören im 3. Jahrtausend beseitigt, denn nur wir, Nordkorea und China führen so einen Schwachsinn noch auf.
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