Bürgerversammlung Gänseliesl, 6.5.19

Dolomiten, 8.5.19

Neubau und Ganzjahresbetrieb?

Bruneck (ru). Lässig, familiär, gemütlich – eben etwas ganz Besonders ist sie, die Gänseliesl-Schänke neben der Rainkirche am Aufgang zum Schloss. Dass die Fraktionsverwaltung deren Umbau bzw. Ausbau zu einem Ganzjahresbetrieb überlegt, gefällt vielen Bürgern aber nicht. Dies bestätigte sich beim Info-Abend am Montag, bei dem Fraktionspräsident Karl Erlacher und Architektin Evelyn Unterpertinger das Projekt vorstellten.Die Skepsis gegenüber den Plänen der Fraktionsverwaltung ist groß. Schon bald nach deren Bekanntwerden und noch vor der Gemeinderatssitzung im Dezember, in der sie vorgestellt wurden, hatten sich in einer Unterschriftenaktion über 500 Menschen gegen einen Neubau ausgesprochen und dafür plädiert, die Schänke möglichst so zu belassen, wie sie ist.Am Montag kam die Fraktionsverwaltung nun dem Drängen der Initiativgruppe und von Bürgermeister Roland Griessmair nach und lud die Bürger zu einem Informationsabend.Fraktionspräsident Karl Erlacher (im Bild) legte dar, dass die bisherigen Strukturen der Schänke tolerierte Provisorien sind, man dies urbanistisch in Ordnung bringen und für die Bevölkerung etwas Neues schaffen möchte. Er verwies auf die Außengestaltungsarbeiten, die die Gemeinde am Schlossberg geplant und teils umgesetzt hat, und in die das Projekt für eine neue Gänseliesl-Schänke eingebunden werden könnte.
Die Kosten für den Neubau, der eine geschlossene Struktur und als Schänke dann ganzjährig betrieben werden soll, bezifferte er mit 450.000 bis 500.000 Euro. Da sich die Investition in einem überschaubaren Zeitrahmen von etwa 20 Jahren amortisieren soll, würde dies einen monatlichen Pachtzins um die 2000 bis 2500 Euro bedeuten.

Projekt

Das Projekt selbst stellte Architektin Unterpertinger vor. Vorgesehen wäre, die Serviceräume in den Hang hineinzubauen, so dass die Struktur dann nicht größer würde als der bisher verbaute Bereich. Erdberührende Bauteile sollen in Stahlbeton, die oberirischen in Holzbauweise, Glas und Schwarzstahl errichtet werden.

Dann hatten die Bürger das Wort. Das Projekt an und für sich gefalle ihnen, meinten mehrere, doch auf der Gänseliesl-Wiese wünschten sie sich etwas anderes. Mit einer neuen Struktur, einem geschlossenen Bau, werde das bisherige Flair, die bisherige Lässigkeit und Leichtigkeit auf diesem besonderen Platz verloren gehen und die Schänke zu einem Lokal werden, wie es andere auch gibt, wurde befürchtet.

Wäre die Pacht zu hoch?

Mehr als fraglich sei zudem, ob sich ein Ganzjahresbetrieb wirtschaftlich überhaupt rechnen, sich ein Pächter finden werde, der bereit ist, 2000 bis 2500 Euro Pacht im Monat zu bezahlen. Zu bedenken sei auch, wie mehrere Anrainer darlegten, dass die Raingasse oft eisig, kaum passierbar ist. Um in ein Lokal zu gelangen, wie es ähnliche auch in der Stadt gebe, werde dann kaum jemand bis zur Gänseliesl gehen.

Einige Reparaturen statt eines Neubaus

Die Gänseliesl-Bar sei ideal als Sommerbetrieb, war die klare mehrheitliche Meinung im Saal. Ein neues Dach, die Erneuerung der Sanitäranlagen, ein behindertengerechter Zugang, Maßnahmen, damit das Hangwasser abfließt – das sei so ziemlich alles, was es brauche, und koste die Fraktion weit weniger als ein Neubau. In diesem Sinne ging die Bitte an die Fraktionsverwaltung, das Vorhaben noch einmal zu überdenken, die Kosten noch einmal durchzurechnen und die Gänseliesl-Bar als etwas Besonders zu erhalten.

„Dass so viele Menschen der Einladung zu diesem Abend gefolgt sind, zeigt, dass das Thema unter den Nägeln brennt“, sagte Fraktionsausschussmitglied Robert Schifferegger. Um die Hygiene- und Sicherheitsvorschriften zu erfüllen, müsse aber etwas getan werden. Jede bauliche Maßnahme erfordere eine Bauleitplanänderung. Noch sei nichts entschieden, alles erst in der Entwicklungsphase, sagte er und versicherte, „dass wir uns die Meinungen, die heute hier geäußert wurden, zu Herzen nehmen werden“.

Für den heurigen Sommer dürfte der Betrieb der Gänseliesl-Schänke gesichert sein. Markus Mair am Tinkhof , der sie in den vergangenen 2 Sommern gepachtet hatte, wird sie wieder führen. Die Gemeinde werde die Lizenz dafür ausstellten, sagt Bürgermeister Roland Griessmair.

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